Zum ersten Mal seit der Coronakrise konnte Regula Gloor, Stiftungsratspräsidentin des Hilfswerks Margrit Fuchs, dieses Jahr wieder nach Ruanda reisen. Sie berichtet von grosser Dankbarkeit der Bevölkerung, die von Hilfe aus der Schweiz profitiert – und ruft zu weiteren Spenden für die notleidenden Menschen auf.
Nach drei Jahren coronabedingter Pause war dieses Jahr ein Besuch in Ruanda endlich wieder möglich. Auch wenn wir durch regelmässige Videokonferenzen und Berichte immer auf dem Laufenden waren, ist es doch etwas anderes, wenn man sich mit eigenen Augen davon überzeugen kann, dass die Hilfe wirklich ankommt und so vielen Menschen zu einem besseren und selbstständigeren Leben verhilft.
Von Corona spürt man nur noch wenig in Ruanda und alle Projekte können wieder uneingeschränkt weitergeführt werden. Wir konnten mit Freude feststellen, dass sich unsere lokalen Mitarbeitenden sehr engagiert einsetzen und die meisten Projekte in der Zwischenzeit sogar noch ausgebaut werden konnten. Der herzliche Empfang und die grosse Dankbarkeit der Betroffenen für die Hilfe hat uns sehr berührt und auch gezeigt, dass mit unserer Hilfe enorm viel bewirkt werden kann.
So wurde ich auch immer wieder gebeten den Dank den ‹Swissis› für ihre Spenden weiterzugeben, da damit so viele Menschen eine echte Chance zu einer positiven Veränderung erfahren dürfen. Dank des Projekts, das unter dem Namen «enfants vulnérables» läuft, erhalten rund 2000 Kinder dreimal wöchentlich in unseren Kantinen ein Mittagessen und werden mit Kleidern, Schuluniformen und Hygienematerial versorgt. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass nicht nur die Kinder profitieren.
Die ganzen Familien und insbesondere die Mütter können ihre Lebensumstände verbessern, da sie angeleitet werden, wie sie ihre Felder mit Früchten und Gemüsen anpflanzen oder mit einem Schwein oder ein paar Hühnern ein kleines Einkommen schaffen können. Auch erhalten die Familien Küchenutensilien, sowie Matratzen und Decken. Für die meisten Familien ist das eine neue Erfahrung, denn bis anhin haben sie direkt auf dem Boden geschlafen.
Neben den Viehspenden, die weiterhin sehr geschätzt werden, ist auch die Unterstützung von Kindern aus armen Familien mit Schulgeld ein wichtiges und notwendiges Projekt. Dies ist für die meisten Kinder die einzige Chance, die Schule weiterhin besuchen zu können und damit die Möglichkeit zu haben, sich durch Bildung aus einem Leben in Armut befreien zu können. Diese Chance wird auch den Jugendlichen geboten, die in unserer Schreinerei, der Schneiderei, der Kochschule oder der Autowerkstätte eine einjährige Grundausbildung machen können.
Auch wenn die Ausbildung nicht mit einer Lehre in der Schweiz verglichen werden kann, so haben die Jugendlichen doch danach sehr viel bessere Chancen, sich ein bescheidenes Auskommen zu verdienen. Seit einem Jahr werden diese Ausbildungen insbesondere auch jungen Müttern angeboten, die die Schule wegen der Schwangerschaft abbrechen mussten und die während der Ausbildungszeit ihre Kinder in der vor einem Jahr gegründeten Kinderkrippe gut aufgehoben wissen.
Um die Schulbildung zu fördern, baut die Stiftung auch jedes Jahr ein neues Schulhaus. Zwar werden die Lehrerlöhne vom Staat übernommen, der Bau und die Finanzierung von Schulhäusern wird aber den Gemeinden überlassen. Da viele Kinder dadurch lange und beschwerliche Schulwege zum nächsten Schulhaus haben, wird der Schulbesuch häufig ganz aufgegeben.
Der letzte Schulhausneubau wurde innerhalb von drei Monaten von unserem Baumeister unter Mithilfe seiner temporär angestellten Bauarbeiter fertiggestellt. In den sechs Klassenräumen werden zweischichtig über 500 Kinder unterrichtet. Auch hier war die Dankbarkeit der Schülerinnen und Schüler, Eltern und der Schulleitung sehr gross, da die Gemeinde ein Schulhaus nie hätte selber finanzieren können.
Letztes Jahr haben wir ein neues Projekt gestartet, dessen grosser Erfolg uns selber überrascht hat. Seit mehreren Jahren vergeben wir Kleinkredite für Projekte, mit denen sich die Begünstigten ein kleines Einkommen schaffen können. Meistens handelt es sich dabei um den Handel mit Gemüse oder Früchten oder die Aufzucht von Hühnern oder Schweinen.
Sehr arme Familien, die tagtäglich kämpfen müssen, um genügend zu verdienen, damit zumindest eine Mahlzeit auf den Tisch kommt, sind häufig überfordert damit, sich gleichzeitig Gedanken über ein mögliches Projekt zu machen, das sich für eine Finanzierung durch einen Kleinkredit eignet. Sie haben also keine Chance, sich aus dieser Situation zu befreien.
So ist die Idee entstanden, den Familien für ein Jahr ein kleines «Grundeinkommen» zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu werden sie in ein Programm aufgenommen. Sie werden über die Wichtigkeit des Schulbesuchs der Kinder und die Vermeidung von häuslichen Konflikten informiert und erlangen Basiskenntnisse über Kleinkredite und wie man sich damit ein Einkommen schaffen kann.
Im ersten Jahr wurden für dieses Pilotprojekt je 100 Frauen aus den drei Distrikten Muhanga, Kamonyi und Nyamagabe ausgewählt; jeden Monat wurde ein «Grundeinkommen» von ca. 20 Franken auf ein Bankkonto überwiesen. Nach einem Jahr sollten sie ein eigenes Projekt für einen Kleinkredit einreichen, welches bei realistischen Chancen auf Erfolg auch finanziert wird.
Das Resultat dieses Pilotprojektes ist äusserst ermutigend. Das Geld des «Grundeinkommens» wurde ausschliesslich für die Bedürfnisse der Familie eingesetzt, wodurch sich die Lebensumstände der Familien stark verbessert haben. Noch erfreulicher ist aber, dass das Projekt für viele Frauen wie eine Initialzündung gewirkt hat, und sie bereits im ersten Jahr kleine Projekte gestartet haben, die ihnen ein Zusatzeinkommen gebracht haben.
Jede Spende kommt ohne Abzüge den notleidenden Menschen in Ruanda zugute. Der Stiftungsrat, der das Hilfswerk nach dem Tod von Margrit Fuchs führt, übernimmt alle Spesen selber. Margrit Fuchs gründete das Hilfswerk 1993 mit über 70 Jahren, um verwaisten Kindern auf der Strasse zu helfen. Sie hatte vor, ein Waisenhaus zu bauen, und fragte als gebürtige Windischerin in der Heimat um Hilfe. Das damalige «Badener Tagblatt» startete einen Spendenaufruf. Bestimmen Sie selbst, wo Ihre Spende hingehen soll:
Waisenhilfe: 1 Kind in einem Haushalt 150 Franken/Jahr; 75 Franken/halbes Jahr.
Schulgeldspende: 200 Franken/Jahr; 100 Franken/halbes Jahr.
Viehspende: Schwein 50 Franken; 10 Hühner oder 10 Truthähne 85 Franken, Kuh 600 Franken.
Starthilfe: 240 Franken pro Jahr. Neu bieten wir ausgewählten Frauen während eines Jahres ein Grundeinkommen an. Während dieser Zeit tauschen sie sich regelmässig aus und werden beraten, damit sie künftig ein eigenes Einkommen erwirtschaften können.
Institutionen: Betreuung Strassenkinder, Kantine, Heim, Berufslehre, Mütterstation, Minikredite und anderes mehr: beliebiger Betrag.
Wir nehmen Spenden per E-Mail unter ruanda@chmedia.ch oder per Telefon 058 200 50 25 entgegen.
Ein Spendenformular finden Sie hier.
Die Frauen haben Selbstvertrauen gewonnen und ihr Leben selbst in die Hand genommen. Die beiden Testimonials von Valérie und Bernadette legen davon Zeugnis ab. Fast 90 Prozent der Frauen haben in der Zwischenzeit ein realistisches Projekt für einen Kleinkredit vorgelegt und diesen auch erhalten. Dass mit einem so kleinen Betrag so viel Positives bewegt werden kann, ist sehr ermutigend und der beste Beweis dafür, dass unser Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» effektiv umgesetzt wird.
Der Besuch in Ruanda hat einmal mehr gezeigt, dass das Geld, das uns die Spenderinnen und Spender anvertrauen, sehr gut eingesetzt ist und damit für mehrere tausend Menschen ein grosser Schritt in Richtung eines besseren und selbstständigeren Lebens ermöglicht wird. Wir können somit nur hoffen, dass wir auch dieses Jahr auf zahlreiche Spenden für die Weihnachtsaktion zählen dürfen und sagen im Namen der Stiftung und der Menschen in Ruanda «Muragoze Cyane» – vielen Dank!
Regula Gloor, Unternehmerin, Hettiswil BE, Präsidentin
Edgar Zimmermann, ehemaliger Ressortleiter Brugg der Aargauer Zeitung, Windisch, Vizepräsident
Dieter Egli, Regierungsrat, Windisch
Katia Röthlin, Kommunikationsfachfrau, Baden
Peter Vismara, ehemaliger Finanzberater Raiffeisen-Niederlassung Windisch, Kassier
Caroline Wanner, Ärztin, Igis GR
Barbara Willi, Buchhalterin, Kirchberg BE
Controlling: Markus Stoffel, Dällikon ZH
*Regula Gloor ist Stiftungsratspräsidentin der Stiftung Hilfswerk Margrit Fuchs