Limmattal
Das Badi-Jahr 2018 im Fazit: Mehr Personal, Chlor und Einhörner

Die Hitzewelle lockte viele Besucher in die Badis, die meisten Freibäder verzeichneten ein grosses Plus im vergleich zum vergangenen Jahr. Doch neben Rekord-Zahlen bedeutete das auch viel Arbeit.

Nora Güdemann
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Kopf voran: Um die Wasserqualität aufrechtzuerhalten, setzen viele Badis mehr Chlor und Desinfektionsmittel ein.

Kopf voran: Um die Wasserqualität aufrechtzuerhalten, setzen viele Badis mehr Chlor und Desinfektionsmittel ein.

Key

Hitzewelle, Hitzesommer, Hitzeperiode – Wörter, die uns durch den Sommer 2018 begleiteten. Die Sonne sengte, die Leute schwitzen und suchten das kühlende Nass in Scharen auf. So verzeichneten die Stadtzürcher Badis ein Rekordjahr mit über 1,83 Millionen Besuchern. Und auch die Limmattaler Freibäder waren überdurchschnittlich beliebt.

Die Oberengstringer Badi «Zwischen den Hölzern» besuchten rund 10'000 Besucher mehr als im letzten Jahr. Bei den anderen Limmattaler Badis, im Schwimmbad «Geren» in Birmensdorf, in der «Fondli»-Badi in Dietikon, in der «Weihermatt»-Badi in Urdorf und im Schwimmbad «Im Moos» in Schlieren, zeigt sich dasselbe Bild. Alle verzeichneten ein Plus von mehreren tausend Besuchern. Urdorf besitzt kein automatisches Zutrittssystem, aber auch hier geht man von einer rentablen Badi-Saison aus. Verständlich – der Monat August war der drittheisseste seit Messbeginn im Jahr 1864.

Hitzewelle war Herausforderung

Besucherandrang und Hitze hatten für die Badis aber nicht nur einen hohen Glacé-Verkauf zur Folge. An einigen Orten mussten die Angestellten Überstunden schieben – zum Beispiel in Schlieren. «Die Zeit wird im Winter kompensiert», sagen die Verantwortlichen dazu. In Oberengstringen deckte man stressige Zeiten mit Aushilfsbademeistern ab, ebenso wurde in Urdorf temporäres Personal angestellt.

Neben personellen Herausforderungen mussten die Badis auch stärker auf die Wasserqualität achten. «Die Wasseraufbereitung ist unter anderem von den Besucherzahlen und von Verunreinigungen abhängig. Zudem entzieht die Sonne dem Wasser Chlor», erklärt Patrick Müller, Leiter Abteilung Badeanlagen beim Sportamt der Stadt Zürich, am Beispiel der Badi «Zwischen den Hölzern».

«Je mehr Schweiss und sonstige Partikel ins Wasser gelangen, desto mehr Chemikalien werden für die Wasseraufbereitung benötigt. Zudem muss mehr Frischwasser hinzugefügt werden». So stockte auch die Badi «Fondli» das Badewasser mit Frischwasser auf. Auch in Urdorf half sich die Badi «Weihermatt» mit chemischen Substanzen: «Aufgrund des hohen Besucherandrangs musste deutlich mehr Desinfektionsmittel zugeführt werden als in einer durchschnittlichen Saison», sagt Daniel Brunner, Bereichsleiter Liegenschaften und Sportbetriebe. «In der Nacht war zusätzliche Stoss- und Hochchlorierung nötig.»

Pizzastücke und Flamingos

Unter Beobachtung von genügenden Angestellten und in gesicherter Wasserqualität planschten die Besucher der Limmattaler Badis in durchschnittlich 23 Grad warmem Wasser. Am kältesten war es in Oberengstringen bei 22.5 Grad, am wärmsten in Schlieren. Dort erreichte das Wasser Temperaturen bis zu 27 Grad.

Nach dem Sprung ins kalte – oder eben ins warme Wasser – ging es ab auf die Liegewiese zur Entspannung. Nur war dort das Gras nicht mehr so weich und saftig, wie in vergangenen Sommern. Die Hitze setzte dem Rasen der meisten Badis ordentlich zu – trotz Bewässerung.

Auch ein Nebeneffekt des heissen Wetters sind aggressive Wespen, beispielsweise in der Birmensdorfer Badi. In Dietikon musste wegen eines Bienenstichs die Ambulanz gerufen werden. Sonst wurden im «Fondli» nur «die üblichen Unfälle wie Schürfungen oder Rissquetschwunden» verzeichnet. In Schlieren schlug sich ein Bub den Kopf bei der Rutschbahn an. Trotz überdurchschnittlicher Besucheranzahl passierten kaum Unfälle – eine positive Bilanz.

Jedoch wurden die Limmattaler Freibäder von Flamingos und Einhörnern heimgesucht, die sich zu Hauf im Nichtschwimmerbecken tummelten. In Dietikon schwammen Pizzastücke auf dem Wasser. Beim Phänomen handelt es sich um Luftmatratzen, die laut der Bademeister vor allem von Kindern und Jugendlichen mitgebracht wurden.

Die Flamingos schwammen nicht nur in den Badis, sondern auch auf der Limmat.

Die Flamingos schwammen nicht nur in den Badis, sondern auch auf der Limmat.

Silvana Schreier

Wer den Sommer jetzt noch mit einem letzten Badi-Besuch ausklingen lassen möchte, kann dies in Birmensdorf (geöffnet bis Samstag, 15. September) oder in Schlieren (geöffnet bis zum 30. September) tun. Der Rest der Limmattaler Badis liegt bereits im Winterschlaf.

Limmat-Guide ist ein Erfolg

Auch die Zeit, in der man sich mit dem Gummiboot auf der Limmat treiben lassen konnte, neigt sich dem Ende zu. Dafür erlebte das «Böötle» in der vergangenen Saison einen Boom: «Gummiboot fahren stiess auf extrem viel Anklang», sagt Carmen Simon vom Verein Regionale Projektschau Limmattal. Um den Böötlern die Vielfalt des Limmattals näher zu bringen und die Sicherheit zu erhöhen, erstellte der Verein diesen Sommer einen Guide. An drei Wochenenden im Juli und August verteilte Simon die Guides an die Bootskapitäne. «Die Reaktionen der Böötler waren sehr gut», sagt sie.

1000 Exemplare konnte sie innerhalb von insgesamt sechs Stunden abgeben. Deshalb habe der Verein beschlossen, auch nächstes Jahr einen Böötler-Guide zu verteilen. Darin sollen aktualisierte Warnhinweise stehen, attraktive Anlege-Stopps und auch das Thema Littering wird aufgegriffen. Ob die Auflage aufgrund der grossen Nachfrage erhöht wird, ist laut Simon noch unklar.