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Angela Magdici ist berühmt-berüchtigt, seit sie Hassan Kiko zur Flucht aus dem Gefängnis Limmattal verholfen hat. Erstmals spricht die ehemalige Gefängnisaufseherin am TV über Liebe, ihre Flucht und ihre Zukunftshoffnungen.
Sie ist die wohl berühmteste Gefängnisaufseherin der Schweiz: die 33-jährige Angela Magdici, die den mutmasslichen Vergewaltiger und syrischen Flüchtling Hassan Kiko (27) aus dem Gefängnis Limmattal befreit hat und mit ihm nach Italien durchgebrannt ist. Dort wurden sie gefasst und an die Schweiz ausgeliefert. Und nun sitzt sie da im Studio von Tele Züri im Talk Täglich - und erzählt. Eine unglaubliche Geschichte.
Sie wirkt trotzig, wenn sie gleich zu Beginn der Sendung vom Montagabend zu Moderator Markus Gilli sagt: «Ich würde gar nichts anders machen.»
Doch warum spricht sie? Gegenüber Tele Züri erklärt sie: «Es wurde so viel über uns geschrieben, wir haben auch eine Stimme.»
Mit Tränen in den Augen verteidigt sie ihren Geliebten, Hassan Kiko, der anders als sie wieder im Gefängnis sitzt. «Er wurde als gewissenloser Triebtäter dargestellt, der mich ausnutzt und dann irgendwo entsorgt.» Dieses Bild will sie korrigieren.
Seit dem 9. Februar war die Gefängnisaufseherin Angela Magdici (33) polizeilich gesucht worden, nachdem sie den verurteilten Vergewaltiger Hassan Kiko (27), ein syrischer Flüchtling, aus dem Gefängnis Limmattal befreit hatte und mit ihm durchgebrannt war. Dann wurde sie am Karfreitag in Italien zusammen mit ihrem Lover gefasst, an die Schweiz ausgeliefert und schliesslich bis zur Gerichtsverhandlung auf freien Fuss gesetzt. Hassan Kiko ist wieder inhaftiert. Magdici ist im Aargau aufgewachsen und lebte zuletzt im Kanton Zürich. (jk)
Sie hatte dies bereits einmal versucht, als sie und Kiko aus ihrem italienischen Versteck heraus eine Videobotschaft an die Schweiz richteten. Ein Fehler, die Botschaft führte unter anderem zur Verhaftung durch eine Spezialeinheit der italienischen Polizei.
Magdici sprach damals von Liebe. Kiko davon, dass seine Verurteilung wegen Vergewaltigung ungerecht sei. Der Fall liegt derzeit am Obergericht. Die siebeneinhalbjährige Haftstrafe ist noch nicht rechtskräftig.
Während Magdici erzählt, sitzt ihr Pflichtverteidiger Urs Huber zu ihrer Linken, schweigt.
Und dennoch, die junge Frau spricht davon, einen Fehler begangen zu haben. Sie hätte Kiko nicht die Flucht aus dem Gefängnis ermöglichen, sondern für ihn anders kämpfen sollen. Seinen Fall an die Öffentlichkeit bringen. Sie glaubt, dass dann deutlich geworden wäre, wie ungerecht er behandelt worden sei. Sie bekennt: «Ja, ich habe Mühe mit dem Urteil.»
Magdici präsentiert sich reuig. Sie hätte nie gedacht, so etwas - eine Gefangenenbefreiung - einmal zu tun. «Ich habe meinen Job als Gefängnisaufseherin ernst genommen.» Doch warum das alles? Sie weicht aus. Auf ihren Ex-Mann. Ohne unglückliche Ehe wäre dies alles nie passiert.
Ist das zu glauben? Als Zuschauer denkt man sofort, Magdici schiebe die Schuld auf ihren Ex ab. Doch tut sie das wirklich?
Sicher ist: Während Kiko wegen der Flucht von Gesetzes wegen keine Strafe zu gewärtigen hat, drohen Magdici bis zu 3 Jahre Gefängnis. Magdici muss das doch als Gefängniswärterin wissen.
Also nochmals: Warum also dies alles? Was ist das Motiv? Anwalt Huber sagt seine ersten Worte: «Das Motiv sind die starken Gefühle.»
Angela Magdici spricht von einer langsam gewachsenen Liebe zwischen ihr und dem Häftling. «Wir wollten das lange nicht wahrhaben.»
Markus Gilli hakt nach: Keine Gedanken daran ausgenutzt zu werden? Sie verneint. «Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Lange. Doch ich bin zum Schluss gekommen, dass dies nicht so ist.»
Sie habe keine Angst davor gehabt, dass sich der Mensch, den sie kaum kannte, plötzlich negativ verändern könnte.
Mit welcher Strafe muss Angela Magdici nun rechnen? Was spricht für sie? Urs Huber spricht von einer bedingten, mehrmonatigen Strafe. Es handle sich um ein Amtsdelikt - die Gefängniswärterin habe während der Ausübung eines Amtes widerrechtlich einen Gefangenen befreit.
Für seine Klientin spreche, dass sie ein Geständnis abgelegt habe, kooperativ sei, Reue zeige. Die Liebe rechtfertige zwar nicht ihre Tat, jedoch könne diese bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Und: Es habe keine Kollateralschäden gegeben. Tatsächlich wurde niemand verletzt.
Und wie könnte ihr Leben künftig aussehen, will Gilli zum Schluss wissen. «Ich will wieder Boden unter die Füsse bekommen, arbeiten, mit Hassan zusammen sein.»
Glaubt sie an ein Happy End? Ihr Lachen wirkt gequält, trotzig - aber auch unsicher.