Länger schlafen allein hilft oft nicht. Körper und Seele brauchen auch andere Formen der Erholung.
Von irgendwoher hat es sich angeschlichen und geht nicht mehr weg, dieses Gefühl der permanenten Müdigkeit. Und das Schlimme ist: Man kann noch so lange schlafen, es nützt nichts. Denn wir brauchen mehr als guten Schlaf, um Erholung zu finden, uns gelassener und glücklicher zu fühlen.
Oft liegt der Grund dafür, dass man sich permanent erschöpft fühlt, darin, dass man nicht allen Arten von Erholung Rechnung trägt. Die amerikanische Wissenschafterin Saundra Dalton-Smith hat sieben Arten von Erholung zusammengetragen: die physische, die mentale, die spirituelle, die emotionale, die soziale, die sensorische und die kreative.
Wenn wir beispielsweise einen Konflikt mit einer Arbeitskollegin austragen, sind wir emotional und sozial gefordert. Stecken wir im Stau fest, brauchen wir viel sensorische Energie – genauso, wie uns das Scrollen eines Newsfeeds oder von Social Media sensorisch, sozial, emotional, mental und auch spirituell fordern kann. Es gilt deshalb zu erkennen, welche Art von Erholung wir gerade brauchen und wo und wie wir unsere Batterien wieder aufladen können. Wir haben Ihnen die sieben Arten von Erholung deshalb zusammengetragen. Und geben Tipps, wie Sie sie in den Alltag integrieren können.
Inhaltsverzeichnis
Die oberste Priorität, natürlich, hat der Schlaf. Kennen wir alle. Sieben bis acht Stunden sollten es sein. Dunkeln Sie das Zimmer ab, soweit möglich. Schauen Sie, dass es nicht zu heiss zu- und hergeht, zumindest, was die Temperatur anbelangt. Immer mal frische Luft reinlassen und, ganz wichtig: Bereiten Sie sich mental und körperlich auf eine erholsame Nacht vor. Lassen Sie das Smartphone ausserhalb des Schlafzimmers und widmen Sie sich angenehmen, beruhigenden Dingen wie Dehnen, Lesen oder dem Führen eines Dankbarkeitstagebuchs. Neben dem Schlaf ist für den Körper aber auch tagsüber Bewegung wichtig. Spazieren Sie an der frischen Luft, strecken Sie Ihren Körper, machen Sie Sport. Und atmen Sie öfter mal ganz tief ein und aus.
Uns allen schwirren Tausende Gedanken pro Tag durch den Kopf. Doch das Sorgenwälzen und der innere Kritiker, der ständig zum Vorschein kommt, ziehen Energie. Versuchen Sie also, Ihr rasendes Gehirn immer mal wieder ein bisschen runterzufahren – so, indem Sie ein Notizbuch neben dem Bett liegen haben, wo Ihre Sorgengedanken Platz finden können. Auch Achtsamkeitsübungen und Meditation helfen, den Geist zu beruhigen. Und zu lernen, dass Gedanken nicht die Wahrheit sind. Planen Sie nach einem kognitiv anstrengenden Tag Aktivitäten ein, die kaum Geisteskraft erfordern und eher körperlich sind – beispielsweise Sport oder Basteln.
Der Mensch ist ein spirituelles Wesen. Psychologische Studien beweisen, dass Religiosität Halt gibt. Und zufriedener macht. Doch auch wenn Sie nicht an einen Gott glauben: Sie finden Erholung und Kraft, wenn Sie sich mit etwas verbinden, das grösser ist als Sie. Das kann in Form von Kontakt mit der Natur sein oder darin bestehen, dass Sie einen Teil Ihrer Freizeit einem Hilfswerk schenken. So können Sie sich auch mit anderen verbinden und erfahren Gemeinschaftssinn.
Vor allem sensiblen Menschen gehen Auseinandersetzungen sehr nah. Doch auch wenn etwas gar nicht mal negativ ist: Beziehungen kosten Energie. Vor allem, wenn man zu den Menschen gehört, die es allen recht machen wollen. Erlauben Sie sich deshalb öfter mal, authentisch Ihre Gefühle zu zeigen. Fällt Ihnen das schwer, schaffen Sie sich zu Hause, wenn Sie ungestört sind, einen Raum, wo Sie fühlen und tun dürfen, was Sie wollen. Und suchen Sie sich Menschen, mit denen Sie lachen können. Das befreit.
Wir sind soziale Wesen. Wir alle brauchen soziale Interaktion. Wichtig ist allerdings, dass wir Menschen um uns scharen, mit denen wir uns wohlfühlen. Und bei und mit denen wir uns ausruhen können – sprich: ganz wir selbst sein. Reflektieren Sie also ruhig mal, welche Menschen Ihnen Energie geben und welche Sie eigentlich nur Energie kosten. Getrauen Sie sich, dort Grenzen zu setzen. Oder diese Freundschaften ganz loszulassen. Und: Suchen Sie sich Gruppen, die ähnlich denken und Ähnliches schön finden wie Sie. Sei das Wandern, Fechten, Lesen, Schwimmen oder Reisen.
Manchmal wird alles zu viel: zu viel Gerede, zu viel Lärm, zu grelles Licht, zu viele Menschen. Gerade jetzt, nach all den Monaten in Isolation, kann das Wiedereinfinden in so viele Reize und Menschen und Abläufe anstrengend sein. Auch die digitale Welt hält unendlich viele Reize bereit – in Form von Posts, Videos und Bings. Schalten Sie also ruhig mal die Geräte aus, wenn Sie eine Pause brauchen. Schliessen Sie auch tagsüber ab und an einfach mal die Augen. Oder benutzen Sie bei der Arbeit im Grossraumbüro Kopfhörer. Umgekehrt können Sie mit Hilfe positiv konnotierter sensorischer Eindrücke auch wieder Energie tanken: mit angenehmen Düften, schöner Musik oder der selbst gezimmerten Bank.
Viele von uns vergessen mit der Zeit, wie neugierig und abenteuerlustig wir als Kinder noch durch die Welt gingen. Diese Sehnsucht nach Kreativität und Spiel haben wir jedoch auch als Erwachsene noch in uns. Wir leben sie bloss zu selten aus. Nehmen Sie sich also Zeit für kreative Tätigkeiten, wenn Sie sich müde und erschöpft fühlen. Malen Sie, singen Sie oder besuchen Sie kulturelle Veranstaltungen, die Ihnen das Herz öffnen. Und gestalten Sie Ihre Arbeitsumgebung ruhig, hängen Sie schöne Bilder auf, personalisieren Sie einzelne Bereiche Ihres Wohnens. Sie werden bald merken: Es sind oft die kleinen Dinge, die ganz viel Energie schenken.