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Der 22-jährige Dominik Lamprecht (CVP) ist der jüngste Parteipräsident in Dietikon. Im Interview erklärt er, wie er die Partei führen will und was seine politischen Ziele sind.
Herr Lamprecht, Sie wurden kürzlich zum neuen Präsidenten der CVP Dietikon gewählt. Sind Sie dafür mit 22 Jahren nicht ein wenig jung?
Dominik Lamprecht: Ich denke nicht. Ich habe für mein junges Alter doch schon recht viel Erfahrung gesammelt in der Politik und Vereinsführung. Und am Ende ist es nicht anders, als wenn ich einen anderen Verein leite, einfach mit mehr medialer Beachtung.
Sie waren zwei Jahre lang Präsident der Jungwacht-Blauring. Kann man das Führen von Kindern und Jugendlichen wirklich vergleichen mit dem Führen von erfahrenen Politikern?
Ich persönlich finde das Führen von Jugendlichen eine grössere Herausforderung. Das ist eine sehr heterogene Gruppe, bei der die einen viel, die anderen wenig Erfahrung mitbringen. Es ist nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Ältere Leute wissen eher, was sie wollen.
Haben Sie kein Bedürfnis, der Partei Ihren eigenen Stempel aufzudrücken?
Nein. Ich bin kein Fan von Einzelpersonen-Politik. Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir zusammenarbeiten.
Waren Sie überrascht, als der Vorstand auf Sie zugekommen ist?
Nein. Ich war sehr überrascht, als sie mich vor einem Jahr bereits einmal angefragt haben. Damals kam es mir aber sehr ungelegen, zudem war ich noch nicht lange in der CVP. Ich wollte erst einmal die Partei besser kennen lernen.
Dann kam die Anfrage diesmal nicht aus heiterem Himmel.
Nein.
Was hat sich seither für Sie geändert, dass Sie nun bereit für den Job sind?
Ich habe andere Aufgaben zurückgestellt und es hat sich auch sonst einiges geändert. Es hat nun einfach gepasst.
Sie sind bereits im Vorstand der jungen CVP des Kantons und Co-Präsident des Jugendparlaments. Wie lange ist Politik schon Teil Ihres Lebens?
Ich bin politisch aktiv seit Anfang 2009; damals vor allem im Jugendparlament. Ein Jahr später fragte mich jemand von der CVP, ob ich mich als Gemeinderatskandidat aufstellen lassen wolle. Ich entschloss mich dazu, da ich bereits Sympathien für die CVP hatte.
Woher kommt diese Sympathie – stammen Sie aus einer CVP-Familie?
Gar nicht. Meine Familie ist politisch nicht besonders aktiv und niemand ausser mir ist in einer Partei.
Wieso haben Sie sich zur CVP hingezogen gefühlt?
Ich war schon früh mit der katholischen Kirche verbunden und lernte dadurch einzelne CVP-Mitglieder kennen – und fand auch ihre Politik gut. Andererseits hat mich die politische Mitte schon immer interessiert. Ganz rechts und ganz links sind mir die Ansichten oft zu extrem. Das hat die CVP zur logischen Wahl für mich gemacht.
Das ist sie längst nicht für alle Jungen. Viele fühlen sich eher zu einem Pol hingezogen.
Von aussen wirkt das vielleicht so. Aber ich erlebe, wie die CVP immer jünger wird. Es gibt immer mehr aktive Junge.
Ist Politik für Sie Leidenschaft oder Notwendigkeit?
Sowohl als auch. Zum einen hat man in der Schweiz hervorragende Möglichkeiten, sich einzubringen und etwas zu verändern. Zum anderen kann man Erfahrungen sammeln und daran wachsen.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen, was treibt Sie an?
Die Umwelt liegt mir sehr am Herzen. Es ist wichtig, dass wir unseren Energiehaushalt in den Griff bekommen und vermehrt auf erneuerbare Energie setzen. Ich engagiere mich aber auch für soziale Themen und Bildung.
Wollen Sie als jüngster Parteipräsident in Dietikon auch besonders auf junge Themen setzen?
Die Anliegen der Jungen liegen mir sehr am Herzen. Doch ich will mich nicht nur jungen Themen widmen, denn es gibt viele Probleme, die in Dietikon angepackt werden müssen. Da ist es wichtig, dass die Jungen ihren Beitrag zur positiven Entwicklung leisten.
Nervt es Sie, dass sich viele Junge nicht mehr für Politik interessieren?
Nerven ist das falsche Wort. Aber ich finde es schade, dass viele Junge ihre politischen Rechte nicht wahrnehmen. Es müssen nicht alle selbst politisch aktiv sein, doch es wäre gut, wenn sich alle zumindest informieren würden.
Man hört oft: Meine Stimme nützt doch nichts.
Das stimmt eben nicht. Ich bin sicher, man kann seine Meinung äussern und sie wird gehört. Alle Jungen zusammen haben ein riesiges Potenzial. Wenn Junge aber nicht abstimmen, müssen sie sich nicht wundern, wenn auch nicht zu unseren Gunsten entschieden wird.
Haben Sie politische Vorbilder?
Ich fand Otto Ineichen, der leider verstorben ist, immer sehr interessant. Ich habe es bewundert, wie er sich für die Jugend und die Schweiz eingesetzt hat. Es braucht mehr solche Leute.
Keine CVP-Grössen?
Mir gefallen auch Urs Schwaller oder natürlich Doris Leuthard. Toll finde ich zudem Josef Wiederkehr aus Dietikon, der für sein doch noch junges Alter schon sehr viel erreicht hat.
Wohin geht es für Sie als Nächstes auf Ihrer politischen Karriereleiter: in den Gemeinderat, den Kantonsrat?
Ein Amt wie Kantonsrat oder Gemeinderat braucht viel Zeit und die will ich auch zur Verfügung stellen können.
Prinzipiell sind Sie aber nicht abgeneigt?
Nein. Gerade der Gemeinderat ist in greifbarer Nähe. Ich bin bereits zweiter Ersatz auf der Liste.
Gibt es einen Traum – reizt Sie Bern?
Ja. Der Weg dorthin ist zwar sehr schwierig, doch mich würde vor allem der Ständerat reizen. Es spricht mich an, dass dort sehr sachbezogen statt parteibezogen gearbeitet wird. Das wäre ein persönlicher Traum.