Am 17. Forum Wirtschaftsstandort Limmattal drehte sich (fast) alles um Kommunikation.
Hunderttausendfach wurde die Rede von Bundespräsident Johan Schneider-Ammann anlässlich des Tags der Kranken im Internet angeklickt. Mit seiner unbeholfenen, ausdruckslosen Rede machte sich der Magistrat zum Gespött der Internet-Gemeinde. «Ihm wäre gut geraten gewesen, wenn er seine Rede vorher mit Ihnen abgesprochen hätte», sagte Moderator Markus Gilli zum Rhetoriktrainer Thomas Skipwith. Dieser war Redner am 17. Forum Wirtschaftsstandort Limmattal im Hotel Geroldswil. Rund 200 Vertreter aus der regionalen Wirtschaft und Politik waren der Einladung der Limmattaler Zeitung gefolgt, um beim Apéro mit Bekannten zu plaudern und von Profis etwas über gute Kommunikation zu erfahren.
Skipwith erinnerte sich an seine erste Präsentation an der Hochschule St. Gallen: «Ich vergass eine Folie auf dem Hellraumprojektor zu montieren, sodass ich mit wasserfestem Filzstift direkt auf das Glas schrieb.» Er sei ausgelacht worden und noch während Wochen das Gespött auf dem Campus gewesen. Doch er beschloss, zu lernen, wie man eine perfekte Präsentation hält.
Aus diesem einfachen Vorsatz entwickelte Skipwith einen Leitfaden für erfolgreiche Reden. So gelte es als Vorbereitung, seine eigene Hauptbotschaft genau zu kennen und in einem Satz formulieren zu können: «Vor einer Präsentation sollte man sich fragen, welchen Satz das Publikum zum Schluss mit nach Hause nehmen soll», so Skipwith. Weiter sei es notwendig, dass man das Sprechen übe: «Menschen, die schon lange präsentieren, können sich meist eloquenter ausdrücken als jene, die noch wenig Erfahrung haben.» Auch sollte man bei Präsentationen bestrebt sein, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen: «Bitte stecken Sie nicht erst vor dem Publikum auf der Bühne noch das Hemd in die Hose.» Für mehr Selbstbewusstsein und damit einhergehend eine bessere Körperhaltung empfiehlt Skipwith zur Vorbereitung zwei Minuten lang die Arme auszubreiten, vergleichbar mit der Position der Jesus-Statue in Rio de Janeiro. Dies wirke Wunder.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren also bestens für das Gespräch unter der Leitung von Gilli gerüstet. Gemeinsam versuchten sie, die Frage zu beantworten, was gute Kommunikation ist. Für Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation der SBB, steht fest: «Authentisch sein ist das Wichtigste.» Keinem Unternehmen sei geraten, etwas zu verschleiern, da es früher oder später ohnehin rauskomme. Auch sei Kommunikation längst keine Einbahnstrasse mehr: «Die Zeit der plumpen Hochglanz-Plakate ist vorbei. Heute kommunizieren wir mit dem Kunden auf Augenhöhe.»
Dass Authentizität zum Erfolg führt, zeigte Art Furrer, Hotelunternehmer und Skilegende, anschaulich vor. Der bald 80-Jährige betonte, dass sich während seines langen Lebens zwar viel verändert habe, eines sei jedoch gleich geblieben: «Kommunikation muss einfach sein, sodass auch der Hinterste und Letzte die Nachricht versteht.» Furrer kritisierte, dass der digitalen Kommunikation heute ein viel zu grosser Wert beigemessen werde: «Viele vergessen, dass die wichtigste Form des Austauschs das direkte Gespräch ist.» Lediglich zwei Wochen habe er ein Facebook-Profil unterhalten und sich dann wieder abgemeldet. «Es war viel zu kompliziert.»
Jasmina Ritz, Geschäftsführerin der Limmatstadt AG, sprach über die vielen Online-Kommentare oder Nachrichten, die sie im Nachzug zur Abstimmung über die Limmattalbahn erhalten habe. Ihr sei aufgefallen, wie krud der Ton im Internet teils geworden sei: «Die Art und Intensität der Beleidigungen haben mich überrascht», so Ritz. Zumal die Region überschaubar sei und man sich hin und wieder über den Weg laufe.
Ihre eigene Kommunikation sei dann erfolgreich, wenn es ihr gelinge, in anderen Menschen ein Feuer für das Limmattal zu entfachen, sagte Ritz. Diese Begeisterung könne sie nicht verkaufen, ohne selber ein grosser Fan der Region zu sein, mutmasste Gilli. «Es stimmt», antwortete Ritz: «Ich bin wirklich enorm stolz, diese Region nach aussen zu vertreten. Hier ist vieles möglich, das in anderen Gebieten oder gar in der Stadt Zürich längst keinen Platz mehr hat», sagte sie.