Mit seinem Engagement für die Corona-Massnahmen machte sich Peter Metzinger in letzter Zeit nicht nur Freunde. Ein Kritiker ging ihn nun tätlich an, wie Metzinger sagt. Er nennt den Angreifer einen «Covidioten».
Bereits in der Vergangenheit erhielt der Dietiker Gemeinderat Peter Metzinger (FDP) Hassmails und Drohungen von Seiten der Massnahmenkritiker und Corona-Leugner. Nun ging einer auf ihn los: Im Limmat Tower wurde Metzinger Opfer eines Angriffs. Dies teilte der 57-Jährige, der sich unter anderem für ein Ja zum Covid-Gesetz engagierte, letzte Woche auf Twitter mit. So habe ihm ein Nachbar, «ein unmaskierter Covidiot» einen Tritt gegen das Schienbein verpasst.
Auf Anfrage der «Limmattaler Zeitung» erzählt Metzinger nun die ganze Geschichte. Er sei am Freitagmorgen von seiner Wohnung aus runter in Richtung Büro gefahren. Unterwegs habe der Lift angehalten, woraufhin er seinem maskenlosen Nachbarn gegenübergestanden sei. Das sei «eine ähnliche Situation wie schon einmal» gewesen. Damals habe Metzinger den Nachbarn gebeten, den Lift nicht ohne Maske zu betreten. Daraufhin habe sich der Nachbar in den Lift gedrängt und «sehr aggressiv» einen Streit angezettelt. Bei diesem Vorfall sei auch seine Frau anwesend gewesen, sagt Metzinger.
Nach diesen Erfahrungen habe Metzinger am Freitag beim Anblick des Nachbarn überlegt, den Lift zu verlassen. Das sei aber nicht möglich gewesen, weil dieser im Weg stand. Nach dem Tritt habe er den Lift verlassen. Der Nachbar sei ihm aber gefolgt und habe nochmals versucht, ihn zu treten. Dazu habe der Nachbar ihn bedroht und lautstark gebrüllt, er werde ihn schon noch kriegen und umbringen.
Wie Metzinger sagt, sei sein Nachbar felsenfest davon überzeugt, «dass die Pandemie nur erfunden worden ist, um die Menschheit zu kontrollieren und zu dezimieren». Trotzdem hat Metzinger keine Angst. «Ich bin schon ganz anders bedroht worden», sagt er. Bereits letzte Woche hat er via Twitter angekündigt, Strafanzeige zu stellen. Aufgrund seines vollen Kalenders sei er aber noch nicht dazu gekommen, sagt er. Er werde dies aber noch nachholen und habe sich bereits über das Vorgehen erkundigt. Derzeit verspüre er Ratlosigkeit und Ohnmacht, wenn er beobachte, dass sich gewisse Personen derart egoistisch und rücksichtslos verhalten und sich nicht an die Massnahmen halten. «Eigentlich sollten wir in einer Situation wie dieser zusammenhalten und den Feind gemeinsam bekämpfen», sagt Metzinger. Und: «Das Virus ist der Feind und nicht der Nachbar.»
Obwohl Metzinger von vielen Twitter-Usern Unterstützung erhielt, häufen sich unter seinem Beitrag auch Spott und Kritik. Sein Engagement für die Corona-Massnahmen brachte ihm nicht nur Freunde ein. So war Metzinger etwa noch im Juni 2020 der einzige Gemeinderat im Dietiker Parlament, der eine Maske trug. Im November weibelte er als Kampagnenleiter für die Ja-Kampagne der Zivilgesellschaft für das Covid-Gesetz und zuletzt forderte er den Stadtrat bezüglich den Coronatests an Dietiker Schulen zum Handeln auf. In diesen Monaten habe er «schon öfters eindeutige Mails bekommen». Einen Teil habe er an die Polizei weitergeleitet. Auch Bedrohungen und üble Beschimpfungen seien keine Seltenheit. Man müsse eine dicke Haut haben, wenn man in der Öffentlichkeit stehe und gewisse Positionen vertrete, sagt Metzinger.
Dass Metzinger den Vorfall im Lift nun publik gemacht hat, sei «spontan und aus dem Ärger heraus entstanden». Er habe damit gleichzeitig aufzeigen wollen, was derzeit in der Gesellschaft passiert. So funktioniere eine Demokratie nur, «wenn wir eine gemeinsame Wahrheit und gewisse Werte haben». Falschinformationen aber würden eine vernünftige und faktenbasierte Politik verunmöglichen. Metzinger appelliert deswegen an alle, kritisch zu bleiben und die Dinge zu hinterfragen. Gerade dann, wenn die Informationen aus «dubiosen Kanälen im Internet stammen».
Seinem Schienbein geht es derweil gut. So habe er zu keinem Zeitpunkt Schmerzen gehabt, da er reflexartig reagiert und das Bein schnell zurückgezogen habe, sagt Metzinger.