Dietikon
Bittersüsser Wahlsonntag für die Frauen: Die Dietikerinnen sind noch nicht am Ziel angekommen

Am Sonntag schaffte eine Frau den Sprung in den Dietiker Stadtrat. Ins Gemeindeparlament wurden lediglich zwölf gewählt, das sind gleich viele beziehungsweise wenige wie vor vier Jahren. Die Plattform «Dietikerin.net» hat somit erst ein Teilziel erreicht.

Lydia Lippuner
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Sie sicherte den Frauen einen Sitz im Stadtrat: Catherine Stocker-Mittaz (Mitte, links), erhält zur Wahl in den Stadtrat Blumen von Stadtschreiberin Claudia Winkler (rechts).

Sie sicherte den Frauen einen Sitz im Stadtrat: Catherine Stocker-Mittaz (Mitte, links), erhält zur Wahl in den Stadtrat Blumen von Stadtschreiberin Claudia Winkler (rechts).

Severin Bigler

Der Dietiker Stadtrat ist keine Männerbastion mehr. Catherine Stocker-Mittaz (Mitte) wurde am Wahlsonntag mit dem drittbesten Resultat in die Exekutive gewählt. Die fünf Bisherigen haben ihre Sitze verteidigt. Der siebte Sitz bleibt vorerst unbesetzt. Da Kerstin Camenisch (SP) und hinter ihr Mirjam Peter (SVP) das absolute Mehr nur ganz knapp verpassten, kommt es zu einer Nachzählung und zu einem allfälligen zweiten Wahlgang. Dass der siebte Stadtratssitz ebenfalls einer Frau gehört, steht für Stocker ausser Frage. «Alles andere wäre ein Affront», sagt die frisch gewählte Stadträtin. Stocker ist Gründungsmitglied der Plattform «Dietikerin.net». Die Gruppe hat sich 2018 formiert, um die Mitsprache von Frauen in der Stadt zu fördern.

Nach dem Wahlsonntag ist der Triumph der Frauen aber noch überschaubar. So wurden zwölf Frauen in den 36-köpfigen Gemeinderat gewählt. Die Frauen konnten ihren Anteil somit lediglich auf gleichem Niveau wie bei den letzten Wahlen halten. An der Auswahl kann der geringe Frauenanteil nicht gelegen haben. Für den Stadtrat traten vier Frauen an und für das Parlament stellten sich gar 71 Frauen zur Wahl. Kathrin Kuster, Gründungsmitglied von «Dietikerin.net», erstaunt das Resultat aber nicht. «Es war uns bewusst, dass der Wandel nicht mit einer Legislatur vollzogen ist», sagt sie. Trotzdem habe man auf ein besseres Resultat gehofft. «Besonders im Parlament hätten wir uns einen höheren Frauenanteil gewünscht. Unser Ziel ist eine Frauenvertretung analog zum Bevölkerungsanteil», sagt Kuster.

Es gibt immer Gewinnerinnen und Verliererinnen

Im Stadtrat hoffe man nun auf den zweiten Wahlgang. «Dass wir eine Frau haben, die mit einem Glanzresultat gewählt wurde, freut uns», sagt Kuster. Es zeige auch, dass die Kampagne der letzten vier Jahre etwas bewirkt habe. Kuster trat für die GLP im Gemeinderat an. Dass sie den Sprung ins Parlament nicht schaffte, nimmt sie sportlich. Auch Stocker betont, dass es selbstverständlich sei, dass es etwa im Rennen um Sitze im Stadtrat Gewinnerinnen und Verliererinnen gebe. Sie sagt: «Wir hatten einen positiven Wahlkampf.» Dass es an der Wahl dazu komme, dass Frauen gegen Frauen antreten und auch verlieren, sei Teil des Spiels.

Ein Grund für das magere Abschneiden der Frauen könnte sein, dass sich die Stimmen bei den Stadtratswahlen auf viele Kandidierende verteilten. Camenisch und die hinter ihr platzierten Mirjam Peter (SVP), Bernhard Schmidt (parteilos) und Sven Johannsen (GLP) lagen nur 121 Stimmen auseinander. Zudem hatten die Bestehenden laut Kuster sehr hohe Chancen, wiedergewählt zu werden.

Trotzdem hält Kuster fest, dass es am Wahlsonntag viel Erfreuliches gegeben habe. So sei die Wahl Lea Sondereggers ein Meilenstein. «Wir waren in Kontakt mit ihr und freuten uns, dass sie als junge Frau einen so guten Listenplatz erhielt und nun auch gewählt wurde», sagt Kuster. Denn nebst der Frauenförderung sei auch die Jugendförderung ein Ziel von «Dietikerin.net».

Plattform will sich weiter für eine femininere Politik engagieren

Nach der Wahl ist vor der Wahl, damit geht das Engagement der Frauengruppe weiter. «Die Arbeit von ‹Dietikerin.net› ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben lediglich ein Zwischenziel erreicht», sagt Kuster. Die Plattform werde nun weiter Aktivitäten anbieten und Politikerinnen und Wählerinnen vernetzen.

In Schlieren sieht die Politik indes bereits femininer aus. Dort amten nun drei Frauen im Stadtrat, in der letzten Legislatur waren es zwei. Auffällig ist dabei, dass die parteilose Manuela Stiefel bereits zum dritten Mal in Folge mit dem besten Wahlresultat ins Amt befördert wurde. Im Schlieremer Parlament sitzen neu 13 Frauen. Das sind zwei mehr als vor vier Jahren.