Stadtcasino
Herzog & de Meuron im zweiten Anlauf konkurrenzlos

Mit einem juristischen Kniff umgeht der Kanton Basel-Stadt einen Wettbewerb beim Stadtcasino. Die Profiteure heissen Herzog & de Meuron. Ein Architekturwettbewerb wird wohl nicht mehr ausgeschrieben.

Christian Mensch
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2005: Herzog & de Meuron entwerfen einen wuchtigen Kopfbau und landen im Wettbewerb auf Platz zwei. ZVG

2005: Herzog & de Meuron entwerfen einen wuchtigen Kopfbau und landen im Wettbewerb auf Platz zwei. ZVG

Basel-Stadt wird sich an der Sanierung und Erweiterung des Stadtcasinos mit maximal 49 Prozent der Kosten und bis zu einem Beitrag von 38 Millionen Franken beteiligen. Dazu hat die Basler Regierung am 30. Mai grünes Licht gegeben. Was es noch braucht, ist die Zustimmung des Parlaments. Ein entsprechender Ratschlag wird voraussichtlich im kommenden Jahr vorliegen.

Die prozentuale Beschränkung ist allein rechtlich begründet: Würde die öffentliche Hand die Hälfte oder mehr der Investitionssumme bestreiten, kämen automatisch die Regeln des öffentlichen Beschaffungswesens zur Anwendung. Diese machen ein Projekt zwar nicht teurer, doch das Verfahren komplex, zeitaufwendig und damit politisch angreifbarer. Bleibt der Anteil staatlicher Beteiligung unter der magischen Marke, kann der Auftraggeber – hier die Casino-Gesellschaft – frei über die Vergabe entscheiden.

Keine Änderungen der Rechtslage bis zum Entscheid

Seit den Lohndumping-Fällen beim Messeneubau liegt zwar ein Vorstoss der Basta-Grossrätin Heidi Mück bei der Regierung, der bereits bei einer Viertelbeteiligung die Regeln der öffentlichen Vergabepraxis vorschreiben will. Doch in ihrer Stellungnahme vom 24. April hat sich die Regierung dazu ablehnend geäussert – und bis zum Stadtcasino-Entscheid wird sich an der heutigen Rechtslage nichts ändern.

Die Casino-Gesellschaft hat Anfang Woche das Angebot der Regierung auf eine Teilfinanzierung samt konkretem Projekt der Architekten Herzog & de Meuron grundsätzlich gutgeheissen. 77 Millionen Franken soll das Vorhaben kosten, das einer verknorzten Geschichte eine unerwartete Wende gibt.

Die eigentliche Kehrtwende liegt allerdings drei Jahre zurück. Damals ging der Basler Denkmalpfleger Alexander Schlatter in Pension und Daniel Schneller übernahm. Schlatter hatte darauf gepocht, dass bei einer baulichen Veränderung des Stadtcasinos zumindest in der Höhe gebührlich Abstand gehalten wird zur benachbarten Barfüsserkirche. Entsprechend eng waren die Perimeter, in denen der Architekturwettbewerb 2005 stattfand. Das Siegerprojekt der Britin Zaha Hadid wurde dann bekanntlich 2007 vom Volk abgelehnt. Die Folge war eine bis heute andauernde Blockade, wie es beim sanierungsüberfälligen Stadtcasino weitergehen soll.

Stadtcasino soll näher zur Barfüsserkirche

Als die Casino-Gesellschaft vor Jahresfrist eine Minimalsanierung für rund 30 Millionen Franken plante und die Regierung im April 2012 beschloss, sich mit zwölf Millionen Franken daran zu beteiligen, beugte sich der neue Denkmalpfleger Daniel Schneller über das Dossier – und kam zum Schluss: Historisch angemessen sei nicht die Freistellung der Barfüsserkirche, besser wäre, das Stadtcasino würde näher an die Barfüsserkirche heranrücken. Schliesslich seien auch die mittelalterlichen Häuser nahe an der Kirche gestanden.

Diese Neubeurteilung stellte die Vorgeschichte grundsätzlich infrage. Es war daraufhin der Kanton, der die Architekten Herzog & de Meuron im Herbst 2012 mit einer Potenzialstudie beauftragte. Die Architekten kannten den Bauplatz bestens: 2005 hatten sie sich ebenfalls am Wettbewerb beteiligt und landeten hinter Zaha Hadid auf dem zweiten Platz. Ihr Entwurf war nicht zuletzt an der Einschätzung des damaligen Denkmalpflegers Schlatter gescheitert, der fürchtete, «die Wucht des Baukörpers» werde die Kirche übertrumpfen.

In der Neuauflage hatten sich Herzog & de Meuron keinem Wettbewerb zu stellen. Im Januar 2013 beschloss die Regierung, ihren Entscheid vom April 2012 aufzuheben und den Weg für ein grösseres Projekt freizumachen. Was die Architekten schliesslich vorlegten, war dann eher ein gereiftes Vorprojekt als die eigentlich in Auftrag gegebene Potenzialstudie. Selbst eine Visualisierung des künftigen Foyers konnte Jacques Herzog bei der Präsentation vorweisen.

An der Generalversammlung hat die Casino-Gesellschaft diese Woche einen Projektierungskredit über eine Million Franken freigegeben, um die Pläne voranzutreiben. Theoretisch könnte auf der Grundlage der Vorarbeit von Herzog & de Meuron ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Doch dies wird praktisch nicht der Fall sein: Vom Kanton engagiert, werden die Basler Architekten im Auftrag der Casino-Gesellschaft auch die Ausarbeitung übernehmen.