Unterengstringen
Mittefasten: Schon die Kleinsten sammeln fleissig Holz

Über 90 Personen, darunter 35 Kinder, nahmen am Holzsammeln für Mittefasten teil. Der Anlass ist zu einem gemeinschaftlichen Ereignis geworden. Klein und alt kommen hier zusammen.

Ly Vuong
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 Zuerst Böllerschüsse. Dann kam der Traktor mit einigen freiwilligen Helfern fürs Holzsammeln zum Treffpunkt beim Waldeingang bei der Dicken Berta.
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 David Jia mit Sohn Alexander (4). David Jia sagte: «Das Neujahrsfest in China ist ein Frühlingsfest. Es feiert auch das Zusammenkommen mit der Familie. Mittefasten läutet auch den Frühling ein und steht für das Zusammenkommen des Dorfs. Dieses Fest mit meinem Sohn zu feiern, bedeutet mir viel.»
 Gemeinderat Marcel Balmer war auch beim Holzsammeln.
Mittefasten Unterengstringen
 Ob gross oder klein, alle sammelten Tannenreisig, um sie zu Bürdeli zu binden. Die Bürdeli werden dann für den Holzstoss beim Böög verwendet.
 Teamarbeit: der 6-jährige David De Aquino sägt und Oscar Bamert hält das Holz fest. Bamert ist schon seit 39 Jahren beim Holzsammeln dabei. Er sagte: «Das Holzsammeln ist eine Tradition und ein Gemeinschaftserlebnis.»
 David Jia mit Sohn Alexander (4). Alexander macht zum ersten Mal beim Holzsammeln mit. Der Vater sagte: «Alexander versteht nun immer mehr. Durch das Holzsammeln kann er ins Dorf hineinwachsen. Es ist ein kleiner Beitrag und gleichzeitig kann er so die Tradition kennenlernen.»
 von links: Gemeinderat Yiea-Wey Te mit Töchter Isabelle und Cecilia, Gemeinderat Urs Muntwyler und Alt-Meister Willy Haderer. Haderer ist schon seit bald 50 Jahren beim Holzsammeln dabei.
 Obermeister Dieter Meier begrüsste die über 90 freiwilligen Helfer, er freue sich, dass so viele mit Kind und Kegel gekommen seien, um zusammen einen schönen Nachmittag im Wald mit anschliessendem Holzer-Zvieri zu verbringen.
 Das Mittefasten Bar-Team. Sie sind für die Bar beim Mittefasten zuständig. Mike Wirz (dritter von rechts) sagte: «Das Holzsammeln ist das Einläuten und der Auftakt zum Mittefasten. Hier trifft man das engagierte Dorf.»
 Gemeinderat Urs Muntwyler mit einem Bürdeli in der Hand.
 Marcos Husistein mit Sohn Emmanuel (9). Emmanuel ist zum ersten Mal beim Holzsammeln dabei. Um tatkräftig mitanpacken zu können, habe er Grillhandschuhe von Zuhause mitgenommen. Mittefasten sei, um Wintergeister auszutreiben. Ein Nachteil hat die wärmere Zeit aber, dann kämen auch Insektenstiche, so Emmanuel.
 Nach getaner Arbeit wurden die Freiwilligen mit einem Holzer-Zvieri belohnt.
 Man grüsst sich herzlich zum Holzsammeln.
 Informationsmeister Christian Haderer (links) mit Gregor Balzer, Präsident des Feuerwehrvereins Engstringen. Balzer ist zuständig für die Festivitäten am Freitag- und Samstagabend beim Mittefasten. Mittefasten bedeute ihm sehr viel, deshalb setze er sich auch ein.
 Der 92-jährige Tony Fries war ebenfalls zum ersten Mal beim Holzsammeln dabei. Es kam ihm früher, da er Bauer war und auch am Wochenende arbeiten musste, nicht in den Sinn, beim Holzsammeln mitzumachen. Sohn und Gemeinderat Beat Fries sagte: Es sei höchste Zeit, mitzumachen.
 Die Alt-Meister und Meister der Mittefasten-Kommission.
 Nicole Holenstein mit Sohn Nick (3). Schon letztes Jahr habe es Sohn Nick viel Spass gemacht, beim Holzsammeln dabei zu sein.
 Alt-Meister Friedel Born zeigte die Innenseite einer Baumrinde. Hier hatte der Borkenkäfer sein Werk getan. 13 Tannen mussten wegen Befall von Käfer vom Förster Peter Rieser gefällt werden. Deshalb führte man das Holzsammeln dieses Mal in Oberengstringen am Samstag im Gubristwald beim Granatenweiher durch.
 Holz- und Feuermeister Charles Egli mit Pulvermeister und Sohn Michael Egli (auf dem Wagen). Charles Egli sagte: «Die goldene Regel beim Holzsammeln lautet: Man mache das Bürdeli nur so schwer, dass man es immer noch über den Kopf heben kann, denn wir müssen es noch stapeln können.»
 von links: Alt-Meister Willy Haderer, Obermeister Dieter Meier, Feuerwerksmeister Daniel Schwab und Böögmeister Ralph Pfister schnitten den Draht zu und machten Ösen. Die so vorbereiteten Drähte können zum Bündeln der Bürdeli verwendet werden.
 Nevio Frei (3) mit Schwester Naira (5). Beide sind zum ersten Mal dabei. Nevio möchte keinen Kommentar machen und es blieb Nairas Geheimnis, wie es ihr gefallen hatte. Vater Marcel Frei sagte: Es sei wunderbar, die Kinder miteinzubeziehen.
 Stephanie Te mit Tochter Cecilia (2). Cecilia ist zum ersten Mal beim Holzsammeln dabei und war gerade vorhin eingeschlafen. Mutter Te sagte: «Cecilia konnte ihren Mittagsschlaf nicht machen, da wir kommen wollten, deshalb ist sie kurz eingeschlafen.»

Zuerst Böllerschüsse. Dann kam der Traktor mit einigen freiwilligen Helfern fürs Holzsammeln zum Treffpunkt beim Waldeingang bei der Dicken Berta.

Ly Vuong

Der 4-jährige Alexander Jia konnte sein erstes Holzsammeln für das Unterengstringer Frühlingsdorffest Mittefasten kaum erwarten. Noch vor allen anderen fand er sich am Samstag mit seinem Vater beim Treffpunkt am Waldrand bei der Dicken Berta ein. Spielerisch sammelte er Holz und häufte es zu einem Bürdeli an.

«Das chinesische Neujahrsfest feiert den Beginn des Frühlings und steht für das Zusammenkommen der Familie. Mittefasten läutet den Frühling ein und ist das Zusammenkommen des Dorfes. Mittefasten mit meinem Sohn zu feiern, bedeutet mir viel», sagte sein Vater David Jia, der vor 30 Jahren aus China in die Schweiz kam.

Alexander verstehe nämlich immer mehr. Durch das Holzsammeln könne er ins Dorfleben hineinwachsen. Es sei ein kleiner Beitrag und gleichzeitig lerne man so die Unterengstringer Tradition kennen, hielt Jia fest.

Derweil erklangen von Weitem Böllerschüsse. Der Traktor mit den weiteren Helfern war angekommen. Obermeister Dieter Meier begrüsste die über 90 Sammler, darunter etwa 35 Kinder: «Ich freue mich, dass so viele mit Kind und Kegel gekommen sind, um miteinander einen schönen Nachmittag im Wald mit anschliessendem Holzer-Zvieri zu verbringen.» Zum Sammeln ging es dieses Mal in den Oberengstringer Gubristwald beim Granatenweiher. 13 vom Borkenkäfer befallene Tannen hatte Förster Peter Rieser zuvor dort gefällt.

Die goldene Regel

Man sammle nur Tannenreisig, um sie zu Bürdeli zusammenzubinden, erklärte Informationsmeister Christian Haderer. Die Bürdeli werden für den Holzstoss zum Verbrennen des Böögs verwendet. Tanne brenne schneller und sei weniger kompakt und damit leichter als Laubäste, so Haderer. Holz- und Feuermeister Charles Egli verkündete die goldene Regel beim Holzsammeln. Das Bürdeli solle immer nur so schwer werden, dass man es noch selbst tragen könne.

Der 9-jährige Emmanuel Husistein war zum ersten Mal dabei. Um mitanzupacken, hat er Grillhandschuhe von Zuhause mitgenommen. Eine Premiere war das Sammeln auch für die 2-jährige Cecilia Te. Mutter Stephanie Te sagte: «Cecilia konnte ihren Mittagsschlaf nicht machen, da wir hierher kommen wollten, deshalb ist sie nun eingeschlafen.» Ihr Vater Yiea-Wey Te war in bester Gesellschaft, denn seine Gemeinderatskollegen Urs Muntwyler, Marcel Balmer und Beat Fries halfen ebenfalls tatkräftig mit beim Holzsammeln und Bündeln.

Ein Gemeinschaftserlebnis

Fries überredete seinen Vater Tony zum Mitmachen. Dieser war zum ersten Mal dabei. Als Bauer musste er früher am Wochenende arbeiten. «Es ist bald Zeit, wenn man 50 Jahre hier lebt, einmal beim Holzsammeln dabei zu sein», scherzte der 92-Jährige. Bereits seit 39 Jahren macht Oscar Bamert beim Holzsammeln mit.

Der Obmann des Ortsmuseums findet, dass das Holzsammeln zur Tradition gehöre und ein tolles Gemeinschaftserlebnis sei. Schon seit er sich erinnern könne, sei er beim Holzsammeln dabei, sagte der 29-jährige Mike Wirz. Wirz gehört zum Mittefasten-Bar-Team und zum harten Kern, der auch bei schlechtem Wetter dabei ist.

Doch heuer war das Wetter sehr gut, was Altmeister Willy Haderer freute: «Das Holzsammeln ist der Auftakt zum Mittefasten-Fest. Ich hoffe, es kommen viele Besucherinnen und Besucher zu den verschiedenen Festivitäten am nächsten Wochenende.»

Mittefasten wird dieses Jahr vom 29. bis zum 31. März gefeiert. Der Böögg wird am Sonntag um 21 Uhr verbrannt.

Ein altes Brauchtum

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Mittefasten von der Unterengstringer Knabenschaft – jungen Männern ab 17 Jahren – durchgeführt. Ursprünglich bestand es aus den drei Brauchtumselementen Kienbesenumzug, Lichterschwemmen und Bööggverbrennen. Mit dem Kienbesenumzug war aber nach 1867 Schluss. Damals verursachten die von den Burschen durch das Dorf geschwungenen Kienkörbe eine Brandkatastrophe im alten Dorfteil.

Seither stehen die Feuerfackeln an der Limmat Spalier für das Lichterschwemmen. Damit sollten nicht nur die Flussgeister beschwört werden, es markierte auch den Tag, ab dem nicht mehr bei künstlichem Licht gearbeitet wurde. Das Bööggverbrennen bildet einen letzten Überrest des heidnischen Brauchs der Winteraustreibung. Als die Knabenschaft ihre Bedeutung verlor, gründeten Vertreter von alteingesessenen Familien die aus Meistern zusammengesetzte Mittefastenkommission.(az)