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«Es ist uns ein Anliegen, dass Lebensmittel gegessen werden»

Abgabezwang für nicht verkaufte Lebensmittel? Migros und Coop weisen darauf hin, dass sie bereits heute karitative Organisationen unterstützen.

Sandro Zimmerli
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Im Fokus: Tagesfrischprodukte wie Brot, Wähen, Sandwiches. (V. Markus)

Im Fokus: Tagesfrischprodukte wie Brot, Wähen, Sandwiches. (V. Markus)

AZ

Grossisten sollen Tagesfrischprodukte, die bis zum Ladenschluss nicht verkauft wurden, an gemeinnützige Organisationen abgeben. Das fordert die Birmensdorferin Hélène Vuille (siehe Text oben). «Die Idee ist gut gemeint, aber die Migros setzt primär auf freiwillige Massnahmen», heisst es beim orangen Riesen auf Anfrage. Auch der Migros sei es ein grosses Anliegen, dass Lebensmittel gegessen und nicht fortgeworfen würden. Mit ausgeklügelter Logistik und Planung in den Filialen sorge man dafür, dass der allergrösste Teil der Lebensmittel zum regulären Preis verkauft werden könne.

Tierfutter und Biogas

Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum demnächst ablaufe, biete die Migros zu reduzierten Preisen ihrer Kundschaft und ihren Mitarbeitenden an. «Auch karitative Organisationen erhalten von uns bereits heute Waren, deren Datum bald abläuft», hält die Migros fest. Übrig blieben 1,3 Prozent der Lebensmittel. Davon würden 0,2 Prozent als Tierfutter verwendet. Speiseabfälle mit Fleisch dürften aber laut Gesetz nicht mehr der Verwertung zu Tierfutter zugeführt werden. Aus 0,8 Prozent der Lebensmittel produziere die Migros Biogas, aus 0,1 Prozent Kompost. «Nur 0,2 Prozent landen in den Kehrichtverbrennungsanlagen. Da für uns sämtliche Lebensmittel, die wir wegwerfen müssen, einen Verlust bedeuten, versuchen wir diesen Wert so gering wie möglich zu halten.»

Ähnlich reagiert man auch bei Coop auf Vuilles Idee. Grundsätzlich unternehme man grosse Anstrengungen, um die Menge an Nahrungsmittelabfällen möglichst tief zu halten. Nach einer Preisreduktion für Kunden biete man die Waren den Mitarbeitenden zu reduzierten Preisen an.

«Einwandfreie Lebensmittel innerhalb der Verbrauchsfrist werden an die beiden Organisationen Schweizer Tafeln und Tischlein deck dich abgegeben», schreibt Coop weiter. Diesen Weg werde man auch in Zukunft gehen. «Coop fördert diese beiden Organisationen mit jährlich je 250 000 Franken.»

Wie bei der Migros würde auch bei Coop abgelaufene oder verdorbene Ware nach Möglichkeit zu Tierfutter weiterverwertet, zu Biogas vergärt und kompostiert. «Dank diesen Anstrengungen entsorgt Coop weniger als 0,5 Prozent der Lebensmittel, ein wesentlicher Teil davon aufgrund gesetzlicher Vorgaben.»

Bei der Schweizer Lebensmittelhilfe Tischlein deck dich heisst es, «ein breites Engagement gegen Lebensmittelverschwendung ist grundsätzlich zu begrüssen». Da man von der Initiative noch keine Kenntnis habe, kenne man auch nicht deren Wirkung respektive deren Vor- und mögliche Nachteile für die eigene Arbeit.