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Anfang November 2016 hat Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop, in Hunzenschwil die erste öffentlich zugängliche Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz eröffnet. Gleichzeitig beschaffte sich Coop eine eigene Fahrzeugflotte mit zwölf wasserstoffbetriebenen Personenwagen und einem 34 Tonnen schweren Lastwagen. Der Wasserstoff wird im Wasserkraftwerk der Eniwa AG in Aarau produziert, die dafür installierte Elektrolyseanlage feierte Coop als Weltpremiere.
Auf Anfrage der Aargauer Zeitung zieht Alena Kress von Coop nun Bilanz: «Wir sind vom Potenzial der wasserstoffbetriebenen Mobilität überzeugt. Unsere bisherigen Erfahrungen sind positiv und erfüllen unsere Erwartungen», sagt sie. Allerdings dürften es bescheidene Erwartungen sein, denn: In der Schweiz sind erst zwei mit Wasserstoff betriebene PKW-Modelle zugelassen – und das zu stolzen Preisen: Der Toyota Mirai kostet 89 900 Franken, und den Hyundai Nexo gibt es für 84 900 Franken. Damit sind sie etwa gegen den in der Reichweite vergleichbaren Tesla Model 3 (60 390 Franken) preislich (noch) chancenlos.
Da erstaunt es auch nicht, dass im Aargau in den Jahren 2017 und 2018 erst 15 Fahrzeuge immatrikuliert waren, die zudem alle noch auf eine Kombination aus Wasserstoff und elektrischem Antrieb setzen, wie Roland Hofer vom Departement Finanzen und Ressourcen ausführt.
Und nicht nur das: Mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge sind auch schweizweit eine Rarität. So wurden von April bis Dezember 2018 nur gerade neun Toyota Mirai immatrikuliert, sagt Konrad Schütz von Toyota. Was bedeutet das für die Pioniere in Hunzenschwil? «Die Fahrzeugflotte von Coop bezieht rund die Hälfte des Wasserstoffs der Tankstelle in Hunzenschwil», führt Coop-Sprecherin Alena Kress aus. Kostendeckend könne die Tankstelle noch nicht betrieben werden. «Unser Ziel ist es primär, das Wissen und die Erfahrungen in diesem Bereich weiter auszubauen», so Kress. Das Wissen fliesse in den Förderverein H2 Mobilität ein, dem unter anderem auch die Emil Frey AG angehört.
Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar und wird etwa auch Erdgas beigemischt. So arbeiten am Paul-Scherrer-Institut seit letztem Jahr Forscher daran, den Anteil von Wasserstoff im Gemisch zu erhöhen.
Trotz der bescheidenen Anfänge: Die Hoffnungen bei Auto-Herstellern, Tankstellen-Betreibern und Transport-Unternehmen sind gross. So will Hyundai in der Schweiz bis 2023 rund tausend mit Wasserstoff betriebene Lastwagen auf die Strasse bringen, wie der «Blick» weiss. (Zum Vergleich: Total waren 2017 rund 416 000 Fahrzeuge für den Warentransport immatrikuliert.) Dass es beim Wasserstoffantrieb vorwärtsgeht, merkt man aber durchaus. So sind in der Region Brugg während fünf Jahren fünf mit Wasserstoff angetriebene Postautos unterwegs gewesen. Im Februar 2017 endete der Versuch nach 1,3 Millionen zurückgelegten Kilometern. Dass die Postautos wieder von der Strasse verschwunden sind, liegt vor allem an den hohen Kosten: Unter dem Strich war der Betrieb rund dreimal teurer als der von Dieselfahrzeugen. «Es hat sich gezeigt, dass insbesondere der Fahrzeugmarkt aktuell noch nicht auf der gewünschten Lieferkapazität ist und individuelle Tankstellen kostenintensiv sind», hielt der Regierungsrat fest. Damit sich Markt und Forschung weiterentwickeln, braucht es Pioniere.
Zu ihnen zählen will auch Walter Frey: Bereits im Mai hat er gegenüber der Aargauer Zeitung angekündigt, im Importzentrum der Emil Frey AG in Safenwil ebenfalls eine Wasserstoff-Tankstelle bauen zu wollen, das Projekt soll mit Shell umgesetzt werden. Beide sind Partner beim Wasserstoff-Förderer H2 Mobilität. Dem Zusammenschluss verschiedener Unternehmen gehört auch Coop an. Das Ziel von H2 Mobilität formuliert Coop im Gespräch über die bestehende Tankstelle in Hunzenschwil: Dank der Pionier-Tankstelle könne Coop «die Erfahrungen laufend ausbauen und den Aufbau eines flächendeckenden Wasserstofftankstellennetzes unterstützen».