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Region (LiZ)
Limmattal
Die Schlieremerin Alexandra Walz gewinnt bei der U21-Schweizer-Meisterschaft in Davos sensationell Silber. Als Belohnung durfte sie anschliessend gleich in Italien im Europacup starten.
Als Ski-Hochburg ist das Limmattal wahrlich nicht bekannt. Kein Wunder, stellt sich beim Skilift Röhrenmoos in Dietikon, dem tiefstgelegenen der Schweiz, doch aus Schneemangel jeden Winter die Frage, ob er dieses Jahr überhaupt in Betrieb genommen werden kann. Umso grösser war die Freude bei der Schlieremerin Alexandra Walz, als sie bei der U21-Schweizer-Meisterschaft in der Abfahrt die Ziellinie als Zweite überquerte und ihre Silbermedaille in Empfang nehmen durfte.
Nach vielen guten Leistungen im Training konnte Walz ihr Potenzial in Davos voll auf die Strecke bringen. Als sie ihre Zeit im Ziel erfuhr, fühlte sie sich erlöst. «Ich habe einige kritische Stellen gut erwischt und war viel in der Hocke, was ein hohes Tempo bedeutet. Aber damit habe ich nicht gerechnet», sagt die 20-Jährige. Es mache ihr grosse Freude, das Gefühl zu erhalten, dass sich der riesige Aufwand mal so richtig lohnt.
Obwohl die Trainings in Davos mit einem 10. und einem 18. Platz nur ordentlich waren, habe die mentale Vorbereitung am Vorabend sehr gut geklappt. Unmittelbar vor dem Start habe sie sich auch dank der guten Unterstützung ihres Trainers verinnerlichen können, dass sie unbeschwert und mit Freude den Hang runterfahren wird.
Dank ihrer guten Leistungen – einen Tag nach dem Erfolg wurde sie bei der FIS-Abfahrt gleichenorts erneut Zweite – durfte sie von Davos aus weiterreisen ins italienische Pila, um an der Europacup-Abfahrt zu starten. Ein Meilenstein in ihrer Karriere. Es war erst ihr zweiter Einsatz, nachdem sie im Dezember erstmals Europacup-Luft schnuppern durfte. Wegen des schlechten Wetters fielen beide Trainings aus und die Abfahrt stand bis zuletzt auf der Kippe. Doch glücklicherweise konnte das Rennen gestern doch noch durchgeführt werden.
Walz klassierte sich auf Rang 37 von 66 Fahrerinnen, die das Ziel erreichten. Ihre ersten Europacup-Punkte verpasste sie nur um drei Zehntelsekunden. Kein Vergleich zu ihrem ersten Einsatz im Dezember, als sie in St.Moritz bei zwei Super-Gs einmal Letzte wurde und einmal ausschied. Vor zwei Jahren erzählte Walz der Limmattaler Zeitung noch, es sei ihr Traum, mal im Europacup zu fahren. «Es ist toll, dass es bereits diese Saison geklappt hat», sagt sie nun.
Mit vier Jahren stand Alexandra Walz, die auch im Sommer am liebsten Zeit in den Bergen verbringt, in Braunwald erstmals auf Skiern. Entfacht wurde die Leidenschaft von ihren Eltern, die sich beim Skifahren kennenlernten. Ihre Mutter ist Präsidentin des Schneesportclubs Schlieren und ihr Vater ist Skilehrer. Trotz Urdorfer Adresse im Grenzbereich zu Schlieren sind Walz und ihre Familie Schlieremer, weil sie in Schlieren gemeldet sind und Steuern zahlen.
Im September startete Walz ihr Studium in Sportwissenschaften an der Uni Bern. Als Leistungssportlerin geniesse sie etwas mehr Freiheiten und dürfe an einigen Tagen an der Uni fehlen, um Rennen zu fahren oder zu trainieren. Dennoch habe sie diese Saison deutlich weniger Zeit zum Trainieren.
Deshalb fokussiere sie stärker auf die Speeddisziplinen Abfahrt und Super-G, die weniger Techniktraining benötigen als Riesenslalom und Slalom. Das passt zu ihren Vorlieben, fährt sie doch am liebsten in rasantem Tempo einen Hang hinunter: «Das Adrenalin macht mir riesig Spass.»
Mitte Januar unterbrach die Urdorferin ihre Saison, weil sie in Bern ihre Semesterprüfungen absolvieren musste. Mittelfristig will sie mehr Aufgebote für den Europacup erhalten und sich dort etablieren. Ihr grosser Traum bleibt eine Profikarriere. Doch zunächst freut sie sich dieses Jahr noch besonders auf die Schweizer Meisterschaften der Frauen. «Es ist immer cool, sich mit den Grossen zu messen.»