Dietikon
«Chauffeur darf hier essen, aber ohne Lastwagen»: Altbergquartier soll verkehrsfrei werden

Bewohner fordern, dass sich die Stadt für eine Verbesserung der Lebensqualität in ihrem Quartier einsetzt. Sie wünschen sich eine verkehrsfreie Zone.

Bettina Hamilton-Irvine
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Über die Einfahrt von der viel befahrenen Überlandstrasse in die Altbergstrasse oder die Buchsackerstrasse (links) kommt der Verkehr ins Quartier.

Über die Einfahrt von der viel befahrenen Überlandstrasse in die Altbergstrasse oder die Buchsackerstrasse (links) kommt der Verkehr ins Quartier.

BHI

Die Bewohner des Altbergquartiers haben genug: Sie wollen die, wie sie es nennen, «schleichende Verschlechterung der Lebensqualität» in ihrem Quartier aufhalten. Soeben hat der Dietiker Stadtrat deswegen Post erhalten. In einem sechsseitigen Papier, welches der Limmattaler Zeitung vorliegt, fordert die Arbeitsgruppe für ein wohnliches Altbergquartier, dass sich die Stadt für das Quartier einsetzt. Dazu brauche es keine grossen Geldbeträge, heisst es im Brief, der die Unterlagen begleitet: «Ein kluges Management reicht.» Mit wenigen Massnahmen lasse sich die Lebensqualität im Quartier merklich verbessern.

Gewerbe-Verkehr stört Anwohner

Wie das gehen soll, schlagen sie gleich selber vor. So fordern sie, dass der Fremdverkehr im Quartier reduziert wird. Um dies zu erreichen, soll die Gewerbezone entlang der Bahnlinie aufgehoben werden. Das Problem der Bewohner: Zum Quartier, welches sich im Dreieck zwischen Bahnlinie, Limmat und Überlandstrasse befindet, gibt es nur eine Ein- und Ausfahrt, nämlich diejenige von der Überlandstrasse in die Altbergstrasse. Kunden oder Lieferanten, die in die 30 Meter breite Gewerbezone bei der Bahnlinie wollen, müssen also durchs Quartier hin und zurück fahren.

Das sei belastend, sagt Albert Isler. Der pensionierte Lehrer ist Präsident der Arbeitsgruppe und wohnt bereits seit 40 Jahren im Altbergquartier. Besonders störend sei es, dass das Motorradgeschäft an der Bahnlinie viel Kundschaft auf lauten, schweren Maschinen anziehe, die durchs Quartier dröhnten, sagt Isler. Er ist überzeugt: Bliebe nur noch die zweite Gewerbezone, der Streifen entlang der Überlandstrasse, bestehen, so wäre dieses Problem gelöst. Oder anders gesagt: «Damit die Lebensqualität im Quartier verbessert werden kann, muss die Gewerbezone entlang der Bahn aufgehoben werden», so Isler.

Die zweite Forderung, welche die Arbeitsgruppe an den Stadtrat richtet, geht noch weiter: Das Quartier soll autofrei werden. Dazu soll bei der Einfahrt an der Altbergstrasse ein Fahrverbot für Motorfahrzeuge angebracht werden, während für Anwohner Zubringerdienst gestattet wäre. Die Arbeitsgruppe verweist darauf, dass dies eine besonders kostengünstige, aber effektive Lösung wäre.

Zudem führt sie eine ganze Liste von Beispielen auf, die darlegen sollen, wieso das Quartier übermässig von Verkehr belastet sei. So gebe es beispielsweise Lastwagenchauffeure, die in der Mittagspause an die Limmat fahren, um dort eine Pause zu machen. Isler findet: «Natürlich soll es dem Chauffeur erlaubt sein, an der Limmat Zmittag zu essen, aber doch bitte ohne seinen Lastwagen.»

Störend seien auch Personen, die durchs Quartier fahren, um jemanden am Bahnhof abzuladen. Oder die Böötler und Badegäste im Sommer: «Sie wollen unbedingt möglichst nahe an der Limmat parkieren, notfalls auch wild», sagt Isler. Weil sich unbedingt etwas ändern müsse, werde die Gruppe, die bereits vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, nun aktiv. Ihr gehören auch Vertreter der beiden Baugenossenschaften im Quartier, Schächli und An der Reppisch, an.

«Wir nehmen das ernst»

Stadtpräsident Otto Müller (FDP) bestätigte gestern auf Anfrage, er habe den Brief und die Forderungen der Arbeitsgruppe am Montag erhalten. Die Stadt sei immer offen für Anliegen der Bevölkerung, sagt Müller: «Wir begrüssen es, wenn sich jemand engagiert, und nehmen die Anliegen ernst.» Er persönlich habe sogar Freude, wenn er sehe, dass sich jemand für mehr Lebensqualität in Dietikon stark mache, sagt Müller. Das konkrete Anliegen der Gruppe werde er mit dem Gesamtstadtrat diskutieren. «Mein Vorschlag ist, dass wir intern ebenfalls eine Arbeitsgruppe bilden, die sich mit den Quartierbewohnern trifft», sagt Müller. So könne man gemeinsam darauf hinarbeiten, eine befriedigende Lösung zu finden.