Dietikon
Für die Sicherheit der Skulpturen: Keine Ruhe im Bruno-Weber-Park

Um die Sicherheit der Werke zu gewährleisten, wurden im Bruno-Weber-Park einige Dutzend Bäume gefällt. Bruno Weber selbst hätte dies nicht gefallen.

Alex Rudolf
Drucken
Obwohl Bruno Weber das Zurückschlagen der Natur gar nicht gefallen hätte...
6 Bilder
Holzarbeiten im Bruno-Weber-Park
Arbeitsort und Aussichtsturm: Von der Hebebühne aus überblicken die Arbeiter das Limmattal.
Daniel Kalt unterstützt mit unentgeltlicher Arbeit Maria Anna Weber bei der Instandhaltung des Parks.
Mit schwerem Geschütz werden die Bäume im Park gefällt.
Modischer Kurzhaarschnitt: Die kahlgeschorenen Bäume lassen Webers Werke zum Vorschein treten.

Obwohl Bruno Weber das Zurückschlagen der Natur gar nicht gefallen hätte...

aru

Oberhalb der Dietiker Familiengärten dröhnt und rumort es. Dieser Lärm rührt aber nicht vom Paukenschlag, mit dem der Bruno-Weber-Park Schlagzeilen machte. Die Nachricht vom geschlossenen Rücktritt des Stiftungsrats ist während der vergangenen Tage in den Hintergrund gerückt. Einige Dutzend Bäume wurden gefällt oder gestutzt. Aufgrund ihres Alters oder ihrer Gesundheit könnten sie bei Unwetter die Werke Webers gefährden.

Ihrem 2011 verstorbenen Mann Bruno Weber sei es wichtig gewesen, seine Kunst und seine Architektur im Einklang mit der Natur zu realisieren, sagt Maria Anna Weber-Godon. «Wenn Bruno wüsste, was hier geschieht, würde es ihm sicherlich wehtun. Er fragte die Bäume immer, ob er neben ihnen Skulpturen oder Gebäude erstellen dürfe», sagt sie zu Daniel Kalt. Dieser besitzt ein Gartenbaugeschäft in Spreitenbach und verrichtet bereits seit mehreren Jahren Arbeiten für den Park – meist unentgeltlich.

Stück für Stück abgesägt

Ort des Geschehens ist der schmale Kieselsteinweg zwischen Pavillon und Familiengärten. Dort türmen sich bereits sieben Holzscheite, alle fein säuberlich einen halben Meter lang gesägt. Daniel kalt erklärt, dass man an dieser Lage die Bäume nicht einfach fällen könne. «Weil der Platz so eng ist und einige Werke Webers so nahe an diesem Weg stehen, müssen wir die maroden Bäume Stück für Stück absägen», so Kalt.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Steigung. Sie macht es Kalt und seinen drei Angestellten nicht einfach, den Wagen mit der Hebebühne zu platzieren. Das Gefährt wird auf dem Kieselweg links und rechts von schief stehenden Bäumen oder Stümpfen eingepfercht. Damit die Hebebühne – bis zu 22 Meter hoch – ausgefahren werden kann, muss das Auto präzis waagrecht stehen, sonst streikt sie. «Auf diesem unebenen Kieselweg ist dies gar nicht so einfach zu bewerkstelligen», wie Kalt erklärt. Er ist gerade dabei, im Bedienungskasten, der am Heck des Transporters angebracht ist, Hebel und Knöpfe zu bedienen. Das Gefährt rüttelt und wankt. Rote und grüne Lichter flacken auf dem Display auf. Nach wenigen Minuten leuchten die Farben auf der Bedienung zur Zufriedenheit des Chefs, er und sein Mitarbeiter betreten die Hebebühne und heben langsam in die Lüfte ab.

Dort erwartet sie der wohl umfassendste Ausblick aufs Limmattal. Von den Umrissen des Zürcher Prime Towers bis hin zum Hochhausensemble in Spreitenbach überblicken die beiden alles. Mit der Steuerung bringt Kalt die rund drei Quadratmeter grosse Plattform in Position, dann kommt die handliche Säge zum Zug. Unter den wachsamen Augen der Flügelhunde wird nun, Halbmeter für Halbmeter, der schief stehende Baum abgetragen. Insgesamt dauerten die Arbeiten vier Tage, gestern Abend waren sie abgeschlossen.

Angewiesen auf Freiwillige

Maria Anna Weber-Godon lud den anschliessend Gartenbaumeister auf eine Erfrischung zu sich. Kalt ist inzwischen ein Freund der Familie. «Der Park ist auf die freiwillige Mitarbeit angewiesen», so Weber-Godon, Kalt ergänzt, dass die diesjährigen Arbeiten besonders wichtig seien. Denn auf dem Waldstreifen seien einige Bäume, die bei Sturm und Unwetter auf den Pavillon oder die Flügelhunde fallen könnten. «Es ist paradox, dass nun Bäume geschlagen werden, obwohl Weber das Nebeneinander seiner Werke und der Natur so wichtig war.», so Kalt, «aber so ist es nun mal.»