Dietikon
Die städtische Volksinitiative «Ja zu einer regionalen Landwirtschaft» will das Niderfeld für Landwirtschaft erhalten

Bernhard Schmidt will das geplante Neubauquartier am westlichen Dietiker Stadtrand verhindern. Deshalb hat er diese Woche eine Volksinitiative eingereicht.

Florian Schmitz
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Auf der grossen Baulandreserve am westlichen Stadtrand soll ein neues Quartier entstehen.

Auf der grossen Baulandreserve am westlichen Stadtrand soll ein neues Quartier entstehen.

Severin Bigler / ©

Im Gebiet Niderfeld in Dietikon soll frühestens ab 2028 ein neues Stadtquartier entstehen, dass Wohnraum für 3000 Menschen und rund 4000 Arbeitsplätze bieten wird. Das Land an der Grenze zu Spreitenbach gehört zu den letzten grossen Baulandreserven im Limmattal. Der Dietiker Bernhard Schmidt (parteilos) will das Grossprojekt verhindern. Deshalb hat er diese Woche bei der Stadt die Volksinitiative «Ja zu einer regionalen Landwirtschaft» eingereicht.

«Das unbebaute Land im Niderfeld, welches im Besitz der Gemeinde Dietikon ist, wird bis mindestens im Jahr 2040 der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt»,

fordert Schmidt im Initiativtext. Eine Ausnahme sieht er für das im Quartier geplante Schulhaus vor. Zudem hält er fest, dass ein möglicher Verkauf des städtischen Landes bis 2040 dem obligatorischen Referendum unterstehen würde.

Initiant Bernhard Schmidt.

Initiant Bernhard Schmidt.

Severin Bigler / LTA

Sechs Monate Zeit, um die Unterschriften zu sammeln

Schmidt hat nun ein halbes Jahr Zeit, um die nötigen 500 Unterschriften zu sammeln, ­damit die Initiative zustande kommt. «Ich werde sie im Nu zusammenhaben», sagt er. Denn das Thema Wachstum bewege viele Menschen. Schon beim Einsatz gegen die Limmattalbahn seien die Unterschriften sehr schnell zusammengekommen, weil der Unmut in der Bevölkerung spürbar gewesen sei, sagt der Initiant der 2018 abgelehnten kantonalen Volksinitiative «Stoppt die Limmattalbahn – ab Schlieren».

Im Niderfeld besitzen viele verschiedene Parteien Land. Die grössten Grundeigentümer im Gebiet sind laut der Website www.niderfeld.ch neben der Stadt Dietikon die Planzer AG und Josef Wiederkehr. Um die Interessen der vielen Grundeigentümer gemeinsam zu vertreten und die Planung zu koordinieren, wurde 2012 der Verein der Grundeigentümer Niderfeld gegründet, der von Balz Halter präsidiert wird. Weil das Gebiet im Zürcher Richtplan als Zentrumsgebiet von kantonaler Bedeutung definiert ist, redet auch der Kanton bei den Nutzungsvorgaben mit.

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Dass seine Initiative vielleicht für ungültig erklärt werden könnte, weil die Stadt seine Forderung nicht für umsetzbar halten könnte, stört Schmidt nicht. «Ich habe es nicht juristisch prüfen lassen», sagt er. Aber viel wichtiger sei sowieso, dass die Initiative «als Signal an die Behörden» aufzeigen könne, wo die Bevölkerung überhaupt steht. Denn im Austausch mit Dietikerinnen und Dietikern stelle er viel Skepsis gegenüber dem Grossprojekt fest. Sollte die Abstimmung dies bestätigen, könne er sich gut eine Initiative auf kantonaler Ebene vorstellen, um das gesamte Niderfeld in eine Freihaltezone umzuwandeln. Er sagt:

«Wir müssen unsere demokratischen Mittel nutzen, um uns zu wehren.»

Zeichen gegen ungebremstes kapitalistisches Wachstum

«Wir sollten versuchen, bei der Lebensmittelversorgung wieder autonomer zu werden», begründet Schmidt seine Forderung, das städtische Land für Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Auch ökologisch mache es Sinn, möglichst auf kurze Wege zu setzen statt Lebensmittel zu importieren. Zudem gehe es ihm darum, das enorme gesellschaftliche Wachstum zu bremsen. Das Mammutprojekt Niderfeld befeuere den kapitalistischen Teufelskreis aus riesigen Investitionen, die wiederum grosse Gewinnerwartungen schüren. «Diese Logik müssen wir durchbrechen», sagt er.

Die Entwicklung im Niderfeld zu bremsen, sei ihm schon lange ein zentrales Anliegen, sagt Schmidt. Aber natürlich sei es kein Zufall, dass er die Initiative so kurz vor den Wahlen eingereicht habe, bei denen er als Stadtpräsident und Stadtrat kandidiert: «Das ist ein gutes Mittel, um zu zeigen, wie ich denke und wofür ich stehe.»