Konflikte
Ausweitung des Militäreinsatzes gegen Hamas beschlossen ++ Weitere Tote bei Angriffen in der Nacht

Israels Sicherheitskabinett hat nach Medienberichten eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die im Gazastreifen herrschende islamistischen Hamas beschlossen. Die Armee solle von sofort an gezielt «Symbole der Hamas-Herrschaft» in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12 am Mittwochabend.

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Schwarzer Rauch steigt über Gaza City auf nach Luftangriffen von Israel.

Schwarzer Rauch steigt über Gaza City auf nach Luftangriffen von Israel.

Bild: Khalil Hamra / Keystone (Gaza City, 12. Mai 2021)

(dpa) Es sei bereits die Zerstörung des Finanzministeriums im Herzen der Stadt Gaza angekündigt worden, berichtete Kanal 12. Dies solle der Hamas die finanzielle Kontrolle im Gazastreifen erschweren.

Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen waren nach Angaben des von der Hamas geführten Innenministeriums schon alle Polizeigebäude in dem Küstengebiet zerstört worden. Die Hamas wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt den Berichten zufolge eine Waffenruhe zu diesem Zeitpunkt ab. Die USA schicken einen Spitzendiplomaten in die Region, um sich mit führenden Vertretern beider Seiten zu treffen. Hady Amr will auch im Namen von US-Präsident Joe Biden auf eine Deeskalation der Gewalt drängen. Auch Unterhändler Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen bemühen sich nach Medienberichten um eine Beruhigung.

Seit Montagabend beschiessen militante Palästinenser Israel massiv mit Raketen. Dabei sind bislang fünf Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden. Israels Armee reagiert darauf nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza beträgt die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser 65 - darunter 16 Kinder und fünf Frauen. 365 Menschen seien verletzt worden.

Zusammenstösse zwischen Juden und Arabern

Zwischen jüdischen und arabischen Israelis ist es am Mittwoch in mehreren israelischen Städten zu schweren Konfrontationen gekommen. Trotz einer Ausgangssperre flammten Unruhen in der Stadt Lod in der Nähe von Tel Aviv erneut auf. Nach Medienberichten wurde in der Stadt ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt. In Akko im Norden des Landes wurde nach Angaben des israelischen Fernsehens ein jüdischer Einwohner von arabischen Demonstranten lebensgefährlich verletzt.

In Bat Jam südlich von Tel Aviv attackierten ultrarechte Juden nach Medienberichten arabische Geschäfte. Ein arabischer Einwohner wurde nach Fernsehberichten von einer jüdischen Menge brutal mit Knüppeln angegriffen. In Haifa bewarfen jüdische Demonstranten nach Angaben der «Times of Israel» einen arabischen Autofahrer mit Steinen. Er habe daraufhin einen der Angreifer angefahren und verletzt. Auch in Tiberias wurde nach Polizeiangaben ein arabischer Fahrer von jüdischen Demonstranten mit Steinen angegriffen und verletzt.

Die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern war zuletzt auch auf arabische Ortschaften im israelischen Kernland übergeschwappt. Das israelische Fernsehen berichtete, Regierungschef Benjamin Netanjahu wolle Soldaten in die Städte entsenden, um die Ruhe wiederherzustellen. Verteidigungsminister Benny Gantz habe dies jedoch abgelehnt.

Am Dienstag hatten arabische Einwohner von Lod eine Synagoge sowie Dutzende Autos in Brand gesetzt und Schaufenster eingeworfen worden. Bürgermeister Jair Revivo sprach von einem «Bürgerkrieg».

Die arabische Minderheit in Israel macht rund 20 Prozent der Bevölkerung von mehr als neun Millionen Menschen aus. Sie spricht häufig von Diskriminierung. Rechte Politiker stellen Araber in Israel oft als Feinde des jüdischen Staates dar. Städte wie Haifa und Akko galten aber bisher als gute Beispiele für ein friedliches Zusammenleben.

Joe Biden betont Recht zur Selbstverteidigung Israels

US-Präsident Joe Biden hat angesichts der eskalierenden Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern das Selbstverteidigungsrecht Israels betont. Das Weisse Haus teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, Biden habe bei einem Telefonat mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu die Raketenangriffe der Hamas und anderer Terrorgruppen gegen Israel verurteilt. Der US-Präsident habe ausserdem «seine unerschütterliche Unterstützung für Israels Sicherheit und für Israels legitimes Recht, sich selbst und sein Volk zu verteidigen», zum Ausdruck gebracht. Biden habe Israel zugleich ermutigt, «einen Weg zur Wiederherstellung einer nachhaltigen Ruhe zu beschreiten».

Fünf Menschen in Petach Tikwa, im Osten von Tel Aviv, bei Angriffen gestorben

Bei den Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel sind in der Nacht auf Donnerstag nach Angaben der Polizei fünf Menschen in Petach Tikwa leicht verletzt worden. Wie ein Sprecher am Morgen mitteilte, gab es einen direkten Treffer in der Stadt. Ein Gebäude und dessen Umgebung seien schwer beschädigt worden. Fünf Menschen seien leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Experten zur Kampfmittelbeseitigung seien vor Ort. Petach Tikwa liegt im Osten der Küstenmetropole Tel Aviv.