Rund 600 Personen erlebten am Sonntag das Abschiedskonzert des Männerchors Dietikon in die Kirche St. Agatha.
Nach 135-jährigem Bestehen löst sich der Männerchor Dietikon auf. Zum Abschied gab der Chor gestern sein letztes Konzert in der Dietiker Kirche St. Agatha – was sich rund 600 Zuhörer nicht entgehen liessen.
Ein abwechslungsreiches Programm mit Schweizer Dialektliedern, Gospel-Stücken und einem Auftritt des jungen Volksmusik-Trios «Inter Folk» erfreute das Publikum – und liess gleichzeitig viel Wehmut aufkommen.
«Seit mehr als einem Jahrzehnt verfolge ich die Konzerte des Männerchors. Die Auflösung ist ein Riesenverlust für die musikalische Landschaft Dietikons», sagte die Geroldswilerin Heidi Defend. «Heute wären noch zwei weitere Konzerte in Dietikon. Es gehört aber zur Ehrerbietung, dass ich hier bin», fand Peter Robmann.
Die 86-jährige Margrit Dubois erzählte, dass sie seit 1960 in Dietikon lebe und den Männerchor ebenso lange kenne: «Es ist sehr traurig, dass eine Tradition verloren geht.»
Auch Stadtpräsident Otto Müller war am Konzert und fand, der Chor habe wie immer sehr gut gesungen. «Ich bedauere das Ende sehr», so Müller: «Das Konzert berührt mich deshalb besonders.» Seit drei Jahrzehnten verfolgt Zuhörerin Ingrid Finger die Aktivitäten des Chors. «Der Männerchor hat einen schönen Abschluss verdient», sagte sie.
«Kamerade wämmer sy, au mit wyse Hoore», sang der Männerchor Dietikon zum Abschluss, als wäre es ein Versprechen, dass sich die Sänger geben. Auch die Mitglieder waren emotional: «Mir schnürt es beinahe die Kehle zu», sagte Sänger und Ehrenpräsident Bobby Kölzer, der seit 33 Jahren dabei ist. «Es tut weh, dass es nicht mehr weitergeht», sagte er.
Der erste Tenor Bruno Leber bedauerte es, dass er Kollegen, die nicht im Limmattal wohnen, nun seltener sehen wird: «Die wöchentlichen Proben fallen aus und damit werden einige Kontakte versanden.» Einige Sänger gaben sich auch pragmatisch: «Man kann die Auflösung leider nicht ändern», sagte Reto Saxer. Und Turi Portmann fand: «Es ist ein guter Moment zum Aufhören, weil wir überaltert und zu wenige sind.» Er sei einerseits erleichtert, andererseits auch sehr traurig.
Organist Bernhard Hörler, der den Chor zum vierten Mal begleitet, nannte es eine Ehre, die Sänger am Abschiedskonzert begleiten zu dürfen. Er habe die Chormitglieder als angenehme Musiker schätzen gelernt. Dirigent Wolfgang Böhler arbeitet seit vier Jahren mit dem Chor. «Ich nehme die Männer als ehrgeizig wahr», sagte er. «Mit ihrem Willen erreichen sie ein erstaunliches Niveau.» Er werde die Sänger als Freunde und Musiker vermissen.