Winterthur
Ex-Radprofi Beat Breu unterwegs mit eigenem Zirkus: «Das ist jetzt einmal etwas, was ich will»

Allen Zweiflern zum Trotz startet Ex-Radprofi Beat Breu nächste Woche in Winterthur mit seinem eigenen Zirkus in eine kurze Saison.

Marc Leutenegger
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Beat Breu und sein Traum. Nächste Woche heisst es auf dem Teuchelweiher-Areal «Manege frei» für seinen Zirkus.

Beat Breu und sein Traum. Nächste Woche heisst es auf dem Teuchelweiher-Areal «Manege frei» für seinen Zirkus.

Marc Leutenegger

Am nächsten Montag wollen Sie in Winterthur Ihren Zirkus eröffnen. Hand aufs Herz: Schaffen Sie das?

Beat Breu: Ja, wir schaffen das. Die Leute erzählen zwar, dass wir es nicht schaffen, dass wir nicht einmal die Bewilligungen hätten. Aber das stimmt nicht. Mit dem Veterinäramt haben wir noch Diskussionen. Sonst aber ist alles parat. Wir stellen in diesen Tagen unsere Wagen hin.

Sie haben für Ihr Projekt ein Crowdfunding gemacht, bis kurz vor Ablauf der Sammelfrist war erst die Hälfte des Mindestbetrages von 50'000 Franken beisammen. Plötzlich haben Sie es dann geschafft. Woher kam das fehlende Geld?

Das geht niemanden etwas an.

Sie selbst haben das Geld nicht eingeschossen?

(lacht) Nein, wenn ich das Geld hätte, müsste ich ja kein Crowdfunding machen. Aber ich will nicht immer nur über die Finanzierung reden. Die Leute sollen sich an meinem Zirkus erfreuen, darum geht es doch.

Sie starten also in nicht einmal einer Woche und haben noch keinerlei Werbung gemacht. Es hängen nicht einmal Plakate.

Die werden jetzt dann gleich aufgehängt. Wir dürfen die Plakate eben nur zehn Tage hängen lassen, darum konnten wir sie nicht früher anbringen.

Wie viele Tickets haben Sie bis jetzt verkauft?

Die Premiere ist mit vielen Eingeladenen schon gut gebucht. Sonst läuft bis jetzt erst der Onlineverkauf.

Und wie läuft der?

Ich wüsste nicht, warum ich das sagen sollte. Ich habe den Eindruck, die Journalisten wollen mir immer eins reindrücken. Nie sagt einer, das finde er gut, das Projekt. Man kann doch jetzt einfach mal abwarten und schauen, wie alles herauskommt.

Wir kommen gerne zur Premiere. Haben Sie die Artisten unterdessen gebucht?

Ja.

Auf Ihrer Website fehlt aber ein Programm, wer tritt auf?

Zauberer, Seiltänzer, Clowns, was halt in einen Zirkus gehört.

Wie haben Sie die Nummern ausgesucht?

Wir hatten aus dem letzten Jahr, als ich mit dem Zirkus Royal unterwegs war, noch Kontakte. Es gab sehr viele, die für uns spielen wollten, sodass wir gar nicht alle nehmen konnten. Die Nummern zu besetzen, war nicht schwierig, wir hatten andere Probleme zu lösen.

Und welche?

Mit dem Zoll, den Behörden, dem Veterinäramt.

Sie erwähnen zum zweiten Mal das Veterinäramt. Es gibt also eine Tiernummer.

Das ist der Plan, aber wir müssen noch klären, ob es klappt. Die vom Veterinäramt haben an uns noch keine Freude.

Um welche Tiere geht es?

Ganz normale Tiere: Pferde, Ponys und Kamele. Wie gesagt, wir sind daran, das mit dem Veterinäramt zu klären. Die Vorstellungen gibt es so oder so.

Im «Blick» war zu lesen, Oliver Skreinig, der Direktor des Zirkus Royal, mit dem Sie unterwegs waren, mache Ihnen die Künstler streitig.

Ach, das wurde aufgebauscht. Ich will hier keine dreckige Wäsche waschen. Er hat Künstler angerufen, an denen wir auch interessiert waren, das muss aber nicht mit uns zusammenhängen. Ich will keinen Krach mit dem Zirkus Royal, das schadet allen.

Die Boulevardpresse geht nicht zimperlich mit Ihnen um. Wie kommen Sie damit zurecht?

Manchmal stört es schon, aber ich habe mich ein Stück weit damit abgefunden. Was will man machen, die Journalisten wissen es immer besser, und sie haben es am liebsten, wenn es einem schlecht geht. Ich sage mir: Wir haben unseren Zirkus und stehen in Winterthur.

Ihr Projekt wirkt aber doch etwas gehetzt.

Es stimmt, wir hätten einen Monat später anfangen können. Aber der Platz in Winterthur ist nicht immer frei. Wir mussten also schnell zusagen. Und es war uns wichtig, an einem zentralen Ort anzufangen.

Stehen die weiteren Stationen?

Ja, wir gehen nach Herblingen, Dietikon und Zurzach. Weil wir spät dran waren, konnten wir keinen Tourneeplan nach unseren Bedingungen machen, sondern mussten schauen, wo es noch freie Plätze gibt. Das wird nächstes Jahr anders aussehen.

Was braucht es, damit der «Circus Beat Breu» ein Erfolg wird?

Publikum. Ein paar zirkusbegeisterte Leute.

Sie werden es hoffentlich genauer wissen.

Wir haben ein 600-Plätze-Zelt und wissen, dass es schwierig ist, das komplett zu füllen. Es wird mal mehr, mal weniger Leute haben. Wir müssen einfach unseren Schnitt machen, wenn wir das schaffen, sind wir zufrieden. Und der Schnitt, den wir ausgerechnet haben, ist realistisch.

Einmal mehr schaut Ihnen die ganze Schweiz zu, und viele warten nur darauf, dass Sie scheitern. Haben Sie keine Angst davor, zur Lachnummer zu werden?

Nein. Das ist jetzt mal etwas, was ich will. In andere Dinge wurde ich hineingedrängt, die habe ich gemacht, weil ich musste. Es war immer mein Traum, einen Zirkus zu haben. Den habe ich jetzt. Nun geht es nicht darum, zu schauen, ob er scheitert.

Und wenn die Rechnung nicht aufgeht?

Dann haben wir eine gute Zeit gehabt.

Was wird Ihre Rolle im Zirkus sein, treten Sie auch auf?

Ich werde «Grüezi» und «Adieu» sagen. Ich bin keiner, der auftreten will, und wollte ja eigentlich nie auf einer Bühne stehen – auch wenn ich das dann jahrelang gemacht habe. Durchs Programm wird ein anderer führen. Ich bin neben der Manege für die Leute da.