Ab dem 18. Dezember 1952 liefen im Gebäude an der Badenerstrasse erstmals Filme. Das Jubiläum feiern die Betreiber diesen Sonntag auf besondere Weise.
Am Sonntag werden es genau 70 Jahre her sein, seit der Einweihung des Kinos Excelsior. Der Bau an der Badenerstrasse markierte den Beginn einer rasanten Veränderung des Gebiets zwischen der Altstadt und dem Bahnhof. 1952 war das viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus eines der ersten grösseren Gebäude in diesem Bereich, doch folgten bald weitere in unmittelbarer Nähe.
Zur Einweihung des neuen Kinos fand sich am 18. Dezember 1952 eine illustre Gästeschar ein: Angefangen bei den Bezirksbehörden war der gesamte Stadtrat, eine Viererdelegation des Gemeinderats Windisch, der reformierte und der katholische Pfarrer, Vertreter der Stadt- und der Kantonspolizei sowie Wirtschaftsvertreter der Einladung der Cinema Excelsior AG gefolgt. In Begleitung «ihrer Damen», wie der Journalist des «Brugger Tagblatts» damals festhielt, konnten sie sich persönlich davon überzeugen, dass im Prophetenstädtchen ein neues Kinozeitalter angebrochen war.
Die Anfänge der Brugger Kinogeschichte reichen jedoch weiter zurück: Schon 1911 konnten die Leute von Brugg und Umgebung im Restaurant National an der Kreuzung Seiden- und Fröhlichstrasse Stummfilme schauen.
Zehn Jahre später öffnete das Kino Odeon seine Tore. 1942 übernahm Emilie Frey zusammen mit ihrem Mann die Leitung des väterlichen Betriebs. Beide waren bestrebt, dem Publikum ein attraktives Programm zu bieten. Allerdings gab es von den begehrten Filmen nur wenige Kopien, die entsprechend den Einspielergebnissen zuerst in den grossen Städten gezeigt wurden.
Bis ein Film in Brugg vorgeführt wurde, konnten mehrere Wochen vergehen. Wer nicht warten wollte, fuhr beispielsweise nach Baden oder Aarau, was sich negativ auf die Besucherzahlen auswirkte. Um dem entgegenzuwirken und weil die Familie Frey an die Zukunft des Standorts Brugg glaubte, investierte sie in den Neubau an der Badenerstrasse. Das nach Plänen von Architekt Ernst Strasser errichtete Gebäude bot im Erdgeschoss Platz für drei Läden sowie ein Etagengeschäft.
In den oberen Stockwerken gab es Wohnungen. Über das kleine Foyer gelangte man in den Kinosaal mit seinem birnenförmigen Grundriss. Der gewölbte Boden ermöglicht von allen Sitzplätzen eine angenehme Sicht auf die Leinwand. Ursprünglich bot der Saal 386 mit gelbem Kunstleder gepolsterte und naturgebeizte Sitze, davon 156 auf der Estrade und 230 im Parkett. Später wurden sie durch 303 orange Polstersessel ersetzt.
Eine Besonderheit stellt bis heute die Deckenkonstruktion dar. Eine Eisenbetonschale überspannt den ganzen Saal, wobei deren Form und die angebrachten Spezialplatten dafür sorgen, dass die Akustik im ganzen Saal gleich gut ist. Auch im Technikbereich kamen damals die modernsten Geräte zum Einsatz, die vielen Menschen unvergessliche Kinomomente ermöglichten. Vor allem Familienfilme und Blockbuster wurden im «Excelsior» gezeigt, während im «Odeon» Western-, Italo- und später auch Sexfilme zu sehen waren.
1998 erwarben Max und Bernadette Kuhn die Liegenschaft am Bahnhofplatz und übertrugen den Betrieb dem Kulturverein Arcus.
Die Familie Frey führte das «Excelsior» bis 2007 weiter. Damals übernahm Konrad Schibli den Betrieb und benannte es in «Youcinema» um. Durch Einbezug der bisherigen Ladengeschäfte wurde das Foyer vergrössert und im Saal ersetzten 172 bequeme Polstersessel die alte Bestuhlung.
Die Pläne zur Aufteilung des Saals in zwei Säle kamen nicht zur Realisierung. 2019 übernahm Stephan Filati den Betrieb, der bereits seit mehreren Jahren erfolgreich für das «Odeon» verantwortlich war. Während dort Arthouse-Filme gezeigt werden, richtete sich das Programm im «Excelsior» an ein breites Publikum.
Das Jubiläum wird am 18. Dezember auf besondere Weise gefeiert: Zum Eintrittspreis von 1952 – einem Franken – wird der erste Film noch einmal gezeigt, der im «Excelsior» lief. Welchen? Das soll eine Überraschung sein.
Titus J. Meier * ist Historiker und lebt in Brugg.