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Region (LiZ)
Stadt und Kanton Zürich haben sich mit zehn grossen Institutionen des Gesundheitswesens darauf geeinigt, wie sich das 65 Hektaren grosse Gebiet Lengg am östlichen Stadtrand von Zürich bis 2040 entwickeln soll.
Die Aussicht vom Garten der EPI-Klinik auf den Zürichsee gehört zum Schönsten, was Zürich zu bieten hat. Von erhöhter Lage hat man Kräuter- und Obstgärten vor sich, in der Ferne die Zürichseeschiffe, winzig wie Spielzeuge. Die Klinik-Lengg, wie sie richtig heisst (Bleulerstrasse 60), gehört zum Gebiet Lengg, das die Quartiere Riesbach und Hirslanden tangiert.
Im Hinterland befinden sich diverse andere Kliniken. Die älteste ist die Psychiatrische Uniklinik (PUK) am Burghölzli-Hügel. In der Nähe stehen auch die Kliniken Schulthess, Balgrist und Hirslanden, die in den letzten Jahren teilweise protzige Neubauten realisiert haben. Rund zehn Institutionen des Gesundheitswesens mit rund 4000 Arbeitsplätzen versammeln sich derzeit auf der Lengg. Und bald gibt es einen prominenten Neuzuzug: das Kinderspital in der Nähe der PUK.
Da die bestehenden Kliniken wachsen wollen, wird der Platz knapp. Die Grünräume sind bereits unter Druck. Um die Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken, setzten sich Stadt und Kanton mit den verschiedenen Gesundheitsplayern vor dreieinhalb Jahren an einen Tisch, um die Planungen für einen Zeithorizont bis 2040 aufeinander abzustimmen. Das neueste Ergebnis ist der Masterplan Lengg, den die Behörden in den letzten Tagen der Quartierbevölkerung und den Medien vorgestellt haben. Er definiert die Eckwerte der Vereinbarung:
Landschaft: Die wichtigste Festlegung aus landschaftsschützerischer Perspektive ist jene, die besagt, wo nicht gebaut werden darf. Dazu gehört der noch grüne Hang vor der EPI-Klinik mit seiner prächtigen Aussicht. Er befindet sich in der Bauzone, wo er planerisch trotz der Bausperre bleiben soll. Nicht angerührt werden auch die Schrebergärten und Sportanlagen. Ebenfalls tabu ist der Burghölzliwald. Die PUK soll im hinteren Teil bei den Obstgärten wachsen.
Hochbauten: Nebst den beiden grossen Neubauten für das Kinderspital soll ein neues Forschungsgebäude zwischen den Kliniken Balgrist und Hirslanden entstehen. Die Trägerschaft liegt gemäss Plan bei der Uni Zürich. Dort soll auf den Fachgebieten Schmerz, Neurorehabilitation, Kognition und Emotion geforscht werden. Als Forschungsgebäude kommt ein Hochhaus (Definition: höher als 25 Meter) in Frage. Allerdings heisst es im Masterplan auch, dass eine markante Höhenwirkung unerwünscht ist. Exakte Vorgaben bezüglich Höhe und Volumen macht der Plan keine. Bei den übrigen Kliniken ist Verdichtung angesagt, so auch bei der EPI.
Balthasar Thalmann, Projektleiter der Baudirektion des Kantons Zürich
Arbeitsplätze: Mit dereinst 10'000 Arbeitsplätzen soll auf der Lengg das grösste Arbeitsplatzgebiet der Schweiz im Bereich Gesundheit entstehen, sagte Projektleiter Balthasar Thalmann von der Baudirektion vor den Medien. In dieser Zahl sind die 2500 Stellen des neuen Kinderspitals eingerechnet.
Wohnen: Zusätzliche Wohnungen sind auf der Lengg nicht geplant. Die Rückführung von Wohnraum ist im Gegensatz zum Hochschulgebiet kein Thema.
Verkehr: Mehr Arbeitsplätze bedeuten mehr Verkehr. Im Plan ist von 30 Prozent mehr Zu- und Wegfahrten die Rede. Auffangen will man dies in erster Linie mit dem öffentlichen Verkehr. Vorgesehen ist, die Tramachse auf der Forchstrasse auszubauen, abgestimmt mit der Forchbahn. Das Busangebot soll neu konzipiert werden, sodass alle wichtigen Institutionen eigene Haltestellen erhalten. Der Plan sieht vor, die bestehende Buslinie 77 zu verlängern. «Die Kapazität beim öV ist kein Problem», sagte Thalmann. Sorgen bereitet ihm aber der zusätzliche Autoverkehr, verursacht durch Klinikbesucher und Patienten. Im ganzen Gebiet (ohne Forchstrasse) soll deshalb flächendeckend Tempo 30 gelten. Neue Parkplätze (beim Kispi sind 450 geplant) müssen unter den Boden.
Die im Richtplan eingetragene neue Seilbahn vom Bahnhof Tiefenbrunnen bis auf die Lengg ist laut Thalmann kein Thema. «Die Nachfrage wäre viel zu gering», sagte er. Am Bahnhof Tiefenbrunnen ist hingegen eine zusätzliche Fussgänger-Unterführung geplant, um die Wege abzukürzen.
Nebst den grossen Institutionen wirkten auch die Quartiervereine an der Planung mit. Aufwertung des öffentlichen Raumes und Vermeidung von Schleichverkehr seien dort die dominanten Anliegen gewesen, sagte Thalmann. «Wir haben sehr viele Wünsche berücksichtigen können.»
Nicht ganz zufrieden seien einige Kliniken. Die Hirslanden stecke beispielsweise im engen Korsett und habe schon jeden Quadratmeter ausgeschöpft. Gerade weil nicht alle zufriedengestellt werden konnten, sei die vorliegende Übereinkunft sehr hoch zu werten, sagte Thalmann.
Der Masterplan ermöglicht Synergien. Das gilt für die Energieversorgung, Anlieferung und auch Kinderbetreuung. Sie sollen im Verbund gelöst werden.
Ab 25. November bis 9. März liegt der kantonale Richtplan öffentlich auf. Er enthält auch Änderungen für das Gebiet Lengg. Zu Einwendungen berechtigt sind alle.