Flurnamen
Im Ankenland, wo reichlich Milch fliesst – ein wortwörtliches «Paradiesli»

Im Aargau gibt es viele Grundstücke, die das Wort «Anke» oder «Schmalz» im Namen tragen. «Paradiesli» finden sich sogar mehrere. Gemeinsam ist ihnen, dass es sich dabei jeweils um ursprünglich ertragreiche Flächen handelt.

Beatrice Hofmann
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Das Ankenland mit dem Ankenlandweg bei Bottenwil.

Das Ankenland mit dem Ankenlandweg bei Bottenwil.

Chris Iseli

Wie ist das nun mit dem Ankenland: Fliesst da etwa besonders viel Milch? Geben die Kühe, die auf diesem Landstück weiden, besonders ertragreich Milch, die dann zu feinster Butter, also «Anke», verarbeitet werden kann?

Auch Kurt Baumann, Bürger von Bottenwil, möchte gerne wissen, was es mit dem Namen «Ankenland» auf sich hat. Das Areal mit dem Flurnamen «Im Ankenland» befindet sich in Bottenwil, östlich des Dorfkerns, zwischen dem Lasthubel und der Neuweid und bezeichnet ein kleines Waldstück.

Das Ankenland in Bottenwil ist dabei nicht der einzige Anke-Name im Kanton Aargau. Eine «Ankematt» existiert in Brittnau, Oberentfelden und Muhen, der «Ankechübel» in Ehrendingen und Wölflinswil, die «Ankeschüssel» in Brittnau und der «Ankenberg» in Staffelbach. Aargau – der Kanton, in dem reichlich Milch fliesst und Butter hergestellt wird? Anke ist das schweizerdeutsche Wort für Butter und kommt vom althochdeutschen Wort «anko», das vermutlich der älteste Ausdruck für Speisefett ist. Es handelt sich dabei um ein altes indogermanisches Wort, das Salbe, Schmiere bedeutet. Was hat nun aber Anke mit einem Flurstück zu tun? Anke-Namen bezeichnen ein besonders ertragreiches Grundstück, das sich durch besonders guten Graswuchs von anderen Grundstücken unterscheidet. Da das Ankenland in Bottenwil heute aufgeforstet ist, kann davon ausgegangen werden, dass es früher Mattland war. Die Flurnamen «Ankeschüssel» und «Ankechübel» bezeichnen dabei den Standort eines Behälters, in dem Milch oder Butter aufbewahrt worden ist.

In Leimbach finden wir den Namen «Melchimatt». Viele Flurnamen bezeichnen mit dem Wort «mälch, melch» Stellen, an denen die Kühe im Freien gemolken wurden oder Landstücke, auf denen besonders ertragreich Gras wächst. Im Fall von Leimbach bezeichnet die Melchimatt wohl ein besonders ertragreiches Stück Mattland. Bevor die Wyna in ihr heutiges Bett verlegt wurde, durchzogen mehrere kleine Flussläufe die Ebene zwischen Gontenschwil und Leimbach. Die Mattlandflächen dazwischen gründeten in feuchtem Boden und liessen Gras reichlich spriessen.

Den Brotchorb voller Schmalz

In der Flurnamenlandschaft gibt es zahlreiche Ausdrücke für ertragreiche Matten. Etwa der Flurname «Brotchorb», der in Stein, Thalheim und Zeihen vorkommt. Der Name weist im übertragenen Sinn auf eine Flur hin, die sehr ertragreich ist und «den Brotchorb füllt».

Weitere Flurnamen, die auf ausgelassene Butter oder geschmolzenes Fett hinweisen, sind die Schmalz-Namen. In Unterkulm gibt es etwa den Schmalzhof, in Bergdietikon den Schmalzacher und in Jonen die Schmalzgruebe. In Flurstücken bezeichnen die Schmalz-Namen fruchtbaren Boden oder gehen auf die Berufsbezeichnung und daraus abgeleiteten Familiennamen Schmalzer zurück.

Paradebeispiel für ertragreiches Mattland ist der beliebte Flurname «Paradiesli», der in den Gemeinden Ennetbaden, Gebenstorf, Unterlunkhofen und Riniken vorkommt. Damit sind Flurstücke gemeint, die entweder sonnenexponiert liegen oder besonders ertragreich sind. Im Aargau ist es also nicht nur im Paradies paradiesisch schön, sondern es lässt sich auch im Ankenland besonders gut leben.