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Region (LiZ)
Limmattal
Neue Quartiere sollen bessere Steuerzahler anziehen. Bis sich das rechnet, dauert es aber. Keinen Einfluss auf die Steuerkraft hat der Ausländeranteil, wie sich in Schlieren zeigt.
Einen höheren Anteil an Ausländern hat wohl keine andere Dietiker Siedlung: 98 Prozent der «Sonnenhof»-Mieter sind gemäss Angaben des Eigentümers Ausländer. Viele von ihnen können sich anderswo keine Wohnung leisten. Denn im «Sonnenhof» bezahlen sie nur zwischen 1100 und 1400 Franken für drei oder vier Zimmer.
Doch damit ist es bald vorbei. In voraussichtlich zwei Jahren müssen alle Mieter Platz gemacht haben, damit die Häuser abgerissen und mit einer neuen Siedlung ersetzt werden können. Diese soll zwar keine Luxuswohnungen bieten, wird aber mit Preisen von gegen 2000 Franken für eine 31⁄2-Zimmer-Wohnung zweifelsohne eine andere Mieterschicht anziehen.
Es passt ins Konzept der Stadt
Dies dürfte ganz im Sinne des Dietiker Stadtrats sein, der seit ein paar Jahren versucht, mit sanftem Druck auf die Wohnungsvermieter die Bevölkerungsstruktur zu verändern, um damit einen positiven Effekt auf die Finanzen zu erzielen. So schrieb er schon 2010 in der Antwort auf ein Postulat, Dietikon verfüge über viel Wohnraum, der dem heutigen Komfort nicht mehr genüge, aber günstig zu mieten sei. In Briefen ermutigte er die Grundeigentümer, ihre Liegenschaften zu sanieren. So würden attraktivere Wohnungen entstehen für Personen, die über eine höhere Steuerkraft verfügten. Stadtpräsident Otto Müller (FDP) sagt auf Anfrage denn auch, die Erneuerung des «Sonnenhofs» passe genau ins Konzept des Stadtrats. Wie weit sie sich auf gewünschte, zusätzliche Steuereinnahmen auswirke, sei jedoch erst nach Bezug der Wohnungen ersichtlich.
Bisher hat sich der gewünschte Erfolg in Dietikon noch nicht eingestellt. Dies, obwohl allein zwischen 2009 und 2012 fast 800 neue Wohnungen gebaut wurden; die Bevölkerung wuchs von etwa 23 000 Personen auf aktuell gut 25 000 Personen. Zwar ist im neuen Quartier Limmatfeld die Steuerkraft höher als im Rest der Stadt. Doch generell hat sich die rege Bautätigkeit noch nicht auf die Steuerkraft niedergeschlagen. Diese stieg zwar seit dem Jahr 2007 von 2239 Franken auf 2521 Franken im Jahr 2010. In den folgenden drei Jahren sank sie aber wieder und betrug 2013 noch 2084 Franken.
Schon einen Schritt weiter ist man in Schlieren, wo zwischen 2009 und 2012 sogar fast 1300 neue Wohnungen erstellt wurden und die Bevölkerung von gut 15 000 auf aktuell mehr als 17 000 Personen angewachsen ist. Zwar hatte Schlieren im Jahr 2007 noch eine höhere Steuerkraft als 2010. Seither steigt sie aber wieder – wenn auch nur minim. Im Jahr 2010 betrug sie 2332 Franken und im letzten Jahr 2460 Franken.
Ziel: Mehr Genossenschaften
Auffällig ist, dass im gleichen Zeitraum der Ausländeranteil in Schlieren ebenfalls gestiegen ist. Er betrug 2010 43,6 Prozent, im Jahr 2013 war er bei 45,3 Prozent angelangt. Stadtpräsident Toni Brühlmann-Jecklin (SP) betont denn auch, der Schlieremer Stadtrat habe zwar eine bessere Bevölkerungsdurchmischung angestrebt. Dabei sei es aber nie um den Ausländeranteil gegangen, sondern eher um die Schichtzugehörigkeit. Zudem habe sich gezeigt, dass der Ausländeranteil auch nichts zur Sache tue: «Unsere Beobachtung ist, dass auch die teureren Wohnungen in den neuen Quartieren sowohl von Schweizern als auch von Ausländern belegt werden», so Brühlmann. Jedoch seien dies dann gut ausgebildete Ausländer mit guten Jobs, oftmals aus der zweiten Generation.
In den 1990er-Jahren sei die Bevölkerungsdurchmischung tatsächlich ungünstig gewesen, sagt Brühlmann: «Damals war der Anteil der sehr günstigen Wohnungen zu hoch.» Heute sei dies viel besser. Doch sei es ihm wichtig, dass Schlieren nicht zu teuer werde: «Wir haben auch die Aufgabe, ein vernünftiges Mass an gut bezahlbarem Wohnraum zur Verfügung zu stellen.» Idealerweise geschehe dies durch Genossenschaften, sagt Brühlmann. Nicht zuletzt, weil diese auch generell positive Effekte auf die Gemeinschaft hätten.
Auch in Dietikon soll der Anteil an genossenschaftlichem Wohnraum in den nächsten Jahren von knapp 5 auf rund 8 Prozent steigen, wie Stadtpräsident Müller sagt. Zwar bedeutet genosschenschaftliches Wohnen noch nicht automatisch günstige Mieten. Doch auch jetzt gebe es noch genügend preiswerten Wohnraum, so Müller.