In der Rubrik «Mein Ding» stellen Limmattaler ihre Leidenschaft vor, so zum Beispiel der Birmensdorfer Walter Streuli mit seiner Steel Pan.
Walter Streuli spielt einige Melodien auf seiner Steel Pan und sofort schwirren Bilder von langen Sandstränden und Kokospalmen ins Gedächtnis. Plötzlich bricht er ab und sagt: «Ich merke schon, dass es mir nicht mehr so leicht fällt. Gewisse Melodien habe ich schon wieder vergessen.» Bis vor einigen Jahren war Streuli zweimal in der Woche im Proberaum in seiner Firma. Zu der karibischen Musik hat der Birmensdorfer aber schon vor langer Zeit gefunden.
Während eines Urlaubs in Tobago wurde er auf das Instrument, das teils auch als Steel Drum bezeichnet wird, aufmerksam: «Überall wo man hinging, hörte man diese Klänge.» Nach der Rückreise in die Schweiz geriet seine Sympathie für den klingenden Resonanzkörper aus Metall aber etwas in Vergessenheit. Bis ihn schliesslich eine weitere Reise nach London führte. «Im Stadtteil Notting Hill gelangte ich in einen Hinterhof und traf auf eine Gruppe Kreolen, die auf diesen Stahlfässern Musik machten. Ausserdem stellten sie die Instrumente selber her und boten sie zum Verkauf an. Unter ihnen war auch ein gewisser Mr. Parris», so Streuli. Mit besagtem Herrn kam er ins Gespräch, an dessen Ende er selbst Besitzer einer Steel Pan war.
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Die beiden verstanden sich so gut, dass sie in den frühen 80er-Jahren schliesslich eine Steel-Drum-Schule in Birmensdorf eröffneten. Streuli suchte vorab Interessierte für den Musik-Unterricht und hatte in Kürze 30 Leute zusammen. «In den 80ern bis in die Mitte der 2000er-Jahre herrschte ein absoluter Steel-Drum-Boom. An jeder Hochzeit und an jedem Firmenanlass war eine solche Band zu Gast», sagt er.
Auch seine Band, die «Steel-Connexion», machte sich einen Namen und ihre Auftritte häuften sich. «Wir wurden häufig von Kulturvereinen angefragt und hatten mit der Fluggesellschaft BWIA eine Kooperation. Wir warben für sie und flogen dafür einmal gratis nach Trinidad.» Streuli war mit seiner Band viel unterwegs: «An jedem zweiten Wochenende hatten wir zwischen vier und fünf Auftritte. Wir waren in der ganzen Schweiz, oftmals auch in Deutschland und hin und wieder in Belgien.» Um auf Tour nicht auf seine Familie verzichten zu müssen, band er seine Frau und seine drei Kinder einfach mit in die Band ein.
Um die Grundlagen der Steel-Pan-Technik zu erlernen, benötigte Streuli ein halbes Jahr. «Bis zur Perfektion waren es weitere zwei, drei Jahre», fügt er an. Sein schneller Fortschritt verdankt er seinem guten Musikgehör. Er hat das Konservatorium besucht und spielt schon seit Jahrzehnten Klavier. «Musik gibt mir schon sehr viel», sagt er.
Die Gruppe traf sich einmal in der Woche, um sich auf die nächsten Auftritte vorzubereiten. Streuli hatte ausserdem die Aufgabe, die Arrangements zu schreiben. «Das Schöne war, dass immer gute Stimmung zwischen uns herrschte. Ich kann von keinem Fall berichten, in dem wir uns in die Haare geraten wären», freut er sich. Dieses Miteinander habe ihm viel gegeben. Da sei es auch nicht schlimm gewesen, mit nur drei Stunden Schlaf am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen, sagt er lachend.
Im neuen Jahrtausend flaute die Steel-Drum-Welle plötzlich ab. «Das war schon schmerzhaft. So vieles war einfach weg», sagt Streuli. Musikalisch setzt er nun wieder vermehrt auf das Klavier und hat zudem ein heimisches Pendant zur Steel Pan entdeckt. «Ich habe meine Begeisterung für die Klangschale entdeckt. «Ein Tibeter führte mich in die Kunst des Heilens ein und ich konnte schon ein paar Gebrechen im privaten Umfeld kurieren.» Dabei geht es um mehr als nur den Klang. «Nun ist mein Hobby tiefgründiger geworden», fügt Streuli an.