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Jean-Michel Héritier ist Teil der Geschäftsleitung der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt. Ausserdem ist er Co-Klassenlehrer an der Primarstufe Insel, wo er in allen Fächern unterrichtet. Im Interview mit der bz spricht er über eine allfällige zweite Schulschliessung.
Jean-Michel Héritier: Stand heute gehen wir davon aus, dass die Schulen offenbleiben. Wir setzten bisher alles daran, den Präsenzunterricht beizubehalten. Die Umstellung auf Fernunterricht ist aus pädagogischer Sicht weiterhin die Ultima Ratio. Für viele Schülerinnen und Schüler und deren Eltern bedeutet der Fernunterricht eine grosse zusätzliche Belastung. Ausserdem steht nicht allen Kindern die gleiche Infrastruktur zur Verfügung. Das kann grosse Leistungsunterschiede verursachen. Zudem zeigen aktuelle Untersuchungen, dass die Schulen kein Ort sind, an dem sich viele Menschen mit dem Coronavirus anstecken.
Ich bin sehr überrascht über diese Aussage von Herrn Engelberger. Ich gehe nicht davon aus, dass die Leute einfach zu Hause bleiben, wenn nur die Schulen geschlossen werden und die Einkaufszentren gleichzeitig offenbleiben.
Einige Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich durch die aktuellen Massnahmen nicht genügend gut geschützt. Andere sagen, es sei völlig übertrieben. Da gehen die Meinungen auseinander. Aber der Grossteil versucht, locker mit der Situation umzugehen. Von Lehrpersonen, die dem Unterricht absichtlich fernbleiben, habe ich keine Kenntnis.
Ich weiss von solchen Vorbereitungen nur an den nachobligatorischen Schulen. Es kann sein, dass auch einzelne Schulleitungen auf der Volksschulstufe in Eigenregie Pläne entwickelt haben. Wir haben dort aber keinen offiziellen Auftrag bekommen, Konzepte für Fernunterricht zu entwerfen oder Evaluationen durchzuführen. Meiner Meinung nach wäre dies allerdings notwendig, um nicht wieder alle Last den Lehrerinnen und Lehrern aufzuladen, die sich dann von heute auf morgen irgendetwas pädagogisch Schlaues und in der Praxis Umsetzbares ausdenken müssen.