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Region (LiZ)
Die GBMZ arbeitet bei zukünftigen Bauprojekten nicht mehr mit Totalunternehmern zusammen, weil bei diesem Konzept die Bauqualität leidet. In ihrem Jahresbericht findet die Zürcher Genossenschaft klare Worte und zeigt diverse Mängel auf.
Die Zürcher Genossenschaft GBMZ findet in ihrem Jahresbericht klare Worte. Sie prangert im Einleitungswort im Rahmen der Übernahme der 85 Genossenschaftswohnungen auf dem Greencity-Areal in Zürich Manegg den Totalunternehmer Losinger Marazzi an. Die GBMZ kritisiert die Qualität der ausgeführten Arbeiten, damit einhergehende Mängel und ihre verzögerte Behebung. «Die Wohnungen waren bewohnbar, leider aber mit Schönheitsfehlern», sagt GBMZ-Präsident Felix Bosshard auf Anfrage.
Damit bezeichnet er Mängel, die bei den Bauarbeiten entstanden seien: «In den Badezimmern waren die Fugen ungenügend und unsauber verarbeitet.» Weiter seien beim Bezug der Wohnungen die Dachterrassen nicht fertig gewesen: «Diese Arbeiten dauerten noch lange», sagt Bosshard weiter. In einem Fall kam es durch eine nicht korrekt angeschlossene Waschmaschine gar zu einem so grossen Wasserschaden, dass die Wohnung zeitweise unbewohnbar war. Auch die Absaughauben für Küchen sorgten wortwörtlich für dicke Luft bei den Bewohnern. «Diese Geruchsemissionen hätten schlicht weg verhindert werden können», sagt Bosshard.
Betroffen war von den unsauberen Bauarbeiten nicht nur die GBMZ. Auch die Wogeno und die Genossenschaft Hofgarten meldeten Mängel bei den abgenommenen Wohnungen an. «Es gibt tatsächlich noch Baumängel zu beheben, was uns auch viel Arbeit beschert», sagt Tom Hegi von der Genossenschaft Wogeno. Diese lägen aber für eine solch grosse Baustelle im üblichen Rahmen. Die Genossenschaft, die 58 Wohnungen auf dem Areal betreibt, beschreibt die Zusammenarbeit mit Losinger Marazzi dennoch als «konstruktiv».
So bestätigt Emily Unser, Sprecherin von Losinger Marazzi, dass bei der finalen Abnahme der Wohnungen im September tatsächlich Mängel protokolliert wurden, die jedoch «unwesentlicher» Natur gewesen seien: «Die Wohnqualität und die Nutzung durch die Einwohner war nicht beeinträchtigt.» Die Kritik im Jahresbericht der GBMZ beziehe sich auf die Vorabnahme der Wohnungen im vergangenen Sommer. «Von den protokollierten Mängel waren Ende 2017 nur noch sechs Punkte offen. Mit dem Stand heute sind alle Mängel bis auf einen behoben. Auch dieser wird in Kürze beseitigt», sagt Unser.
Dennoch zeigt sich Bosshard verständnisvoll: Dass die Nacharbeiten so lange dauern, habe unterschiedliche Gründe: «Teilweise waren die Projektleiter von Losinger Marazzi bereits auf anderen Baustellen und so nicht mehr verfügbar», sagt Bosshard. Teilweise war dann aber auch das aufgebotene Personal nicht immer wie vereinbart vor Ort gewesen. So oder so: Die GBMZ-Mitarbeiter hätten einen beachtlichen Mehraufwand leisten müssen.
«Die festgestellten Mängel in der Manegg sind allenfalls auch systembedingt und nicht nur vom Totalunternehmer Losinger Marazzi abhängig.» Die Unzufriedenheit der GBMZ-Genossenschaft rührt von vergangenen Bauerfahrungen, wie beispielsweise der Überbauung Neuklee her, die ohne Total- oder Generalunternehmer erstellt wurden. «Bei diesem Zusammenarbeitsmodell hatten wir direkten Kontakt zu den Firmen, beim Totalunternehmer-Modell in der Manegg nicht. Alle Kontakte liefen über Losinger Marazzi», sagt Bosshard. Künftig wolle die GBMZ deshalb Bauten mit Direktaufträgen an Firmen und ohne Totalunternehmer realisieren.
Ein Totalunternehmer führt ein Bauprojekt nicht nur aus, sondern verpflichtet sich auch zu dessen Planung. In der Regel ist er der einzige Ansprechpartner für den Bauherren. Der Vorteil besteht darin, dass der Bauherr für die Planung und Realisierung seines Bauwerks nur einen Vertrag abschliessen muss. Nachteilig ist, dass der Bauherr an Einfluss und Kontrolle verliert. So unterscheiden sich Total- und Generalunternehmer darin, dass letzterer ausschliesslich den Bau ausführt. Die benötigten Planarbeiten werden vom Eigentümer in der Regel an externe Firmen vergeben. (GIU)