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Limmattal
Im Herbst ziehen 28 Kinder des Schulinternats Ringlikon im zurzeit leerstehenden Gebäude ein
Durch die jungen Frauen in ihrer Mitte seien auch sie jung geblieben, sagten die Benediktinerinnen des Klosters Fahr wehmütig, als die traditionelle Bäuerinnenschule auf dem Klostergelände im Sommer 2013 für immer ihre Türen schliessen musste. Zu alt waren die Schwestern geworden, um den Betrieb weiter aufrechtzuerhalten, auch finanzielle Probleme trugen zum Aus bei.
Lange war danach unklar, was mit dem Gebäude geschehen soll, das im Gegensatz zur Klosteranlage auf Unterengstringer Boden liegt. Vorerst bezogen es zwar die Schwestern, während ihre Zellen in der Klausur im Zuge der Gesamtsanierung des Klosters unbewohnbar waren. Doch im November konnten sie wieder zurück in die barocke Anlage in der Würenloser Exklave zügeln.
Wie es langfristig mit der Bäuerinnenschule weitergeht, steht auch heute noch in den Sternen. Doch für die nächsten drei Jahren ist eine Zwischenlösung gefunden, wie Priorin Irene Gassmann auf Anfrage mitteilt. Im Herbst werden die Kinder des Schulinternats Ringlikon neues Leben ins Haus bringen. Das heutige Internatsgebäude in Uitikon muss erneuert werden; in den letzten 50 Jahren ist dort nicht genügend in den Unterhalt investiert worden, nun muss eine umfassende Sanierung her, wie Gesamtleiter Patrick Isler-Wirth auf Anfrage erklärt.
Für das Intern+at der Stiftung Zürcher Kinder- und Jugendheime sei es «ein grosser Gewinn», sein Provisorium in der ehemaligen Bäuerinnenschule des Klosters Fahr aufschlagen zu können, zumal sich die Suche nach einer temporären Herberge nicht einfach gestaltet hatte. Denn im Internat gehen Kinder zur Schule, die sowohl aus verschiedensten Gründen nicht von den Eltern zu Hause betreut werden können als auch verhaltensauffällig sind oder Mühe mit dem Lernen haben – Kinder also, die auch im Rahmen der integrativen Sonderschulung nicht in der Volksschule unterkommen können
Das Kloster Fahr, das Isler-Wirth noch aus seiner eigenen Kindheit kennt, biete mit der ehemaligen Bäuerinnenschule der Internatsschule alles, was sie braucht: Nicht nur sei das Gebäude selbst in gutem Zustand, es gebe drumherum auch genügend Grün- und Pausenflächen, die es für den Internatsbetrieb braucht. In der Institution werden Kinder vom ersten Kindergarten bis zur sechsten Klasse betreut – «da hätten wir nicht einfach in irgendeine leerstehende Industriehalle ziehen können», so Isler-Wirth. Insgesamt bietet das Schulinternat Ringlikon 36 Plätze; 28 Kinder leben im Internat, weitere acht gehen dort tagsüber zur Schule.
Auch die Klostergemeinschaft freut sich auf die neuen Nachbarn. «Einmal mehr hat es sich einfach gefügt», sagt Priorin Irene, auf die das Internat genau im richtigen Moment zugekommen sei. Für die Schwesternschaft sei diese Zwischennutzung «ein Glücksfall» – sie freuen sich, dass das Haus nun nicht einfach leer steht, sondern belebt wird. «Das ist gut für die Bausubstanz und für uns», sagt die Priorin.
Mit dem Schulinternat zieht nun eine fremde Organisation in das gleich neben der Klosteranlage liegende Gebäude; die Bäuerinnenschule hatten die Schwestern noch selbst geführt. «Der auf drei Jahre befristete Mietvertrag gibt uns nun eine Gelegenheit, damit Erfahrungen zu sammeln», so Priorin Irene, «um zu beobachten, wie das die Schwesternschaft und den ganzen Platz verändert».
Klar ist: Die Klausur, in der die 20 Benediktinerinnen leben, ist für das Internat unantastbar – so, wie sie auch für die angehenden Bäuerinnen schon war. Das heisst aber nicht, dass zwischen den Generationen kein Austausch stattfinden wird. Priorin Irene kann sich auch gut vorstellen, dass es dann mal ein gemeinsames Fest gebe. Sie freut sich, gerade Kindern mit schwierigen Biografien einen friedlichen Ort zur Verfügung stellen zu können. «Wenn sie hier schöne Erfahrungen machen können – was will man mehr?»
Vor allem aber gebe die Zwischennutzung ihnen den Raum, ohne Zeitdruck eine langfristige Lösung für die Zukunft des Klosters zu erarbeiten, sagt Priorin Irene – nicht nur, was die alte Bäuerinnenschule betrifft. Denn die Schwesternschaft wird älter; der Klosterbetrieb wird sich verändern. «Noch sind wir als Gemeinschaft fähig, eine neue Gesamtstrategie mitzugestalten.» Dabei müssten alle Anlagen wie etwa auch das Restaurant oder die Landwirtschaftsflächen in Betracht gezogen werden: «Das Kloster Fahr ist ein Ensemble, bei dem das Drumherum genau so wichtig ist wie die eigentliche Klosteranlage.» Klar ist dabei heute erst eines: Eine grüne Oase und ein Ort der Begegnung soll das Fahr auch in Zukunft bleiben.