11. September
Die Augenzeugen, die Trümmerteile und DNA-Spuren

Was geschah wirklich am 11. September 2001 im Pentagon? Verschwörungstheoretiker glauben, das nicht die Passagiermaschine von American Airlines 77, sondern eine Rakete hätte das Pentagon getroffen hat.

Christian Nünlist
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51 Minuten, nachdem das erste Passagierflugzeug in den Nordturm des World Trade Centers gerast war, wurde das Pentagon am 11.September 2001 auf ähnliche Art und Weise attackiert. Laut der offiziellen Version von 9/11 raste eine von fünf Kaida-Terroristen entführte Boeing 757, «American Airlines 77», um 9:37 Uhr mit 853 Stundenkilometern in den Westflügel des Pentagons.

Der Hauptsitz des amerikanischen Verteidigungsministerium ist das siebtgrösste Gebäude der Welt. Das 1943 fertiggestellte fünfeckige, fünfstöckige Verwaltungsgebäude liegt am Potomac River in Arlington, Virginia, südlich der Hauptstadt Washington. Um 8:37 Uhr fuhren Tausende von Pendlern zur Hauptverkehrszeit in Autos auf den Highways rund ums Pentagon zur Arbeit. Hunderte von Augenzeugen sahen, wie ein Passagierflugzeug ins Pentagon flog - dennoch behaupten Verschwörungstheoretiker bis heute steif und fest, es gebe Beweise, wonach eine Rakete (oder zumindest ein anderer Flugzeugtyp) ins Pentagon gedonnert sei.

Thierry Meyssan: «Die grosse Lüge»

Der führende Verschwörungstheoretiker bei der Pentagon-Attacke ist der französische Journalist Thierry Meyssan, der im April 2002 - nur gerade sieben Monate nach den Terroranschlägen - das Buch «L'effroyable imposture» («Entsetzlicher Betrug») vorlegte. Darin argumentierte er, das amerikanische Militär habe den Angriff aufs Pentagon selbst durchgeführt, um künftige Kriege rechtfertigen zu können. Er kritisierte, dass es kein Video gab, das den Absturz zeigte. Sein Buch wurde auf 18 Sprachen übersetzt und auch in den USA unter dem Titel «9/11: The Big Lie» («Die grosse Lüge») veröffentlicht.

Das Pentagon weigerte sich zunächst tatsächlich, Aufnahmen seiner Sicherheitskameras zu veröffentlichen. Es begründete dies jedoch mit dem berechtigten Hinweis darauf, dass die Videos Beweismaterial im laufenden Prozess gegen den mutmasslichen «20. Attentäter» Zacarias Moussaoui (der kurz vor den Anschlägen verhaftet worden war) seien.

Unbrauchbare Videobilder

Nach Moussaouis Geständnis und Verurteilung zu lebenslanger Haft veröffentlichte das Pentagon im Mai 2006 schliesslich zwei Videos, welche den Crash aus zwei unterschiedlichen Winkeln zeigte. Doch der vermeintliche Videobeweis brachte nicht die ersehnte Lösung des Falls: Denn auf der «Diashow» (die Sicherheitskamera vom Typ Philips LTC 1261 zeichnete pro Sekunde nur ein Bild auf) ist aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Boeing 757 (oder einer Rakete?) nur ein unscharfer Fleck und dann eine massive Explosion zu sehen.

Meyssan zitierte zudem den Augenzeugen Mike Walter, der gesagt habe, das Pentagon sei von etwas getroffen worden, das aussähe «wie eine Cruise Missile mit Flügeln». Doch Meyssan zitierte Walters Aussage unvollständig und komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Walters sagte in Tat und Wahrheit gegenüber CNN: «Ich sah ein Flugzeug, einen Jet, einen American-Airlines-Jet, näherkommen. Ich dachte: Er fliegt wirklich tief. Es war wie eine Cruise Missile mit Flügeln». Daraus abzuleiten, Walter habe eine Cruise Missile gesehen, ist gezielte Irreführung. Auch andere Augenzeugen identifizierten das Passagierflugzeug eindeutig: «Es war so nahe, dass ich die Fenster sah. Ich konnte American Airlines lesen», sagte etwa der Pentagon-Polizist William Lagasse.

Flügel fielen vor Einschlag ab

Skeptiker behaupten auch, die Einschlagstelle sei zu klein für ein so grosses Flugzeug. Dabei hat der Augenzeuge Frank Probst, ein Vietnamveteran, gesehen, wie AA 77 kurz vor dem Einschlag ins Pentagon mit dem rechten Flügel in einen Generator knallte und das linke Triebwerk einen Entlüfter rammte. Experten gehen deshalb inzwischen davon aus, dass Sekundenbruchteile vor dem Crash mit der Pentagon-Aussenwand beide Flügel abgetrennt wurden. Weil 80 Prozent der Treibstofftanks in den Flügeln verstaut sind, drang bedeutend weniger Kerosin ins Pentagon ein als etwa bei den Zwillingstürmen in New York. Der im Pentagon angerichtete Schaden war entsprechend geringer.

DNA-Spuren und Trümmerteile

Die Beweislage ist aber auch sonst eindeutig: Beim Absturz von AA 77 ins Pentagon gab es 189 Todesopfer. 185 dieser Toten - darunter die fünf Terroristen - wurden später mittels DNA-Analyse identifiziert. Es gibt zudem Fotos von Trümmerteilen von AA 77, sowohl auf der Wiese vor dem Pentagon als auch im Innern des Pentagons. Dort wurden unter anderem Teile des Fahrwerks und die Blackbox gefunden. Mithilfe der Blackbox konnten die genauen Flugdaten vom Start bis zum Crash rekonstruiert werden. Historiker vom National Security Archive in Washington haben diese Daten auf ihrer Website publiziert.

Katastrophenhelfer Allyn E. Kilsheimer war Minuten nach dem Absturz vor Ort. Er bestreitet die Vorwürfe, es habe keine Trümmerteile und keine Opfer gegeben, mit Vehemenz: «Ich habe Flugzeugteile mit dem Logo von American Airlines gesehen. Ich hielt Teile von Uniformen von Crew-Mitgliedern in meinen Händen, inklusive menschlichen Überresten, OK?» Die Trümmer- und Leichenteile, die DNA-Spuren sowie die unzähligen Augenzeugenberichte beweisen: AA 77 donnerte an 9/11 ins Pentagon.