Die Flutung gestern Montagmorgen bildet den Abschluss der eineinhalbjährigen Bauarbeiten beim EKZ-Kraftwerk Dietikon. Ab Dezember versorgt die Limmat die Bevölkerung wieder mit Strom.
Ein dröhnendes Rauschen ist zu hören. Es ist noch so dunkel, dass man den Ursprung des Getöses nur mithilfe einer Taschenlampe erkennt. Das Limmatwasser fliesst wie ein Sturzbach durch ein viereckiges Betonloch in den Oberwasserkanal des Kraftwerks in Dietikon. Mitarbeiter der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) kurbeln zwei Stahlschieber hoch, um das Wasser durchzulassen. Das Gebrause wird immer lauter. «Wir öffnen die Handschieber nur zu 60 bis 70 Prozent, weil wir nicht wollen, dass das Wasser mit voller Wucht auf den Kanalboden prallt und die Steine Richtung Hauptkraftwerk schwemmt», erklärt ein Mitarbeiter.
Bevor die EKZ gestern in der Früh den Oberwasserkanal des Kraftwerks fluteten, stand er wegen der Bauarbeiten eineinhalb Jahre lang leer. Im Mai 2018 fingen im Rahmen der Trockenlegung 25 Hobby- und Berufsfischer die Fische im Oberwasserkanal ein und setzten sie im Unterwasserkanal wieder aus. Anlässlich der Konzessionserneuerung sanierten die EKZ das bestehende Hauptkraftwerk und bauten ein neues Dotierkraftwerk. Das ganze Projekt kostet 39 Millionen Franken. Künftig liefert das Kraftwerk 18 Prozent mehr Strom. «Die Flutung des Oberwasserkanals ist ein Meilenstein für die Arbeiten der EKZ in Dietikon. Sie bildet den Abschluss des Projekts», sagte Alfredo Scherngell, Leiter Wasserkraft der EKZ. Er begleitete die rund vierstündige Aktion gestern. «Das Dotierkraftwerk ist neu und wurde noch nie mit Wasser geflutet. Wir kontrollieren nun, ob alles dicht ist», sagte Scherngell.
Bereits eine Stunde nach der Öffnung der Stahlschieber stand das Wasser im Kanal einen halben Meter hoch. «Der Kanal kann bis zu 35 000 Kubikmeter fassen. Er ist somit die grösste Badewanne Dietikons», sagte Scherngell und schmunzelte. Das Herbstlaub tänzelt in der Limmat, bevor es im Sog des Bypasses verschwindet und auf der anderen Seite in den Oberwasserkanal gespült wird. Ein Entenpaar beobachtet das Treiben argwöhnisch. «Bis zu den braunen Betonplatten werden wir den 410 Meter langen und 4 Meter tiefen Kanal füllen. Das ist etwa auf der Höhe von 3,3 Metern», sagte Scherngell. Wenn der Kanal gegen Mittag voll sei, könnten auch die Metalltafeln vor der Einmündung entfernt werden. Sie dienten zur Abdichtung während der trockenen Periode. «Danach kann das Limmatwasser ungehindert in den Oberwasserkanal fliessen.» Nach der Füllung werden die Maschinen getestet. «Im November werden wir das Dotierkraftwerk in Betrieb nehmen, das Hauptkraftwerk folgt im Dezember.» Ab dann versorgt das Kraftwerk zwei Drittel der Dietiker Einwohnenden, also rund 4500 Vierpersonen-Haushalte, mit erneuerbarer Energie. Vollendet wird das Projekt im Januar mit der Öffnung der Fischwanderhilfen, die im gleichen Zug erstellt wurden. Am 7. März kann sich die Bevölkerung am Tag der offenen Tür selber ein Bild davon machen, was sich im Kraftwerk alles getan hat.