Urdorf
«Himmeltraurig» – Die Urdorfer Fasnacht 2021 ist wegen Corona abgesagt

Die Clique Schäflibach hat gemeinsam mit dem Urdorfer Gemeinderat beschlossen, wegen der Pandemie auf die Durchführung ihrer Veranstaltungen im kommenden Jahr zu verzichten. Es ist bereits das zweite Mal, dass die Urdorfer Fasnacht dem Virus zum Opfer fällt. Der Schmerz der Fasnächtler ist dementsprechend gross.

Sibylle Egloff
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Zeremonienmeister Daniel Leutwiler und Präsident Michael Keel bedauern das Aus der Fasnacht 2021.

Zeremonienmeister Daniel Leutwiler und Präsident Michael Keel bedauern das Aus der Fasnacht 2021.

Severin Bigler

Die Fasnacht 2021 fällt in Urdorf aus. Die fünfte Jahreszeit kann auch kommendes Jahr aufgrund der Corona-Pandemie in der Zürcher Fasnachtshochburg nicht gefeiert werden. Das teilt die Clique Schäflibach, die die Urdorfer Fasnachts-Anlässe seit Jahrzehnten organisiert, nun mit.

«Als Fasnächtler blutet uns das Herz. Die Veranstaltungen gehören jedes Jahr zu den Highlights im Dorf. Wir sind sehr traurig», sagt Zeremonienmeister Daniel Leutwiler. Er sitzt gemeinsam mit Präsident Michael Keel in der Cliquestube der Clique Schäflibach, die gefüllt ist mit Erinnerungen an vergangene Ausgaben der Urdorfer Fasnacht. Auch nächstes Jahr können die beiden die Sammlung nicht erweitern. «Die Absage tut uns weh. Doch wir können uns eine fröhliche und farbenfrohe Fasnacht unter den aktuellen Bedingungen nicht vorstellen», sagt Michael Keel. Es sei ein Vernunftsentscheid gewesen. «Aufgrund der derzeit herrschenden Planungsunsicherheit sowie aus Rücksicht auf die Gesundheit aller Mitglieder, Helferinnen und Helfer, Zuschauer und der Urdorfer Bevölkerung haben wir in Absprache mit der Gemeinde schweren Herzens diesen Beschluss gefasst», sagt Leutwiler.

Die Absage kommt nicht im letzten Moment wie Anfang Jahr

Der einzige Vorteil sei dieses Mal, dass sie nicht wie Anfang Jahr in letzter Sekunde alles abblasen müssten. «Wir erhielten am Freitagnachmittag die Hiobsbotschaft vom Gemeinderat und mussten alle Beteiligten informieren, dass der internationale Umzug mit über 1500 Teilnehmenden einen Tag darauf nicht stattfindet», erinnert sich Leutwiler. Da sei aber schon alles bestellt, gemietet, gebastelt und dekoriert gewesen. «Wir verbrachten den Samstag, an dem der Fasnachtsumzug und die Feier danach in der Zentrumshalle durchgeführt worden wären, damit, die Dekoration im Saal abzunehmen. «Es war himmeltraurig», sagt Keel. Einen finanziellen Verlust wird man 2021 nicht einfahren. «Doch ein Verlust ist es allemal, dass wir schon im Oktober wissen, dass es im Januar und Februar 2021 keine Fasnacht geben wird. Die ganze Vorfreude fällt weg», so Keel.

Als Fasnächtler blutet uns das Herz. Die Veranstaltungen gehören jedes Jahr zu den Highlights im Dorf. Wir sind sehr traurig.

(Quelle: Daniel Leutwiler, Zeremonienmeister Clique Schäflibach)

Vorbereitet auf ein coronakonformes Fasnachtsfest wäre die Clique Schäflibach gewesen. «Wir haben diverse Szenarien durchgespielt. Bis Ende September sah es so aus, dass wir mit Einschränkungen die Fasnacht hätten durchführen können», sagt Leutwiler. Geplant war eine Feier draussen auf dem Chilbiplatz Zwischenbächen mit einer Festbühne und drei Zelten, die für jeweils 300 Personen Platz geboten hätten. «Mit drei separaten Ein- und Ausgängen hätten das Contact Tracing und die Abstandsregeln berücksichtigt werden können. Auf den Umzug hätten wir aufgrund des grossen Besucheraufkommens und den damit verbundenen erhöhten Kosten für das Personal bei der Eingangskontrolle verzichtet. Ebenso hätten die Maskenbälle drinnen nicht stattgefunden», erzählt Leutwiler. Mit einer Maskenpflicht im Zelt sei eine Fasnacht jedoch schlicht nicht umsetzbar, bringt es Keel auf den Punkt.

Die Absage tut uns weh. Doch wir können uns eine fröhliche und farbenfrohe Fasnacht unter den aktuellen Bedingungen nicht vorstellen.

(Quelle: Michael Keel, Präsident Clique Schäflibach)

Die Absage sei ein Schock für die Kultur. «Wir zelebrieren die Fasnacht und die Zusammenkunft mit anderen Vereinen. Das hat nichts mit Halligalli und einmal im Jahr blöd tun gemein, auch wenn einige Nicht-Fasnächtler dieses Klischee im Kopf haben», so Leutwiler.

Farbenfrohe Fasnachtsfenster sollen an Narrenzeit erinnern

Auch wenn das Virus die Urdorfer Fasnächtler erneut schwer trifft, will die Clique Schäflibach das Brauchtum in anderer Form leben und pflegen. «Die Fasnachtszeit kann nicht abgesagt werden», sind sich Keel und Leutwiler sicher. Deshalb setzen sie 2021 auf Fasnachtsfenster. «Diese Tradition haben wir bereits dieses Jahr wieder aufleben lassen und wollen sie auch künftig zelebrieren», so Keel. Die Mitglieder und die Bevölkerung werden dazu aufgerufen, ein Fenster des Hauses oder der Wohnung, den Eingang, den Balkon, den Garten oder die Fassade fasnächtlich zu schmücken. Anmelden kann man sich auf der Website der Clique Schäflibach. Den Teilnehmenden winke ein Preis, sagt Keel. «Wenn wir sie nicht feiern können, soll wenigstens unser Dorf nach Fasnacht aussehen.»

Auch die Dietiker Kinderfasnacht fällt aus

Der 44. Dietiker Kinderfasnachtsumzug, die Kinder-Fasnachtsparty und der Hudi-Ball in der Stadthalle finden am 30. Januar 2021 nicht statt. Dies teilt das Organisationskomitee der Gruppierungen Guggi-Häxe und «Die Luschtige Dietiker» mit. «Wir bedauern es, die für uns schönste Jahreszeit nicht zelebrieren zu dürfen. Angesichts der aktuellen Ausbreitung des Coronavirus und als Sicherheitsmassnahme und Schutz aller begeisterten Fasnächtler fiel der Entscheid aber einstimmig aus», schreibt OK-Präsidentin Stephanie Kuhny. Das OK bedanke sich für das Verständnis und sei voller Motivation, mit der Planung für die 44. Kinderfasnacht am 29. Januar 2022 starten zu können. (sib)