Super Mario hat Italien schon einmal gerettet, jetzt soll er es wieder tun. Man möchte es ihm zutrauen. Doch auch er steht nicht über den Gesetzen der Mathematik.
Mario Draghi ist das, was man in Italien eine «Reserve der Republik» nennt: Eine hoch angesehene Persönlichkeit in einem gewissen Alter, integer, kompetent, führungsstark - und damit im Grunde geeignet für jedes noch so anspruchsvolle Staatsamt. Er war auch schon lange im Gespräch als möglicher Nachfolger von Staatspräsident Sergio Mattarella, dessen Amtszeit in einem Jahr endet. Daraus wird nun wohl nichts - weil eben dieser Mattarella Draghi als neuen Regierungschef nominiert hat.
Dem Ökonomen und Finanzfachmann Draghi ist es zuzutrauen, dass er im stagnierenden, an sich selbst zweifelnden Italien jene Strukturreformen anpackt, die er selber seit Jahren anmahnt. Und er ist mit seiner Kenntnis der Brüsseler Mechanismen auch der richtige Mann, um einen Plan zur Verwendung der Milliardenzuschüsse aus dem EU-Recovery-Fund zu entwerfen. Draghi und die 209 Milliarden aus dem Fund: Eine solche Doppel-Chance wird Italien so schnell nicht wieder erhalten.
Allerdings: Auch Mario Draghi muss mit dem alten Parlament regieren, das nach wie vor von zwei populistischen und tendenziell anti-europäischen Parteien dominiert wird: von der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsnationalen Lega. Giuseppe Conte ist daran gescheitert. Draghi ist ein ganz anderes Kaliber als Conte - aber stärker als die Mathematik ist auch «Super-Mario» nicht. Die numerischen Kraftverhältnisse im Parlament sprechen gegen ihn.