Genossenschaftsrat sagt mit 39 zu 8 Stimmen Ja. Nun ist klar: 2022 können alle 2,2 Millionen Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter über Duttweilers Gretchenfrage abstimmen.
Alle zehn regionalen Migros- Genossenschaften sagen Ja zum Alkoholverkauf. Am Freitag stimmten auch die Genossenschaftsräte der Migros Zürich und der Migros Aare dafür. Die Zustimmung in der Migros Aare fiel mit 39 Ja, 8 Nein und einer Enthaltung deutlich aus.
Damit ist der Entscheid, ob künftig in den Migros-Filialen im Aargau auch Bier und Wein verkauft werden darf, aber noch nicht definitiv. Das letzte Wort haben die Genossenschafterinnen und Genossenschafter, im Juni 2022 findet eine Urabstimmung dazu statt. Landesweit dürfen gemäss Migros-Mitteilung rund 2,2 Millionen Menschen teilnehmen, in der Migros Aare, welche die Kantone Aargau, Solothurn und Bern umfasst, sind es knapp 538'000.
Bei der Urabstimmung der Genossenschafter ist eine Zweidrittelsmehrheit notwendig, um das Alkoholverkaufsverbot aufzuheben. Wo dies erreicht wird, könnten ab dem Jahr 2023 Bier, Wein und Spirituosen ins Sortiment der Migros-Filialen aufgenommen werden. «Die Mitglieder einzelnen Genossenschaft werden abschliessend entscheiden, ob in ihrem Einzugsgebiet künftig alkoholische Getränke verkauft werden dürfen oder nicht», lässt sich Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes, in einer Mitteilung zitieren.
«Ich bin sicher, dass es intensive Diskussionen mit Argumenten dafür und dagegen geben wird. Fest steht bereits: Diese Art der demokratischen Mitbestimmung ist einmalig für ein Unternehmen in der Schweiz.» Und sie entspreche dem Anliegen von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler, der diese demokratische Struktur geschaffen hat.
Der Verkauf von Alkohol in der Migros wurde immer wieder kontrovers diskutiert. Zuletzt sagte die Aargauer EVP-Nationalrätin Lilian Studer, die ehemalige Geschäftsführerin des Blauen Kreuzes: «Mir ist klar, dass wir in einer freien Marktwirtschaft leben. Aber Alkoholismus ist eine Sucht, die es für Betroffene schwierig machen kann, einen Laden zu betreten, in dem Bier, Wein und Schnaps verkauft wird.» Die Migros sei wichtig für Klienten des Blauen Kreuzes: «Sie sind dort nicht der Versuchung ausgesetzt.»
Den Anstoss für die jüngste Debatte gaben fünf Mitglieder des Migros-Genossenschafts-Bundes. Darauf entschied die Delegiertenversammlung mit 85 zu 22 Stimmen, dass die zehn regionalen Genossenschaften über die Durchführung einer Urabstimmung bei ihren Mitgliedern entscheiden sollen.