Mit Birgit Steinegger alias Frau Iseli sorgte am Samstag die wohl beste Parodistin der Schweiz für Stimmung im fast ausverkauften Konzertsaal. Auch die Gruppe Songreiter und Comiclown Linaz fanden grossen Anklang.
Lea Reimann
Ob Silvia Blocher, Trudi Gerster oder Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi - mit ihren Imitationen sorgte Birgit Steinegger beim Publikum für herzhafte Lacher. Als Elvira Iseli schlüpfte sie in einer Eröffnungsrede in die unterschiedlichsten Rollen. Jeder einzelnen verlieh sie mit spezifischer Gestik und Mimik sowie passendem Dialekt und Stimme eine unverwechselbare Persönlichkeit und spielte sich so in die Herzen der Zuschauer.
Sie habe sich übrigens auch selbst für die Miss-Schweiz-Wahl beworben, erklärte die Hausfrau Elvira Iseli, sei aber nicht zugelassen worden, weil sie das Matterhorn gekannt habe. Nicht fehlen durfte natürlich auch die legendäre Imitation der beiden Bundesrätinnen Calmy-Rey und Widmer-Schlumpf.
Denn neben der Wirtschaftskrise und der technologischen Vernetzung nahm Iseli vor allem das Bundeshaus aufs Korn. Dieses bezeichnete sie als Transformatorenhäuschen. «Wer da rein geht, wird transformiert, bis nur noch Schwachstrom herauskommt.»
«Songreiter» kamen gut an
Nach Steineggers Auftritt war der Abend aber noch lange nicht gelaufen. So bewiesen die Berner «Songreiter», dass Musik überhaupt keine ernste Angelegenheit sein muss. Mit ihren humorvollen Mundartsongs mit knackigem Gitarrenspiel und verschiedenen Rhythmusinstrumenten nahmen die drei Wortpoeten Reto Abegglen, Cédric Wüthrich und Cyrill Zumbrunn ihr Publikum mit auf eine Reise in die Welt der Männer und präsentierten Komik mit kritischen Untertönen und einer Prise Selbstironie.
Mal provokativ, mal liebevoll untersuchte das Trio die Tiefe bodenloser Schweizer Bescheidenheit, besang die Beziehung eines Mannes zu seiner Mutter oder aber den Charakter abzockender Eichhörnchen.
Nomen est omen: Hinter dem Regio-Comedy-Festival stehen die Regiobank und die Regio Energie Solothurn. Der Veranstalter sei mit der Idee des Comedy-Festivals an die Unternehmen herangetreten, «und sowohl Regiobank wie auch wir waren sofort hell begeistert», sagt Sandra Hungerbühler, Sprecherin der Regio Energie Solothurn.
Ein gemeinsames Engagement liege nahe, gebe es doch viele Gemeinsamkeiten: So seien beide Unternehmen auf die Region ausgerichtet und hätten ähnliche Zielgruppen. Beim Programm ist von regionalem Charakter allerdings wenig zu spüren: «Das stand nicht im Fokus», sagt Hungerbühler - könne aber durchaus Thema werden. Denn wie es die Ankündigung «erstes Regio-Comedy-Festival» durchblicken lässt, soll es nicht bei dem einen Anlass bleiben. «Das hängt aber mit davon ab, wie das Ganze läuft.»
Dass man mit dem Anlass die regionalen Kulturveranstalter - von denen viele mindestens eines der beiden Unternehmen auf der Sponsorenliste stehen haben - konkurrenziere, sei nie diskutiert worden. «Es ging in erster Linie darum, der Bevölkerung etwas zu bieten.» (rb)
Meister der Situationskomik
Auch als der Comiclown Linaz nach etwa zwei Stunden Comedy die Bühne betrat, war das Publikum noch hellwach und vor allem hell begeistert.
Fantasievoll, topfit, verblüffend, energiegeladen und mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz zog er die Anwesenden in seinen Bann. Linaz bewies sich als Meister der Situationskomik und des Klamauks, indem er sogar betonte: «Das Ganze hat keine tiefere Bedeutung.» Aus einer Zeitung riss er kurzerhand ein ganzes Set Papierbrillen und eine Fischfamilie und aus einer gewöhnlichen Rolle Klebeband zauberte er sich eine Tanzpartnerin, einen Gehstock oder einen Staubsauger.
Mit Letzterem wurden denn auch die Papierschnipsel «aufgesaugt» - «ohne Strom und mit endlosem Verlängerungskabel». Auch mit der Demonstration eines so genannten «Fussgänger-Airbags», bestehend aus einem Ballon, brachte er das Publikum zum Prusten.
Das Publikum war begeistert
Laut Stimmen des sehr durchmischten Publikums war das erste Regio-Comedy-Festival ein voller Erfolg. Dominik Lerch aus Langendorf ist extra wegen Birgit Steinegger gekommen. «Ich bin ein totaler Fan von ihr, habe viele DVDs und schaue auch alle ihre Fernseh-Auftritte», erklärte er begeistert.
Nun habe er sie zum ersten Mal live gesehen: «Es hat mir super gefallen!» Aber auch die anderen Darbietungen kamen gut an. «‹Songreiter› habe ich vorher zwar nicht gekannt, aber ich bin begeistert», sagte Birgit Kurt aus Biberist. Die Solothurnerin Waltraud Schmid ergänzte: «Ihre Stimmen harmonieren toll.»
«Ich habe gegrölt», gestand eine Besucherin in der Pause und deutete auf ihre Kinder: «Sie haben sich wohl geschämt, weil ich so laut gelacht habe», schmunzelte sie. Dass sie das Comedy-Festival in Solothurn nicht zum letzten Mal besucht haben, hofften viele Anwesende. Das Programm am Samstag war schliesslich erst der Startschuss für den Event, der sich von nun an jährlich wiederholen soll.