Kloster Fahr
Das Feuer ist entfacht: Zum Gedenken an Silja Walter tanzten Flamenco-Tänzerinnen durchs Kloster

Die Tanzcompagnie Flamencos en route ist im Kloster Fahr mit «feu sacré» erstmals vor Publikum aufgetreten. Priorin Irene Gassmann verwies nach der Aufführung darauf, wie wichtig das Tanzen für die verstorbene Nonne Silja Walter war und zeigte sich angesichts des Gezeigten fast sprachlos.

Sandro Zimmerli
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Die Vorstellung «feu sacré» der Tanzcompagnie Flamencos en route wird im Rahmen der Feierlichkeiten zum Gedenken an die Nonne und Schriftstellerin Silja Walter im Kloster Fahr gezeigt. Die Vorstellung begann in der St. Anna Kapelle.
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Danach begaben sich die Tänzerinnen nach draussen, auf die Mauern des Probsteigartens.
Das Publikum war mucksmäuschenstill und begleitete die Tänzerinnen schweigend.
Stets wurde der Tanz und die Darbietung von der Live-Musik begleitet.
Im Sprecherzimmer spielten zwei Musikerinnen ein Ständchen für die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Und weiter ging es: Wieder führten die Tänzerinnen nach draussen in den Klostergarten.
Premiere der Tanz-Vorstellung «feu sacré» zum Gedenken an die Nonne und Schriftstellerin Silja Walter
Mit der Mitbegründerin der Tanzcompagnie Flamenco en route, Susanne Looser, pflegte Silja Walter eine lebenslange Freundschaft, die in einem regen Briefwechsel und persönlichen Treffen ihren Ausdruck fand.

Die Vorstellung «feu sacré» der Tanzcompagnie Flamencos en route wird im Rahmen der Feierlichkeiten zum Gedenken an die Nonne und Schriftstellerin Silja Walter im Kloster Fahr gezeigt. Die Vorstellung begann in der St. Anna Kapelle.

Alex Spichale

Die St. Anna Kapelle, der Klostergartengarten, der Gang in der Propstei oder doch die Klosterkirche – jeder der geladenen Gäste, darunter alt Bundesrätin Doris Leuthard, hatte eine andere Kulisse als Favoriten. Einig waren sich beim Apéro aber alle, dass sie einem aussergewöhnlichen Ereignis beigewohnt haben. «feu sacré» heisst die tänzerisch-musikalische Inszenierung, bei der die Tanzcompagnie Flamencos en route das Publikum auf einen besonderen Parcours durch das Kloster Fahr mitnimmt. Am Mittwochabend fand die erste, geschlossene Vorführung statt, gestern wurde Premiere gefeiert.

Gestartet in der Kapelle, fand die Veranstaltung ihren krönenden Abschluss in der Klosterkirche. Auf dem Weg durch das Kloster sorgten die sieben Tänzerinnen, Sängerin Karima Nayt sowie die vier Instrumentalisten immer wieder für staunende Gesichter im Publikum und meditative Momente. Neben der künstlerischen Darstellung und den wechselnden Kulissen sorgte die Nähe zu den ausdrucksstarken Tänzerinnen, insbesondere im Gang der Propstei, für besondere Momente. Hinzu kam, dass das Publikum dem Wunsch von Choreografin Brigitta Luisa Merki entsprach und sich schweigend von Ort zu Ort begab. So entstand eine intime Stimmung, die dem Anlass seinen passenden Rahmen bot.

Zwei Frauen, eine lebenslange Freundschaft

Die allesamt ausverkauften Aufführungen von «feu sacré» sind einer der Höhepunkte des Gedenkjahrs für Silja Walter, die am 23. April 100 Jahre alt geworden wäre. Das Thema Tanz zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk der schreibenden Nonne, die über 60 Jahre ihres Lebens als Schwester Maria Hedwig im Kloster Fahr verbrachte. Das Tanzen war denn auch das Bindeglied zu Susanne Looser, die als Flamencotänzerin Susana weltweit ihr Publikum zu begeistern wusste.

Mit der Mitbegründerin der Tanzcompagnie Flamenco en route pflegte Silja Walter eine lebenslange Freundschaft, die in einem regen Briefwechsel und persönlichen Treffen ihren Ausdruck fand. Und so ist «feu sacré» in erster Linie eine Hommage an zwei Frauen, die zwar ganz unterschiedliche Lebenswege einschlugen, aber durch ein inneres Feuer miteinander verbunden waren. Und nicht zuletzt ist «feu sacré» auch der Auftakt zur Jubiläumssaison der Tanzcompagnie, die ihren 35. Geburtstag feiert.

Es ist nicht selbstverständlich, dass so etwas möglich ist

(Quelle: Choreografin, Brigitta Luisa Merki)

Auch Priorin Irene Gassmann verwies nach der Aufführung darauf, wie wichtig das Tanzen für Silja Walter war und zeigte sich angesichts des Gezeigten fast sprachlos. «Ich bin glücklich, dass ich Brigitta Luisa Merki gefragt habe, ob sie ein Tanzprojekt zum Gedenkjahr realisieren könne», sagte sie. Allerdings hätte sie damals nicht daran gedacht, dass dieses im Kloster aufgeführt werden könnte. «Ich dachte, die Räume sind doch viel zu klein», so die Priorin. Doch Merki habe gesagt, wenn wir etwas machen, dann im Kloster. «Es ist nicht selbstverständlich, dass so etwas möglich ist», merkte Merki an, die zwecks Vorbereitung einige Tage im Kloster wohnte und so einen Eindruck von diesem ganz speziellen Tagesrhythmus erhielt. Priorin Irene zeigte sich ebenfalls angetan vom Austausch mit den Künstlern und vom Ergebnis, das daraus resultierte. «Es ist gelungen, die Räume mit Tanz zu füllen», sagte sie.

Auf den richtigen Zeitpunkt gewartet

Welch besondere Freundschaft Silja Walter und die Tänzerin Susana verband, zeigt das Büchlein «Am Anfang war der Tanz – Meditationen und Briefe von Silja Walter für die Tänzerin Susana», das im Verlag Hier und Jetzt erscheint und ebenfalls am Mittwochabend vorgestellt wurde.

Lange hat Brigitta Luisa Merki die auf kleinen Kärtchen mit Schreibmaschine abgefassten Meditationsanweisungen und Briefe an ihre im Jahr 2010 verstorbene Lehrerin Susana aufbewahrt. Bis nun mit dem Projekt «feu sacré» der richtige Zeitpunkt gekommen ist, diese Texte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In ihrer Rede erinnerte Merki daran, wie wichtig Susana die Freundschaft mit Silja Walter war und wie sehr sie die regelmässigen Besuche im Kloster bei ihrer Freundin schätzte. Bei diesen Treffen haben die beiden Frauen nicht nur miteinander diskutiert, sie haben auch miteinander getanzt.