Eine neue Studie zeigt, wo Dichte entsteht, und legt «drastische Auswirkungen» auf das Stadtbild offen.
Im Kanton Zürich wurden in der vergangenen Dekade jährlich zwischen 8000 und 11 500 Wohnungen gebaut, die Bevölkerungszahl wuchs derweil um rund 190 000 Personen. Bei diesen Zahlen liegt es auf der Hand, dass die Menschen auf Kantonsgebiet stetig näher zusammenrücken. Doch wie sieht diese Dichte genau aus? Eine gestern veröffentlichte Studie des statistischen Amtes versucht, darauf Antworten zu geben. Dabei spielen die Limmattaler Ballungsräume Schlieren und Dietikon eine grosse Rolle.
Die Studie «Gebäudestruktur und bauliche Dichte» hält fest, dass Dichte dort entsteht, wo enger und höher gebaut wird. Dies geschehe vornehmlich in den «Stadtlandschaften», zu denen neben den Städten Zürich und Winterthur auch das Glattal sowie das Limmattal gehören, und den «urbanen Wohnlandschaften», wie beispielsweise das Gebiet nördlich des Flughafens. Also dort, wo auch der im Jahr 2013 revidierte kantonale Richtplan verdichten will. Darin ist festgehalten, dass 80 Prozent des prognostizierten Bevölkerungswachstums in den beiden genannten Landschaftstypen aufgefangen werden sollen. «Tatsächlich ist es so, dass mit der Umsetzung grösserer Dichten einige Gemeinden bereits heute auf die raumplanerischen Ziele reagieren», sagt Magnus Gocke, Themenverantwortlicher für Raum und Immobilien beim statistischen Amt und Verfasser der Studie.
Dass die Dichte dort entsteht, wo sie auch sollte, lässt sich dadurch feststellen, dass die Anzahl Wohnungen pro neu gebautem Gebäude zunehmen. So beherbergte ein neu erstelltes Wohnhaus in städtischem Gebiet im Jahr 2000 noch durchschnittlich vier Wohnungen. Wie aus der Statistik hervorgeht, ist diese Zahl bis heute auf durchschnittlich 8,5 Wohnungen angewachsen, hat sich in 15 Jahren mehr als verdoppelt. Ein Blick auf den kantonalen Durchschnitt relativiert dieses Bild jedoch. Denn: «Weder die Anzahl noch die Grösse von Mehrfamilienhäusern haben sich massgeblich verändert seit der Jahrtausendwende», sagt Gocke.
Wachstum in den restlichen Teilen des Kantons – wie etwa in den Küstengemeinden des Zürichsees – werde dadurch aufgefangen, dass mehr Mehrfamilienhäuser gebaut werden, die aber stets eine ähnliche Grösse und Anzahl Wohnungen aufweisen wie noch vor 15 Jahren. Das Fazit: Das Limmattal wird mit anderen Stadtlandschaften urbaner und dichter. Diese Tendenz spiegelt sich nicht nur in der Anzahl Wohnungen pro Gebäude wider, sondern ist auch für jeden augenscheinlich. Insbesondere im Bezirk Dietikon. So stellen die Statistiker fest, dass «auf den ersten Blick deutlich wird, dass die Konzentration der Wohnbauentwicklung zu einer drastischen Veränderung des Ortsbilds geführt hat», heisst es im Bericht. Zwar werde auch in ländlichen Gebieten durch den Bau von Mehrfamilienhäusern verdichtet, doch komme dort kein urbanes Gefühl auf. «Der Grund dafür ist, dass in Grossüberbauungen wie etwa dem Limmatfeld in Dietikon oder dem Rietpark in Schlieren auch darauf geachtet wird, städtische Infrastrukturen zu erstellen», sagt Gocke. Diese beinhalten nicht nur Strassen und Wege, sondern auch Plätze und Erdgeschossnutzungen. «Das Beispiel Limmatfeld zeigt, dass bei der Überbauung von Brachen völlig neue, urbanere Ortsbilder entstehen können», so Gocke.
Gocke geht auch auf den aus der dichten Bauweise resultierenden Dichtestress ein, der Städter heimsuchen soll. Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass in Regionen mit Potenzial auf Verdichtung auch die Akzeptanz der Dichte gross sei. «Dichte bietet zudem die Möglichkeit, den Raum zu beleben – etwa mit Kulturangeboten, Restaurants oder Bars», so Gocke. Die Menschen, die in den urbanen Regionen des Kantons leben, würden der Dichte daher durchaus etwas Positives abgewinnen können.
Für die Zukunft prophezeit Gocke dem Limmattal weiteres Wachstum. «Die Flächen, die sich entwickeln lassen, müssen aktiviert werden. Dies kann mittels Um- oder Aufzonungen geschehen.» Dies müsse aber von Quartier zu Quartier individuell betrachtet werden. «Nicht in allen Quartieren ist eine Verdichtung sinnvoll, funktionierende, attraktive Stadtteile gilt es auch vor Verdichtung zu schützen.»