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Region (LiZ)
Sie wird für SP-Mann Moritz Spillmann nachrücken. Die 20-jährige Hannah Pfalzgraf aus Mettmenstetten ist laut der JUSO die jüngste Kantonsrätin aller Zeiten und löst damit den bisherigen Rekordhalter Lars Gubler (Grüne) ab.
Die Pfalzgrafen waren im Mittelalter ein Adelsgeschlecht mit entsprechenden Privilegien. Sie umzäunten ihren Besitz und entzogen ihn damit der Allgemeinheit. Hannah Pfalzgraf aus Mettmenstetten hält es eher mit den Unterprivilegierten. Also trat sie den Jungsozialisten (Juso) bei. Mit Jahrgang 1997 war sie 2015 die jüngste Person, die auf einer Kantonsratsliste kandidierte. Jetzt kann sie für Moritz Spillmann (SP) nachrücken, und zwar mit einem weiteren Superlativ: Sie ist das jüngste Kantonsratsmitglied des letzten Vierteljahrhunderts.
Ob sie tatsächlich die jüngste Kantonsrätin seit Menschengedenken ist, wie die Juso schreiben, könnte gut sein, ist aber auf die Schnelle nicht belegbar. Hannah Pfalzgraf studiert an der Kunstfachschule Basel die Vermittlung von Kunst und Design, ist also angehende Lehrerin für bildnerischen Gestalten. Sie ist Wochenaufenthalterin in Basel, zahlt aber laut eigenen Angaben Steuern und Krankenkassenbeiträge in Mettmenstetten.
Frau Pfalzgraf, wie sind Sie politisiert worden?
Hannah Pfalzgraf: In meinem Elternhaus. Meine Eltern sind zwar parteilos, aber wir haben viel über Ungerechtigkeiten und Soziales diskutiert. Diese Grundwerte trage ich nun weiter.
Was gab den Ausschlag, bei den Juso mitzumachen?
Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Das machte mich hässig und ich fand, man müsse dagegen antreten.
Wie überraschend kommt für Sie die Nachricht, dass Sie in den Kantonsrat nachrücken können?
Sehr überraschend. Ich kandidierte 2015 auf der Liste auf dem 3. Platz, den ich halten konnte. Ich kann nun nachrücken, weil die Person auf dem zweiten Platz aus beruflichen Gründen nicht in den Kantonsrat will.
Haben Sie schon einen Themenschwerpunkt?
Ich bin gegen die Abbaupolitik in der Bildung. Als ich vor zwei Jahren das Gymi an der Kanti Stadelhofen abschloss, war der finanzielle Spielraum bereits eng. Mit dem Sparprogramm wird der Abbau nun konkret.
Schafft es bis zu den nächsten Wahlen in zwei Jahren nicht noch eine jüngere Person ins Kantonsparlament, fällt Hannah Pfalzgraf nach den Gesamterneuerungswahlen im Mai 2019 die grosse Ehre zu, eine Rede zur Eröffnung der Legislatur zu halten. Dasselbe darf jeweils auch das älteste Parlamentsmitglied tun.
Der aktuelle Jugend-Rekordhalter kommt aus den Reihen der SVP, der grössten Fraktion. Er heisst Benjamin Fischer und war bei seiner Wahl vor zwei Jahren 23 Jahre alt. Unterdessen ist
er kein Greenhorn mehr und hat sich
den Ruf zugezogen, ein scharfzüngiger und bisweilen respektloser Jungpolitiker zu sein.
Vor Hannah Pfalzgraf trug Lars Gubler (Grüne) den Titel des jüngsten Kantonsrates. Er zog im Jahre 2007 als 21-jähriger ins Parlament ein, machte aber keine Amtsperiode fertig, sondern stieg 2010 wieder aus.
Als Parlamentsjüngste rutschte 1997 auch Chantal Galladé (SP) in den Kantonsrat nach. Die damals 24-jährige hat unterdessen Karriere als Nationalrätin gemacht. Die Winterthurerin hatte sich zuvor im Jugendparlament engagiert. Als sie am 18. August 1997 den Amtseid im Kantonsrat leistete, sorgte sie für Aufsehen. Sie sagte nämlich nicht nur «Ich gelobe es» (die Rechte des Volkes zu schützen), sondern fügte hinzu, dass sie das auch für die Bürgerinnen tun werde. Auf ihre Initiative hin ist das Amtsgelübde so abgeändert worden, dass die Frauen nun mitgenannt werden.
Der Altersdurchschnitt im 180-köpfigen Kantonsrat lag nach den letzten Wahlen bei 49 Jahren. Die jüngste Fraktion war mit 44 Jahren die SP; die älteste die
EVP mit 55,5. Bei der SVP lag der Altersdurchschnitt bei 51,5, bei der FDP bei 48 Jahren.