Die Strassenabsperrungen sind grösstenteils weg – doch die Anwohner treffen sich lieber anderswo als auf dem neu gestalteten Platz. Der Präsident des Quartiervereins möchte dem Ort gerne neues Leben einhauchen.
Der Quartierplatz Schönenwerd an der Birmensdorferstrasse in Dietikon ist einen Schritt weiter: Seit kurzem stehen direkt davor zwei Stationshäuschen der Limmattalbahn. Sie wurden im Dezember gebaut, nachdem zwischen Juni und Oktober der Strassen- und Gleisbau stattgefunden hatte. Auch am Platz selber wurde gewerkelt. Bis im Frühling wird nun der Bereich rund um den Brunnen gepflästert. So wird der Platz dann fertiggestellt sein – geziert von frisch gepflanzten Bäumchen mit weiss bemalten Stämmen.
Etwas schräg in der Landschaft steht das neu platzierte Schild des Quartiervereins Schönenwerd. «Man dachte wohl, beim Quartierverein Schönenwerd, da kommt es nicht so darauf an», sagt Christoph Schätti, Präsident des Vereins. Er nervt sich zwar darüber, wie das Schild aufgestellt wurde, aber mit dem Rest kann er sich anfreunden: «Der Platz ist schön herausgekommen. Er ist offen, früher war er sehr geschlossen.» Aber: Nicht das Quartier profitiere, sondern vor allem der Coop. Wo vor den Bauarbeiten Büsche den Quartierplatz zur Strasse hin abgrenzten, führt jetzt nämlich eine breite Treppe einladend zum Eingang des Ladens. Zum Einkaufen praktisch, doch als Treffpunkt werde der Platz nicht mehr genutzt.
Dies vor allem, seit Anfang September die Post ihre Filiale Brunau am Quartierplatz geschlossen habe, sagt Schätti.
«Das Quartier ist mit der Post gestorben.»
Er setzte sich im letzten Jahr vehement für den Erhalt der Filiale ein und erhielt dabei viel Unterstützung von den Anwohnern. Letzten März überreichte er dem Dietiker Stadtpräsidenten Roger Bachmann (SVP) insgesamt 1632 Unterschriften von Personen, die sich gegen die Schliessung aussprachen. Doch da die Filiale für die Post nicht mehr rentierte, half das alles nichts. Als Ersatzlösung eröffnete im September im Kiosk am Bahnhof Glanzenberg eine Post-Agentur. Der Ersatz sei aber kein Vergleich zu vorher, findet Schätti. «Als ich dort letztens 300 Franken abheben wollte, sagten mir die Angestellten, ich könne um 17 Uhr wieder kommen. Dann hätten sie wieder Geld.»
Von vielen Anwohnern werde neu das Restaurant Rustica mit dem Denner daneben als Treffpunkt genutzt, sagt Schätti. Den Quartierplatz wolle er aber deswegen nicht aufgeben. In der ehemaligen Post-Filiale solle ein Quartierzentrum entstehen, wie die SP im März dem Stadtrat in einem offenen Brief vorschlug. Schätti möchte auch, dass ein Restaurant in die Räumlichkeiten einzieht. Ausserdem solle das Quartierzentrum für Aufgabenstunden, Jassnachmittage und Musikvorstellungen genutzt werden können – zum Zusammenkommen.
Wann es tatsächlich zur Umsetzung eines solchen Zentrums kommen könnte, ist unklar.
«Es geht nichts voran, nicht bei der Stadt und nicht im Gemeinderat. Das ist immer so in der Wahlphase»,
sagt Schätti. Auch wer ein solches Quartierzentrum leiten könnte, ist noch offen. «Ich möchte mitarbeiten, aber stemmen kann ich das Projekt mit dem Verein nicht», sagt Schätti. Die rund 100 Mitglieder des Quartiervereins hätten einen Altersdurchschnitt von 75 oder 80 Jahren und könnten deshalb nicht mehr so aktiv sein, sagt er. Und an jungem Zuwachs mangle es bedauerlicherweise.