Startseite
Aargau
Kanton Aargau
230 Leserinnen und Leser haben uns auf der ersten Etappe im Aargau begleitet, einer Familienwanderung auf den Spuren der Römer.
Dieser Jurapass ist der kürzeste Weg von Basel nach Zürich. Oder umgekehrt. Von der Distanz her jedenfalls, das wussten schon die alten Römer. Der Weg über den Bözberg wird seit 2000 Jahren begangen – ein Meilenstein bei Mumpf aus dem Jahr 139 n. Chr. zeugt vom Alter des wichtigen Übergangs, der einst Augusta Raurica und Vindonissa verband.
Heute ist der sogenannte Römerweg ein Wanderweg, den zu begehen sich noch immer lohnt. Im erfrischenden Mischwald gelegen, ist er an Sommertagen und für Kinder gut geeignet. Dies, weil die Wege einfach sind – und die Pfade Geschichten erzählen.
Auf der ersten Etappe des diesjährigen Leserwanderns wurde es also historisch: Um vor allem den Kleinen in der grossen Wanderschar die Geschichte der Region näher zu bringen, führten uns die Wanderleiter des Vereins Aargauer Wanderwege und der Aargauer Kantonsarchäologe Georg Matter über Pfade und zu Fundstätten, die kulturell und wirtschaftlich von Bedeutung waren.
... in den Sozialen Medien. Verwenden Sie den Hashtag #Leserwandern, und Ihr Foto erscheint auf unseren Instagram- oder Facebook-Seiten.
Von Villnachern nach Effingen liefen in den letzten Jahrhunderten schon Tausende von Wanderern, Kaufleuten, Händlern, Legionären und Arbeitsuchenden. Der Römerweg, in der Antike direkt und mit viel Aufwand in den Kalkfelsen gehauen, ist noch heute erhalten.
Die gut sichtbaren Spuren, sogenannte Karrengleise, entstanden durch x-fach darüberfahrende Wagenräder. Sie zeigen, wie aktiv dieser Pass damals begangen wurde, wie er Regionen verband und man ihn als Handelsstrasse bis ins Mittelalter rege nutzte.
«Auch Römer machten mal Pause», erklärt Kantonsarchäologe Georg Matter, als sich die Wanderschar gestern zum Znüni versammelte. Auf der Passhöhe des Bözberg, 569 Meter über dem Meer, befand sich einst ein Übungslager für römische Legionäre – wo gestern Brötli und kalter Tee verspeist werden, wurden früher Schwertkampf und Lagerbau geübt. «Wenn mal kein Krieg herrschte, und sich die Legionäre die Zeit nehmen konnten», erzählt Matter weiter.
Bekannt ist dies erst seit ein paar Jahren, «da es neue Technologien erlauben, kleinste Veränderungen in der Topografie zu erkennen.» Und während sich die Erwachsenen vor allem für die technischen Errungenschaften interessieren, hängen sich die Jüngeren an Marcus, einen «echten» römischen Legionär: Mit ihm marschieren sie in der Legionärsformation, tragen gemeinsam Dolche, Schwerter und Rüstungen bis an unser Ziel. Welch ein neues Erlebnis auf diesen alten Pfaden!
Wer noch mehr erleben will, begleite uns auf den kommenden 14 Leserwandern-Etappen. Bis zum 12. August bieten wir jeden Mittwoch eine Familienwanderung an, die sich speziell an die Bedürfnisse von Familien richtet: Die Wanderzeiten auf diesen Etappen sind kürzer, die Wege einfach, die Unterhaltung und der Lerneffekt sind gross.
Wöchentlich bieten wir zudem eine Königsetappe, die etwas in die Beine geht. Und jeweils am Freitag laufen wir in den Abend hinein – unsere Abendwanderungen gehörten in den letzten Jahren zu den best besuchten. Gemeinsam Neues erleben – wir freuen uns auf Sie!
Gut erkannt «Geht es hier zum Leserwandern?», fragte Silvio Bircher den Postautochauffeur. Der Aargauer alt Regierungsrat stieg in Brugg in den Bus, um zum Startpunkt in Villnachern zu fahren. Als er die Schar an Wanderern im Bus erblickte, wurde ihm klar, dass er im richtigen Fahrzeug sass. Der Postautochauffeur hingegen konnte die Frage nicht beantworten – er blickte etwas verdutzt auf sein volles Vehikel, das an einem gewöhnlichen Mittwochmorgen wohl üblicherweise von etwas weniger Nasen bevölkert wird.
Gemeinsam stark Zusammen mit Legionär Marcus marschierten die mitwandernden Kinder über den Römerweg. Vor dem gros-sen Legionär wollten die Kleinen einen guten Eindruck machen, liefen schneller und sprangen höher. Ein Bub, wohl ein bisschen zu übermütig, fiel zu Boden und schürfte sich das Knie auf. Ohne eine Träne zu vergiessen, schluckte er den Schmerz herunter und liess sich das Knie desinfizieren. Ein Pflästerli wollte er nicht. Echte Legionäre brauchen nämlich keine Pflästerli.
Schwacher Römer Die Kinder waren nicht nur tapfer, sondern auch stark. Die Ausrüstung von Legionär Marcus, die Stück für Stück im Wald versteckt war, hat er nämlich nicht selber nach Effingen getragen. Er liess sie von Kindern (und manchmal auch deren Grosseltern) tragen. Als das Schulhaus schon in Sichtweite war, zog ein Junge die Rüstung aus. Sie sei schon ein bisschen schwer, sagte er, bevor er auch noch die letzten Meter unter die Füsse nahm.
Geschichtslektion Zuerst eine Vorbemerkung: Wir leben im Jahr 2018. Diese Vorbemerkung ist nötig, aber nicht notwendigerweise eine Hilfe zur Erklärung der mitgehörten Geschichtslektion: «Die Kaiserin Maria Theresia hat viel Gutes getan für uns, die Schule, die Feuerversicherung – aber das Volk wurde nicht gefragt,
zu welchem Kanton es gehören will.» Zwar ohne österreichischen Akzent erzählt, aber so als ob die Zeit spätestens nach dem Ende des Kantons Fricktal stehen geblieben sei.
Grüner Römer Nach erfolgreicher Wanderung am Ziel beim Schulhaus in Effingen, konnten sich die Teilnehmer – passend zum Thema Römer – eine Römerwurst mit Schweinefleisch und Pinienkernen schmecken lassen. Am Grill bei der fahrenden Taverne stand gut gelaunt der Schinznacher Robert Obrist, Aargauer Grossrat der Grünen. Er trug – ebenfalls passend zum Thema der Wanderung – Sandalen und einen Umhang. Diesen selbstverständlich im Farbton Grün. Alles andere wäre enttäuschend gewesen für einen grünen Römer.
(ngü/nla/mbr/ mhu/rw)
Mehr Fotos, Videos und Anekdoten finden Sie übrigens auf unserem Leserwandern-Blog.
Auf der kommenden 2. Etappe am Freitag, 13. Juli, gehts ins romantische Chaltbrunnenthal. Wir laufen rund um Grellingen (BL). Alle Infos gibts hier.