Alle Einnahmen des neuesten Songs «Pray» des Lenzbuger Rappers Simon Nievergelt werden an Hilfsorganisationen gespendet.
«Ich war im Auto, als ich in den Nachrichten vom Krieg in der Ukraine gehört habe», sagt Simon Nievergelt. Das ist mittlerweile rund einen Monat her. Unter dem Künstlernamen Taima rappt der 23-Jährige seit rund sieben Jahren. Eigentlich kenne er, der mit seinem Bruder in Lenzburg lebt, sich in der Politik nicht sonderlich gut aus. Das Thema habe ihn aber dermassen beschäftigt, dass er sich fragte, was er tun könne, um zu helfen. «Da ist mir der Song eingefallen.»
In gerade mal einer halben Stunde habe er das Lied geschrieben. Ursprünglich wollte er damit nur ein Video für Instagram machen. Sein Videoproduzent Josip Grgic, bekannt als «Tec. and Film», habe ihn davon überzeugt, das Lied aufzunehmen und ein Video dazu zu machen. «Er meinte, das müssen wir unbedingt aufnehmen. Das Lied habe ihn berührt.»
Das Video dazu würde normalerweise über 1000 Franken kosten. Für dieses Projekt hat Grgic jedoch 75 Prozent der Produktionskosten übernommen, was Taima, der in einem Heim aufgewachsen ist, dazu bewegte, selber auf sämtliche Einnahmen – inklusive Kostendeckung der Produktion – zu verzichten und das Geld stattdessen zu spenden.
Im Song gehe es neben der aktuellen Situation in der Ukraine vor allem auch um Solidarität und Frieden weltweit. Zeilen wie «Dachte, dieser Krieg ist ein geschlossenes Buch. Denk mal nach, es ist sinnlos vergossenes Blut» sind zum Beispiel nicht spezifisch auf die Ukraine bezogen. «Es gibt ja noch andere Kriege auf der Welt.» Der Krieg in Osteuropa sei aber der Auslöser gewesen.
Das Lied habe er aus der Perspektive eines unabhängigen Beobachters geschrieben. «Es zielt nicht auf Politiker per se ab, sondern soll die Situation als Ganzes abbilden.» Seit dem Release des Liedes am vergangenen Freitag hat der Logistiker schon mehrere hundert Franken zu Gunsten von Hilfsorganisationen wie der Caritas eingenommen.
Ansprechen wollte Taima eigenen Angaben zufolge mit seinem Lied vor allem auch andere Rapper. Die Zeile «Was bringt Musik, wenn jeder Rapper schweigt» beziehe sich beispielsweise auf die momentane Rap-Szene, die seiner Meinung nach zu oft Trends folgt, anstatt sich auf Inhalte zu fokussieren. «Rap ist da, um Botschaften zu kommunizieren». findet er. Wer das Genre nicht nutzt, um wichtigen Geschichten eine Plattform zu geben, vergebe eine Chance.
Für sich entdeckt habe er die Kunstform, als er mit seinem Freund im Heim lebte. «Wir haben mit etwa 14 Jahren angefangen zu rappen.» Deutsche Rapper wie Sido, Kontra K und Kool Savas hätten ihn damals inspiriert. Aus diesem Grund rappt Taima auch heute noch ausschliesslich auf Hochdeutsch. Vor rund drei Jahren hat er angefangen, eigene Texte zu schreiben und Lieder aufzunehmen. «Wenn ich was zu sagen habe, dann erzähle ich es.»