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Die neue Variante des Coronavirus breitet sich in Grossbritannien rasant aus. Mehrere Länder haben sämtliche Verbindungen mit der Insel abgebrochen. Am Sonntagabend hat auch die Schweiz reagiert.
Frust statt Fest: Bis am Samstag noch freuten sich viele Briten über die Lockdown-Lockerungen, die ihnen die Regierung über die Festtage in Aussicht gestellt hatte. Jetzt aber zieht Premier Boris Johnson die Corona-Schrauben massiv an und hat über weite Teile Südenglands (inklusive London) einen harten Lockdown verhängt. Treffen mit Personen aus anderen Haushalten sind mit ganz wenigen Ausnahmen per sofort verboten, Restaurants und die allermeisten Läden geschlossen. Mehr als 16 Millionen Menschen sind direkt von den Massnahmen betroffen.
Grund dafür ist eine neue Mutation des Coronavirus, das sich auf der britischen Insel rasant verbreitet. Die Virenvariante, die auch in den Niederlanden, Dänemark, Australien und Südafrika bereits nachgewiesen wurde, ist laut der britischen Regierung und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten bis zu 70 Prozent ansteckender, laut aktuellem Stand der Forschung aber nicht tödlicher als das ursprüngliche Coronavirus SARS-CoV-2.
Fast zwei Drittel der Neuansteckungen in Grossbritannien sind inzwischen auf die neue Virenvariante zurückzuführen.
«Die Situation ist ausser Kontrolle.»
Das betonte Gesundheitsminister Matt Hancock auf dem Sender BBC.
Das mutierte Virus stürzt nicht nur das Vereinigte Königreich ins vorweihnachtliche Chaos. Die Schweiz sowie andere europäische Länder haben auf die beängstigende Nachricht reagiert und ihre Reiseverbindungen zur britischen Insel gekappt. Unter anderem die Niederlande, Österreich und Italien haben sämtliche Flüge auf die Insel gestrichen. Belgien liess den Zug-Tunnel der Eurostar-Verbindung sperren. Schottland verdoppelte die Anzahl der Polizisten an seiner Grenze. Und Deutschland stoppt Flüge aus Grossbritannien weitgehend. Landungen aus dem Land sind ab Mitternacht untersagt.
Die Schweiz wartete zuerst noch zu. «Wir beobachten die Situation», teilte eine Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit am frühen Abend noch mit. Doch vielen Beobachtern reichte das nicht nicht. Isabella Eckerle, Professorin am Zentrum für neuartige Viruserkrankungen am Universitätsspital Genf, fordert auf Twitter: «Es bleibt zu hoffen, dass die Schweiz nachzieht und nicht zum Verteiler der neuen Variante nach ganz Europa wird. Europa muss konsequent am gleichen Strang ziehen.»
Es bleibt zu hoffen, dass die #Schweiz nachzieht und mit den aktuell laschen Miniregelungen zu #SARSCoV2 #COVID19 nicht zum Verteiler der neuen Variante nach ganz Europa, z.B. durch den Skitourismus wird. Europa muss konsequent am gleichen Strang ziehen zur Infektionskontrolle. https://t.co/6mNR6rRvoZ
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) December 20, 2020
Auch der Epidemiologe Marcel Salathé behält die Situation im Auge. Auf Twitter betonte er, dass die neue Mutation des Virus in der Schweiz bislang aber noch nicht aufgetreten sei.
Am späten Sonntagabend dann reagierte die offizielle Schweiz und kappte ab Sonntagmitternacht alle Flugverbindungen zwischen der zu Grossbritannien, wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt mitteilte.
Die gute Nachricht ist: Stand jetzt gibt es laut britischen Epidemiologen keine Anzeichen, dass das mutierte Virus immun ist gegen die Impfungen, die in diesen Tagen an Millionen Menschen weltweit verabreicht wird.