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Leben
In ihrer Kolumne «Glamour, mon amour» schreibt unsere Autorin Simone Meier diese Woche über Ärgernisse mit Hygieneartikeln, die wir alle kennen.
Wenn ich unterwegs bin, in Zügen, Hotels, Restaurants, Kinos und so weiter, gibt es gelegentlich Dinge, die ich nicht verstehe. In Zügen haben sie meist mit den Toiletten zu tun, etwa wieso niemand merkt, wenn da einfach kein Wasser zum Händewaschen aus dem Hahn kommt, obwohl man schon Seife auf den Händen hat. Gibt es nicht parallel zur Wagenstandanzeige auch eine Wasserstandanzeige?
In Restaurants, Kinos und so weiter verstehe ich ebenfalls sehr oft die Toiletten nicht. Nein, nicht weil ich zu doof bin, um die Spülung zu betätigen, das nun nicht, aber Sie werden gleich sehen, was ich meine, und mir zustimmen.
Also: Sie betreten eine Toilette. Sie sehen da ein Waschbecken, darüber einen Spiegel, dazu Seife, irgendwas zum Händetrocknen aus Papier, Stoff oder Luft, Letzteres in Gestalt einer Apparatur, die mit der Kraft und dem Lärm eines Laubbläsers über ihre Hände herfällt. Auf einer Damentoilette finden Sie vielleicht noch ein Haarspray, ein Deospray oder ein Raumspray, artig arrangierte Hygieneartikel, dazu dekorative Hölzchen, die nach irgendwas duften, und zur Weihnachtszeit oft einen Weihnachtsstern. Es soll ja schliesslich schön sein.
Und dann öffnen Sie die Tür zur Einzelkabine ihrer Erleichterung. Sie sehen die Toilette selbst und an der Wand – erneut ein kleines Waschbecken. Dieses allerdings zuverlässig ohne Seife. Es ist das umgekehrte Problem dessen, was wir bereits im Zug angetroffen haben.
Also nicht Seife ohne Wasser, sondern Wasser ohne Seife. Wozu? Damit die Hände schon minimal sauberer sind, wenn man die Türklinke wieder berührt? Hatte der Toilettenarchitekt etwa zu viele Waschbecken, aber zu wenige Seifenspender kalkuliert? Oder ist es am Ende gar nicht als Waschbecken gemeint, sondern als Symptom und Mahnmal unserer Überflussgesellschaft?
Auch die Irritation, die mich in Hotelzimmern regelmässig befällt, hat mit Nasszellen zu tun. Denn oft gibt es gerade in Hotels, die ausser Zimmern nichts zu bieten haben, im Bad diese riesigen weissen Udo-Jürgens-Bademäntel.
Ich habe mich davon schon etliche Male zu falschen Vorstellungen von grandiosen, mit farbenprächtigen Mosaiken und fabelhaften Masseuren ausgestatteten Spa-Bereichen verleiten lassen, denn ich sehe nicht ein, wieso ein Bademantel einzig dazu da sein soll, den drei Metern zwischen Dusche und Kleiderstuhl eine Illusion von Luxus zu verleihen.
Wenn er also im Grunde unnütz ist. Nichts anderes als die Attrappe eines Lifestyles. Ein Versprechen, das nicht beabsichtigt, sich jemals einzulösen. Eine Lüge aus weissem Flausch. Ein falscher Glanz. Eine Diva der Täuschung, eine Mata Hari unter den Badezimmertextilien. Auf die ich schon öfter hereingefallen bin.
Mehrfach bin ich nämlich schon vorsorglich abgeschminkt im Udo-Jürgens-Outfit und unter den mittelschwer alarmierten Blicken anderer Hotelgäste zur Rezeption gewalzt und habe gefragt: «Bitte, wo geht’s hier zum Spa?» Die Antwort ... tja, ich sage nur so viel: Sollten Sie jemals das Bedürfnis nach Demütigung verspüren, dann tun Sie es mir gleich.