Dietikon
Rechtsabbiegen bei Rot, zu wenig Licht bei der «Schmiedstube» und der Tauben-Mais – diese Fragen beantwortete der Stadtrat in der Fragestunde

In der Fragestunde des Dietiker Parlaments waren unter anderem Flüchtlinge ein Thema – aber auch Verkehr und Vögel gaben zu reden.

David Egger
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Ja, Dietikon hat einen Taubenwart. Und die Stadt weiss auch, wer die Tauben auf dem Kirchplatz regelmässig füttert.

Ja, Dietikon hat einen Taubenwart. Und die Stadt weiss auch, wer die Tauben auf dem Kirchplatz regelmässig füttert.

Nicole Nars

Die Sitzung des Dietiker Gemeinderats am Donnerstagabend im Stadthaus startete mit einer Fragestunde. Die Gemeinderatsmitglieder hatten sich total 26 Fragen überlegt, die die Stadträte allesamt beantworteten. Manche Antworten fanden die Fragesteller spannend, mit manchen waren sie zufrieden und mit anderen waren sie unzufrieden. Eine Auswahl.

Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine haben zurzeit in der Stadt Dietikon Zuflucht gefunden?

Diese Frage stellte Sophie Winkler (GLP). Antwort geben musste Sozialvorstand Philipp Müller (FDP). Es sei die Frage, die er derzeit am häufigsten gestellt bekommen, sagte er. Doch sei sie nicht so trivial zu beantworten, wie es auf den ersten Blick scheine.

«Ukrainerinnen und Ukrainer dürfen während 90 Tagen visumsfrei in die Schweiz einreisen und sich hier aufhalten. Die ersten Erfahrungen haben gezeigt, dass das viele machen. Sie reisen ein und melden sich nirgends an. Nicht zuletzt darum, weil sie hoffen, schon bald wieder in ihr Heimatland zurückreisen zu können.» Zudem seien die kantonalen Systeme zurzeit am Anschlag. Entsprechend gehe die Stadt davon aus, dass es derzeit noch eine grosse Dunkelziffer gebe, die sich in Dietikon aufhalte.

Tatsächlich erfasste geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer habe man derzeit 126. Davon seien 66 Frauen, 18 Männer, 22 Mädchen und 20 Knaben. Sieben Wohneinheiten seien von der Stadt Dietikon und 19 werden derzeit noch von Privaten gestellt. «Wir rechnen damit, dass mindestens 70 Prozent der privat untergebrachten Personen früher oder später in eine städtische Unterbringung übertreten werden. Die Sozialabteilung hat einen grossen Effort geleistet und darum kann ich heute sagen, dass wir parat sind, um all diese Leute unterzubringen», so Müller.

Wann wird die Liste mit den inventarisierten kommunalen Denkmalschutzobjekten veröffentlicht?

Gefragt hatte das Andreas Wolf (Grüne). Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass diese Forderung an den Stadtrat herangetragen wurde. Denn die heutige Situation ist so, dass Grundeigentümer von der Stadt nur darüber informiert werden, dass ihr Eigentum sich im Denkmalschutzinventar befindet, wenn sie explizit bei der Stadt nachfragen. Ein Überblick für die Öffentlichkeit fehlt nach wie vor. Hochbauvorstand Anton Kiwic (SP) sagte, dass geplant sei, dass das Inventar Ende Oktober veröffentlicht wird.

Kiwic machte klar, dass er weiss, dass der Stadtrat schon vor zweieinhalb Jahren gesagt habe, dass er sie bald veröffentlichen wollte. Dass das bisher noch nicht geklappt habe, habe insbesondere mit der Jakobstrasse und der Poststrasse zu tun. Die Stadt wolle dort alle gleich behandeln, «und nicht den einen Nachbarn so und den anderen anders». Für diese Gleichbehandlung sei ein Gestaltungshandbuch nötig. Hier kam es aber offenbar zu Verzögerungen. Aus welchen Gründen genau, sagte Kiwic nicht.

Gibt es in Dietikon einen Taubenwart oder eine Taubenwartin? Falls ja: Welche Aufgaben hat diese Person und wie schätzt sie die Situation in Dietikon, insbesondere im Zentrum, ein? Welche Massnahmen gegen Taubenschwärme werden unternommen oder sind geplant?

Zu dieser Frage von Catalina Wolf-Miranda (Grüne) musste Sicherheits- und Gesundheitsvorstand Heinz Illi (EVP) Stellung nehmen. «Ja, die Stadt hat einen vom Stadtrat gewählten Taubenwart. Dieser ist im Besitz eines gültigen Zürcherischen Jagdpatents. Und er ist gewählt für die Periode von 2017 bis 2025. Er ist ermächtigt, den Taubenbestand auf dem Stadtgebiet zu vermindern», sagte Illi. Dies könne er entweder mittels Abschuss tun – «was in einer Stadt aber relativ gefährlich ist», wie Illi präzisierte – oder mittels Einfangen oder mittels Vernichten der Brut.

Erst kürzlich habe die Stadt ein Gespräch gehabt mit dem Taubenwart, unten an der Limmat. «Dort hat es inzwischen auch viel mehr Tauben, denn sie werden extrem häufig gefüttert. Ganze Kilogramm Brot werden dort hingeworfen», so Illi. Das Füttern der Wildtauben sei eines der grössten Probleme. Vor allem auch am Kirchplatz, jeweils um 9.30 Uhr. Ein ganzer Taubenschwarm wisse genau, dass zwischen 9.30 und 10 Uhr eine Frau auf den Kirchplatz komme und sie Maiskörner und Griess ausstreue, um sie zu füttern. «Wir sind dran, dieser Frau immer wieder zu zeigen, dass es nicht gut ist, Wildtiere zu füttern, schon gar nicht in der Stadt», so Illi. Den finalen Erfolg hat die Stadt dabei offenbar noch nicht erzielt.

Doch ist noch nicht aller Tage Abend. Denn Illi sagte eben auch, dass laut dem Taubenwart die Tauben-Situation derzeit noch nicht so sei, dass sie stark reduziert werden müssten. Der Taubenwart habe mehr zu tun in der Beratung. Er berät Liegenschaftsbesitzer dahingehend, was sie machen können, damit die Tauben beim Gebäude nisten können. So richtig tätig werde der Taubenwart jeweils beim Vernichten der Taubenbrut.

Ein solches Schild, das Velofahrern das Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt, gibt es in Dietikon nur eines. Und das bleibt so.

Ein solches Schild, das Velofahrern das Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt, gibt es in Dietikon nur eines. Und das bleibt so.

Christian Beutler / Keystone

Wann wird es auch in Dietikon die ersten Schilder geben, die «Rechtsabbiegen bei Rot für Velos erlaubt» signalisieren?

Dies wollte Beat Hess (Grüne) wissen. Antworten musste Stadtpräsident Roger Bachmann (SVP). «Die Kantonspolizei hat alle möglichen Standorte in Dietikon bereits untersucht», so Bachmann. Die Ausbeute darf man allerdings als klein bezeichnen. «Ein solches Signal steht bisher an einem Ort – am Ochsen-Knoten gerade beim Restaurant Ochsen, wenn man von der Oberdorfstrasse nach rechts in die Oberdorfstrasse Richtung Spreitenbach einbiegt.

Hess erwiderte, dass man die Hoffnung habe, dass es noch mehr werden. Hoffen dürfe er natürlich, so Bachmann. Aber: «Das Problem ist, dass die Verkehrssituation und die Auslastung der Strassen dies bei anderen Verkehrsknoten wenigstens im Moment nicht zulässt. Das ist ein Entscheid, den die Kantonspolizei gefällt hat.

Wie ist der Stand bei der mittels Petition von Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohnern geforderten Tempo-30-Zone im Weinbergquartier?

Diese Frage von Silvan Fischbacher (SP) musste ebenfalls Stadtpräsident Roger Bachmann (SVP) beantworten. Die Petition war im Juli 2021 eingereicht worden. Nach der Einreichung der Petition sind laut Bachmann verschiedene Messungen und Begehungen gemacht worden. Aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse sei man derzeit an der Erarbeitung von Tempo 30 in diesem Quartier.

Genauer: Die Stadt erarbeitet Tempo 30 in den Quartierstrassen des Weinbergquartiers, nicht aber auf der Weinbergstrasse selbst. Dass diese Strasse ausgeschlossen ist von Tempo 30, habe mit dem Busbetrieb zu tun. Diesen wolle man nicht tangieren.

Die Umsetzung will der Stadtrat in das Budget 2023 aufnehmen. Daraufhin fragte Fischbacher, ob die Tempo-30-Zone entsprechend im Jahr 2023 komme. «Ich würde mal mit 2024 rechnen», antwortete Bachmann. «Okay», erwiderte Fischbacher.

Wie stellt der Stadtrat beim schlecht beleuchteten Fussgängerstreifen an der Oberdorfstrasse auf Höhe der ehemaligen «Schmiedstube» eine sichere Fussgängerüberquerung sicher?

Das wollte David Steinegger (Mitte) wissen. Und er trat damit offene Türen ein. «Die Stadt hat das auch schon registriert, dass diese Beleuchtung nicht optimal ist», so Stadtpräsident Bachmann. Es sei so, dass die definitive Beleuchtung derzeit noch fehle. Die Stadt habe diese Problematik dem Strasseneigentümer, also dem Kanton, schon weitergeleitet. «Wir werden ein Auge darauf haben, damit das verbessert wird», so Bachmann.

Schmierereien mit nicht zitierbaren Sprüchen sind in Dietiker Unterführungen diverse zu sehen. Die Stadt plant aber auch in Zukunft nicht, die Unterführungen schöner und künstlerischer zu gestalten.

Schmierereien mit nicht zitierbaren Sprüchen sind in Dietiker Unterführungen diverse zu sehen. Die Stadt plant aber auch in Zukunft nicht, die Unterführungen schöner und künstlerischer zu gestalten.

David Egger

Ist es möglich, Projekte für die Gestaltung einzelner Unterführungen mit Jugendlichen, wie im Bericht vom 26. September 2011 zu einem Postulat beschrieben, wieder aufzunehmen und umzusetzen?

Das wollte Christiane Ilg-Lutz (EVP) wissen. Die Antwort gab Infrastrukturvorstand Lucas Neff (Grüne). Er wies darauf hin, dass dieses rund elf Jahre alte Postulat vom früheren Stadtrat angegangen worden sei. Es seien damals entsprechende Projekte gestartet worden, doch seien diese nie ausgeführt worden. Und so geriet die Sache in Vergessenheit. «Der heutige Stadtrat hat die Sache in keiner Art und Weise auf dem Radar», machte Neff klar.

Ilg-Lutz reagierte prompt und fragte, ob man die Sache nicht wieder aufnehmen könnte. Neff wies darauf hin, dass er jetzt nur seine persönliche Meinung sagen und nicht für den ganzen Stadtrat sprechen könne. Er hielt fest, dass nur eine der Unterführungen in Dietikon der Stadt gehöre, und diese auch nur zur Hälfte – die andere Hälfte gehört der SBB. Es handelt sich hierbei um die Unterführung von der Poststrasse (beim Café Plaza) an die Limmat. Alle anderen Unterführungen gehörten dem Kanton, so Neff.

Er wies zudem darauf hin, dass so ein Projekt mit hohen Kosten und sehr aufwendigen Abklärungen verbunden sei. Und zum Schluss sagte Neff: «Ich finde, Kunstwerke haben etwas besseres verdient als eine schummrige Unterführung.»