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Region (LiZ)
Limmattal
Biorinder verbrauchen wenig Energie, stossen aber mehr Methan aus als jene aus herkömmlicher Haltung.
Samuel Spahn darf als Pionier gehandelt werden, wenn es um die Schweizer Bio-Rinderhaltung geht. Als einer der ersten Bauern im Kanton Zürich hielt er bereits im Jahre 2000 auf seinem Betrieb in Dietikon zwischen 40 und 50 Rinder für die Biofleisch-Produktion von «Bio Weide-Beef».
Auch heute noch werden die Tiere auf dem Biohof Fondli in einem modernen Mehrraum-Laufstall und auf frischen Weideflächen gehalten. Da erstaunt es nicht, dass sich das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) den hiesigen Hof als Schauplatz zur gestrigen Vorstellung ihrer Forschungsergebnisse bezüglich Nachhaltigkeit von Biorindfleisch ausgesucht hat.
Das FiBL finanziert sich über Auftragsprojekte der Privatwirtschaft und wird vom Bund unterstützt. Gemeinsam mit der Migros hat das FiBL das Label «Bio Weide-Beef» mit den konventionellen Rindermastsystemen von «TerraSuisse» und «QM Schweizer Fleisch» verglichen.
Bio braucht weniger Ressourcen
Dass die Weidemast das tierfreundlichste aller Haltungssysteme ist, erstaunt wenig. Das «Terra Suisse»-Haltungssystem bietet den Rindern zwar Auslauf sowie Liegeflächen mit Stroh, erreicht aber nicht dieselben Werte wie das «Bio Weide-Beef». Am schlechtesten kommt bei der Studie das «QM Schweizer Fleisch» weg, die mit Haltungsbuchten auf gummiertem Spaltenboden ohne Weidegang oder Auslauf arbeiten.
Das «Bio Weide-Beef», unter dessen Namen auch Spahn produziert und direkt ab seinem Hofladen verkauft, schneidet jedoch auch in zahlreichen weiteren Faktoren deutlich besser ab. Denn «Bio Weide-Beef» kann von der Tal- bis in die Bergzone produziert werden. Die Nutzung der Alpweiden sorgt dafür, dass die Biodiversität erhalten bleibt. Auch bezüglich des Ressourcenverbrauchs erwies sich das Biolabel als effizienter. Der Energieeinsatz pro produziertes Kilogramm Fleisch ist dank reduziertem Kraftfutter und Treibstoff-Einsatz auf den Biobauernhöfen tiefer als bei herkömmlichen Mastsystemen.
Einzig in der Nachhaltigkeit punkto Klimagasemissionen liegt die Weidehaltung hinter den herkömmlichen Mastbetrieben zurück. Das rührt einerseits von der längeren Lebenszeit der Tiere auf den Biohöfen, andererseits fressen sie mehr Gras statt Kraftfutter, was durch die längere Verdauung zu mehr Methanausstoss führt.
Spahn ist überrascht, dass seine und andere Rinder von Biobauern der «Bio Weide-Beef»-Produktion tatsächlich so viel Methan produzieren: «Ich hätte gedacht, dass wir da besser abschneiden. Man muss aber auch sehen, dass wir die Tiere doppelt so lange bei uns haben und sie dadurch über einen grösseren Zeitraum hinweg Methan produzieren.» Es gebe gewisse Konstanten, die man akzeptieren müsse. «Ein Tier bleibt ein Tier.»
Bernadette Oehen, die das FiBL-Projekt gemeinsam mit Eric Meili leitete, stützt Spahns Aussage. «Alles, was man gegen den Methanausstoss machen kann, geht auf Kosten des Tierwohls. Es ist falsch zu sagen, dass graslandbasierte Fleischproduktion schlecht ist, nur weil sie mehr Methangas verursacht.»
Mehr Geld für Biolabel gefordert
Neben den schlechteren Klimagasemissionen gibt es einen weiteren Negativaspekt, den die Produktion von Biofleisch mit sich bringt. Kein Bauer wolle ein System betreiben, wenn er damit kein Geld verdienen könne, so Co-Projektleiter Meili. «Die graslandbasierten Systeme müssen mehr gefördert werden. Wir fordern einen höheren Beitrag vom Bund», sagt er. Ansonsten bleibe es für Landwirte uninteressant, vom herkömmlichen Mastsystem wegzukommen. Konventionelle Züchter verdienten derzeit deutlich besser, weil sie auf derselben Fläche viel mehr Rinder bewirtschafteten.
Wie privilegiert ihr Leben auf dem Biohof Fondli im Vergleich zu Artgenossen in herkömmlichen Mastställen ist, ahnen Spahns Rinder nicht. Genüsslich bedienen sie sich vom Stroh, das der Landwirt ihnen zuschaufelt.
Die Tiere sind im Vergleich zu Rindern herkömmlicher Mastbetriebe kleiner. «Rinder aus Mastaufzucht brauchen einen viel grösseren Magen, damit sie der Leistung gerecht werden können, die man von ihnen erwartet», so Spahn. Seine Rinder hingegen, die sich während der Sommerzeit hauptsächlich von Gras ernährten, bräuchten viel länger, bis sie dasselbe Gewicht erreichten.
Ein weiteres Merkmal, das die Rinder von anderen unterscheidet, sind die Hörner. «Ich bin dagegen, die Tiere zu enthornen», sagt er. Das führe zwar zu mehr Verletzungen der Tiere, weil diese nicht immer friedlich seien. «Wenn die Tiere im Stall aber genügend Platz haben, stellen Hörner kein Problem dar.»