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Guido Santner von IngCH bringt Kanti-Klassen und Ingenieurfirmen zusammen. «Eine sympathische Informatikerin überzeugt mehr als jede Broschüre», ist sich der Elektroingenieur sicher.
Guido Santner: Es ist hinderlich für das Wachstum der Firmen. Im Gespräch mit Informatikbetrieben höre ich häufig, dass sie mehr Aufträge erhalten, als sie bewältigen können. Um möglichst viele Fachkräfte im «War of Talents» anzusprechen, suchen sich Firmen oft attraktive Standorte wie etwa in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs. Einige müssen auch auf ausländische Fachkräfte zurückgreifen.
Die Anstrengungen lohnen sich, das zeigen Umfragen nach den Technik- und Informatikwochen. Die Hälfte der Gymi-Schüler sagen, dass sich ihr Bild zum Ingenieurberuf positiv verändert hat und knapp 30 Prozent der Jugendlichen können sich danach ein Ingenieurstudium vorstellen.
Das hat mit den finanziellen Mitteln zu tun. Noch so gerne würden wir alle Kanti-Schüler in der Schweiz erreichen, doch das geht derzeit nicht. Das Projekt kostet pro Klasse rund 10 000 Franken und ist für Gymnasien gratis. Unser Verein IngCH übernimmt die Kosten. Er wird von 30 Mitgliedsfirmen getragen und von Institutionen wie Swissmem, dem ETH-Rat, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften und der Hasler-Stiftung unterstützt.
Guido Santner leitet seit eineinhalb Jahren die Technik- und Informatikwochen des Vereins IngCH Engineers Shape our Future, der sich seit 27 Jahren für die Förderung des Ingenieurnachwuchses engagiert. «Es macht Spass, mit Jugendlichen zu arbeiten und die beiden Welten, die Schulen und die Firmen, zu vereinen», sagt der 47-Jährige. Santner studierte an der ETH Elektrotechnik und arbeitete unter anderem in der Elektronikentwicklung und als Fachjournalist. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Pfäffikon ZH.
Es wäre wichtig, dass jedes Kind mehrmals im Laufe seiner Schulkarriere mit Technik und Informatik in Berührung kommt. Beispielsweise in der Primarschule mit einem Ausflug ins Technorama in Winterthur, in der Sekundarschule mit einem Besuch in der Lehrlingswerkstatt einer Firma und am Gymnasium mit der Teilnahme an unserer Technik- und Informatikwoche. Motivierte Schülerinnen und Schüler könnten zusätzlich mit einem Förderprogramm wie «Schweizer Jugend forscht» oder einer Wissenschaftsolympiade abgeholt werden. Neben all diesen Projekten sind aber auch die Interessen der Eltern entscheidend.
Von Vorteil ist, wenn Eltern sich für diese Themen interessieren und mit den Kinder selbst einmal im Bastelraum werken und zum Beispiel ein Radio oder einen Computer auseinandernehmen. Der Besuch von Ausstellungen, Museen oder Anlässen und speziell das Gespräch mit Expertinnen und Experten können auch helfen. Die Jugendlichen brauchen Vorbilder. Eine sympathische Informatikerin oder ein begeisterter Elternteil überzeugt mehr als jede Broschüre.
Das hat mit den dominanten Rollenbildern in unserer Gesellschaft zu tun. Zudem sind Unternehmenskulturen stark männlich geprägt. Es muss ein Umdenken stattfinden. Frauen sollen Informatikerinnen werden können, genauso wie Männer einem Pflegeberuf nachgehen dürfen. Zudem hat man in Studien herausgefunden, dass man Mädchen inhaltlich packen muss, reine Technik finden sie weniger spannend.