Über 90 Personen, darunter 35 Kinder, nahmen am Holzsammeln für Mittefasten teil. Der Anlass ist zu einem gemeinschaftlichen Ereignis geworden. Klein und alt kommen hier zusammen.
Der 4-jährige Alexander Jia konnte sein erstes Holzsammeln für das Unterengstringer Frühlingsdorffest Mittefasten kaum erwarten. Noch vor allen anderen fand er sich am Samstag mit seinem Vater beim Treffpunkt am Waldrand bei der Dicken Berta ein. Spielerisch sammelte er Holz und häufte es zu einem Bürdeli an.
«Das chinesische Neujahrsfest feiert den Beginn des Frühlings und steht für das Zusammenkommen der Familie. Mittefasten läutet den Frühling ein und ist das Zusammenkommen des Dorfes. Mittefasten mit meinem Sohn zu feiern, bedeutet mir viel», sagte sein Vater David Jia, der vor 30 Jahren aus China in die Schweiz kam.
Alexander verstehe nämlich immer mehr. Durch das Holzsammeln könne er ins Dorfleben hineinwachsen. Es sei ein kleiner Beitrag und gleichzeitig lerne man so die Unterengstringer Tradition kennen, hielt Jia fest.
Derweil erklangen von Weitem Böllerschüsse. Der Traktor mit den weiteren Helfern war angekommen. Obermeister Dieter Meier begrüsste die über 90 Sammler, darunter etwa 35 Kinder: «Ich freue mich, dass so viele mit Kind und Kegel gekommen sind, um miteinander einen schönen Nachmittag im Wald mit anschliessendem Holzer-Zvieri zu verbringen.» Zum Sammeln ging es dieses Mal in den Oberengstringer Gubristwald beim Granatenweiher. 13 vom Borkenkäfer befallene Tannen hatte Förster Peter Rieser zuvor dort gefällt.
Man sammle nur Tannenreisig, um sie zu Bürdeli zusammenzubinden, erklärte Informationsmeister Christian Haderer. Die Bürdeli werden für den Holzstoss zum Verbrennen des Böögs verwendet. Tanne brenne schneller und sei weniger kompakt und damit leichter als Laubäste, so Haderer. Holz- und Feuermeister Charles Egli verkündete die goldene Regel beim Holzsammeln. Das Bürdeli solle immer nur so schwer werden, dass man es noch selbst tragen könne.
Der 9-jährige Emmanuel Husistein war zum ersten Mal dabei. Um mitanzupacken, hat er Grillhandschuhe von Zuhause mitgenommen. Eine Premiere war das Sammeln auch für die 2-jährige Cecilia Te. Mutter Stephanie Te sagte: «Cecilia konnte ihren Mittagsschlaf nicht machen, da wir hierher kommen wollten, deshalb ist sie nun eingeschlafen.» Ihr Vater Yiea-Wey Te war in bester Gesellschaft, denn seine Gemeinderatskollegen Urs Muntwyler, Marcel Balmer und Beat Fries halfen ebenfalls tatkräftig mit beim Holzsammeln und Bündeln.
Fries überredete seinen Vater Tony zum Mitmachen. Dieser war zum ersten Mal dabei. Als Bauer musste er früher am Wochenende arbeiten. «Es ist bald Zeit, wenn man 50 Jahre hier lebt, einmal beim Holzsammeln dabei zu sein», scherzte der 92-Jährige. Bereits seit 39 Jahren macht Oscar Bamert beim Holzsammeln mit.
Der Obmann des Ortsmuseums findet, dass das Holzsammeln zur Tradition gehöre und ein tolles Gemeinschaftserlebnis sei. Schon seit er sich erinnern könne, sei er beim Holzsammeln dabei, sagte der 29-jährige Mike Wirz. Wirz gehört zum Mittefasten-Bar-Team und zum harten Kern, der auch bei schlechtem Wetter dabei ist.
Doch heuer war das Wetter sehr gut, was Altmeister Willy Haderer freute: «Das Holzsammeln ist der Auftakt zum Mittefasten-Fest. Ich hoffe, es kommen viele Besucherinnen und Besucher zu den verschiedenen Festivitäten am nächsten Wochenende.»
Mittefasten wird dieses Jahr vom 29. bis zum 31. März gefeiert. Der Böögg wird am Sonntag um 21 Uhr verbrannt.
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Mittefasten von der Unterengstringer Knabenschaft – jungen Männern ab 17 Jahren – durchgeführt. Ursprünglich bestand es aus den drei Brauchtumselementen Kienbesenumzug, Lichterschwemmen und Bööggverbrennen. Mit dem Kienbesenumzug war aber nach 1867 Schluss. Damals verursachten die von den Burschen durch das Dorf geschwungenen Kienkörbe eine Brandkatastrophe im alten Dorfteil.
Seither stehen die Feuerfackeln an der Limmat Spalier für das Lichterschwemmen. Damit sollten nicht nur die Flussgeister beschwört werden, es markierte auch den Tag, ab dem nicht mehr bei künstlichem Licht gearbeitet wurde. Das Bööggverbrennen bildet einen letzten Überrest des heidnischen Brauchs der Winteraustreibung. Als die Knabenschaft ihre Bedeutung verlor, gründeten Vertreter von alteingesessenen Familien die aus Meistern zusammengesetzte Mittefastenkommission.(az)