Wettingen
Gemeinde verbucht Minigewinn: «Wir sind zufrieden, aber noch nicht über den Berg»

Einmal mehr: Dei Aufwertungsreserve und Landverkauf bescheren der Gemeinde Wettingen ein Plus. Vizeammann und Finanzvorsteher Markus Maibach spricht von einer Punktlandung, die aber nicht nur durch diese Sondereinnahmen zustande gekommen sei.

Sabina Galbiati
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Vizeammann und Finanzvorsteher Markus Maibach (SP): Die Kosten liegen derzeit im Budgetrahmen.»

Vizeammann und Finanzvorsteher Markus Maibach (SP): Die Kosten liegen derzeit im Budgetrahmen.»

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Wie im Vorjahr kann Wettingen im Jahresergebnis 2017 einen Minigewinn verbuchen. Er beträgt 152'700 Franken bei einem Umsatz von 108 Millionen Franken. Vizeammann und Finanzvorsteher Markus Maibach (SP) sprach an der gestrigen Medienkonferenz von einer Punktlandung: «Wir sind zufrieden und auf Kurs, aber noch nicht über den Berg.» Damit spricht Maibach unter anderem das operative Ergebnis an, das ein Minus von 1,24 Millionen Franken ausweist.

Ähnlich wie im Vorjahr konnte dieses Minus mit der Entnahme aus der Aufwertungsreserve in Höhe von 1,4 Millionen Franken sowie einem Landverkauf mit einem Mehrgewinn von 331'000 Franken aufgefangen werden. «Doch nicht nur diese Sondereinnahmen haben sich positiv ausgewirkt», sagt Maibach. So habe die Gemeinde beim Personalaufwand rund 850'000 Franken eingespart und beim Sach- und Betriebsaufwand immerhin 330'000 Franken. «Hier griffen auch erste Sparmassnahmen aus der leistungsorientierten Verwaltungsanalyse (Lova).»

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Den eingesparten Beträgen stehen allerdings auch Mehrausgaben bei der Pflegefinanzierung sowie bei der Sozialhilfe gegenüber. Sie betragen je 1,3 Millionen Franken. «Bei der Sozialhilfe haben wir im Herbst Massnahmen ergriffen sowie im Rahmen des Budgets 2018 eingeplant», sagt Maibach. Diese Massnahmen würden nun greifen. «Die Kosten liegen derzeit im Budgetrahmen.» Was die Pflegefinanzierung anbelangt, so sei die Gemeinde zum grössten Teil auf die Prognosen des Kantons angewiesen. Der Kanton stelle am Ende auch die Rechnung – «und diese Kosten können wir kaum beeinflussen».

Auch bei den Einkommens- und Vermögenssteuern hat Wettingen beinahe eine Punktlandung erreicht. Mit Einnahmen von 50,6 Millionen Franken hat sie die budgetierten 50,7 Millionen Franken um gerade mal 100 000 Franken verfehlt (siehe Grafik). Zur Erinnerung: Die Gemeinde musste in den Jahren 2012 bis 2015 bei den Steuern grosse Fehlbeträge verbuchen, bei denen die Gemeinde teils fast bis zu 5 Millionen Franken unter dem Budget lag. Maibach: «2017 haben wir eine hohe Budgetgenauigkeit erzielt und für das aktuelle Jahr können wir von einem realistischen Steuerbudget ausgehen, das wir Stand heute auch erreichen werden.»

Dank Sondereinnahmen bei den Nachsteuern und den Grundstücksgewinnsteuern liegen die Steuereinnahmen insgesamt knapp eine Million Franken über den budgetierten 57,6 Millionen Franken.

Die Schulden steigen

2017 hat die Gemeinde mit 18,9 Millionen Franken wieder stärker in die Infrastruktur und insbesondere Schulanlagen investiert. Mit 6,6 Millionen Franken fällt der Neubau der Dreifachturnhalle Margel- äcker am stärksten ins Gewicht. 3,83 Millionen Franken der gesamten Investitionen konnte die Gemeinde selber stemmen.

Damit liegt der Selbstfinanzierungsgrad bei tiefen 20,3 Prozent. «Wir konnten hier bisher von den historisch tiefen Zinsen profitieren. Doch nun steigen die Zinsen allmählich wieder», sagt Maibach. Dies sei denn auch ein kritischer Faktor, den man im Auge behalten müsse. Angesichts der Investitionen, die im laufenden Jahr rund 30 Millionen Franken betragen – 20 Millionen allein für die Sanierung des Sport- und Erholungszentrums Tägerhard – werden die Schulden der Gemeinde stark steigen.

Bereits für das Rechnungsjahr 2017 verbucht Wettingen eine Nettoschuld pro Einwohner von rund 3770 Franken, was den Richtwert des Kantons von 2500 Franken deutlich übersteigt. «Diesen Wert muss man aber bei einer grossen Gemeinde wie Wettingen relativieren», fügt Finanzabteilungsleiter Martin Frey an. Eine grosse Gemeinde verkrafte hohe Schulden wesentlich besser als eine kleine und könne diese auch besser abbauen. Maibach: «Wir befinden uns in einer intensiven Investitionsphase und den hohen Schulden steht letztlich eine modernisierte Infrastruktur mit beträchtlichem Wert gegenüber.»

Ziel für das Rechnungsjahr 2018 und die Folgejahre ist ein positives operatives Ergebnis, ohne dafür auf die Entnahme aus der Aufwertungsreserve zurückzugreifen, denn diese soll verwendet werden, um die Schulden einzudämmen. Sein Ziel will der Gemeinderat mit der bewilligten Steuererhöhung um drei Prozentpunkte sowie den Sparmassnahmen aus der Lova erreichen. Diese Massnahmen greifen ab diesem Jahr mit rund 0,5 Millionen gesparten Franken und sollen weiter gesteigert werden.