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Heinz Lüthi hat einen historischen Roman über das Limmattal geschrieben. Am Sonntag wird das Mitglied des Cabaret Rotstift sein Buch «Strömungen» an einer Lesung im Stadthaus Dietikon vorstellen.
Heinz Lüthi: Die Dynamik im Limmattal ist spannend. Industrie und Ländliches liegen nahe beieinander. Die Region zeigt beispielhaft die Entwicklung des Schweizer Mittellands auf. Agglomeration ist die Zukunft. Früher oder später wird es im Mittelland überall so aussehen.
Eine Liebeserklärung ist es nicht, aber auch keine Kriegserklärung oder Abrechnung (lacht). In den 40 Jahren ist die Gegend für mich zu einem Stück Heimat geworden, die ich auch mitgestalten konnte. Die gibt man nicht einfach wieder auf. Ich bin nach wie vor mit dem Dorf verbunden.
Heinz Lüthi wurde 1941 in Zürich geboren. Während 33 Jahren war er als Primarlehrer in Weiningen tätig. Von 1977 bis 2002 stand er als Mitglied des Cabaret Rotstift auf der Bühne. Gleichzeitig veröffentlichte er zahlreiche Bücher.
Ja, so könnte man es sagen. Mein Sohn wohnt in unserem Haus in Weiningen. Meine Enkel wachsen im Limmattal auf. Und meine älteste Enkeltochter unterrichtet sogar an der selben Schule wie ich. Vom Dorfklatsch bekomme ich also immer noch etwas mit (lacht).
Nein. Ich wollte eine Figur erschaffen, die die beiden Gemeinden Weiningen und Dietikon kennt und vereint. «Miggel» Ehrsam ist als Weininger Teil des bäuerlichen Lebens und verkehrt aufgrund seiner Arbeit als Fuhrmann in Dietikon. Er ist sozusagen das Bindeglied zwischen dem Ländlichen und dem Städtischen.
Um gewisse historische Persönlichkeiten bin ich nicht herum gekommen. Das Schöne ist, dass ich gewisse davon wie etwa die «Krone«-Wirtin sogar selbst noch kannte. Das wertet die Geschichte auf.
Ich hatte das Glück, während meiner Zeit als Primarlehrer in Weiningen mit vielen Einheimischen in Kontakt zu kommen, die einige Jahre älter waren als ich und noch dieses wunderbare Zürichdeutsch sprachen. Bei denen hiess die Limmat zum Beispiel noch «Limmig». Das half mir, die Handlung sprachlich möglichst authentisch wiederzugeben.
Die Gewässer stellen vor allem im zweiten Kapitel einen Gegenpol zur zunehmenden Industrialisierung dar. Besonders die Limmat hat für mich etwas Spezielles, ja fast etwas Mystisches an sich. An gewissen Stellen im Buch versuche ich das durch Mythen und Wassergeister auszudrücken.
«Strömungen» ist mein 15. Buch, aber erst mein zweiter historischer Roman. Der erste war «Gion da Farglix», der von einem Bergbauern im Val Lugnez handelt. Bei der Arbeit daran merkte ich, dass mir diese Form des Erzählens gut liegt. Zudem konnte ich während meiner Recherche für die «Limmattaler Jahreschronik 1903-1999» viel Wissen und Quellen über die Region sammeln. Andere Autoren müssen mühsam Quellen suchen, ich hatte sie schon.
Der Beginn der Geschichte machte ich am Gordon-Bennett-Ballonflugwettbewerb in Schlieren fest. Es war ein wichtiger Anlass für die Region. Er gehörte zu einem der grössten Events im letzten Jahrhundert und wurde nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee — in den USA und Australien — wahrgenommen. Das Limmattal erhielt erstmals internationale Beachtung. Zudem bot der Erste Weltkrieg Stoff für Geschichten.
Das ergab sich aufgrund des Umfangs. Ich hatte fast 500 Seiten geschrieben und musste eine Zäsur finden. Der Börsenkrach in New York 1929, der das Limmattal und die ganze Welt in die Krise trieb, schien mir ein guter Punkt, die Geschichte zu beenden.
Das habe ich vor, vorausgesetzt, dass ich gesund und geistig fit bleibe. Ich bin in einem Alter, in dem das nicht mehr selbstverständlich ist. Für «Strömungen» habe ich vier Jahre gebraucht. Sie können also rechnen. Ich weiss nicht, ob es noch für einen dritten Teil reicht.
Morgen liest Heinz Lüthi um 11 Uhr im grossen Gemeinderatssaal im Stadthaus Dietikon aus seinem neusten Werk vor.